ANSBACH (hmg) – Der Juli hatte in seiner ersten Dekade in Ansbach heuer eine große Bandbreite – an Extremwetter. Bereits am vergangenen Sonntagabend am 4. Juli zog ein kräftiges Gewitter mit Platzregen und Hagel in einem nicht mal einen Kilometer breiten Streifen von Bernhardswinden kommenden über die Innenstadt und Hennenbach hinweg nordwärts. Hier kam es punktuell binnen 30 Minuten zu bis zu 29 Liter Regen, wie in der Nelkenstraße und an der Galgenmühle gemessen, mehrere Keller liefen voll, einige Straßenbereiche wurden überflutet. Örtlich gab es auch heftigen Hagel.
Im weiteren Wochenverlauf gab es immer wieder teils kräftige Regenschauer, Dank teils hochsommerlicher Werte mit bis zu 28,4°C (wie am Dienstag), steigerte sich durch den zunehmend durchnässten Boden auch die Luftfeuchte auf ein extrem hohes Niveau. Am Donnerstag lag so der Taupunkt nur noch 1,5 Grad von der Lufttemperatur entfernt, die Luftfeuchte bei 90 Prozent. Das entspricht tropischen Werten und ist ein „Monsunklima“. Kein Wunder, dass am Abend in Verbindung mit einem Tief aus dem Alpenraum heraus teils heftige und länger anhaltende Regenfälle entstanden, zeitweise registrierte die Wetterstation in Schalkhausen einen Regendurchfluss von rechnerisch bis zu 144 Liter pro Stunde. Bis zum Freitagmorgen kamen zum meteorologischen Meßtermin um 07.30 Uhr letztlich stolze 57,5 Liter pro Quadratmeter zusammen, die höchste Tagesniederschlagsmenge in Ansbach in einem Juli seit dem schweren Unwetter vom 21. Juli 1992: Vor 29 Jahren summierte sich der Tagesniederschlag am Ende auf 75,3 Liter. Ähnlich viel Regen kam in der Nacht zum Freitag nicht nur in Ansbach, sondern auch in Feuchtwangen vom Himmel (55,8 Liter), in Burgbernheim waren es sogar 58,8 Liter.
Dank der am Freitag bis in den Nachmittag hinein anhaltenden kräftigen Regenfälle, wurde jedoch für ein 24-Stunden-Zeitfenster in Ansbach ein weiterer Extremwert gemessen: Von Donnerstagabend, 21.30 Uhr bis Freitag 16.30 Uhr summierte sich die Regenmenge in nur 19 Stunden in Schalkhausen auf 80,5 Liter. Dieser Wert wird nur noch vom 28./29. Juli 1941 überboten. Bei dem schlimmsten Unwetter, das Ansbach seit Meßbeginn 1879 je traf, summierte sich vor fast genau 80 Jahren der Niederschlag binnen 24 Stunden an der damaligen Wetterstation in Pfaffengreut auf 103,5 Liter, in Katterbach waren es 69,6 Liter, in Oberdachstetten 84,3 Liter. In Burgbernheim bescherte damals das Unwetter 107 Liter, in Neustadt an der Aisch gar 131,7 Liter, Markt Erlbach kam auf unfassbare 151,9 Liter. An der Frankenhöhe fielen am 8./9. Juli laut Radarmessungen binnen 24 Stunden teils mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter, also eine ähnliche Entwicklung wie 1941.
Wie vor 80 Jahren allerdings war durch die Niederschläge heute ein extremes Hochwasser an Hennenbach und Rezat die Folge. Am 29. Juli 1941 lag in Ansbach der Abfluss der Rezat bei 60 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, der bislang höchste je gemessene Wert. Der Pegel erreichte damals den Rekordwert von 415 cm, wie auch am 21. Dezember 1993.
Schon um 13.30 Uhr wurde heute am 9. Juli in Oberheßbach an der oberen Rezat mit einem Wasserdurchfluss von 60,1 Wasser Kubikmeter je Sekunde dieser Werte eingestellt. Zum selben Zeitpunkt war in Ansbach die Meldestufe 2 bei einem Durchfluss von knapp zehn Kubikmeter noch nicht einmal erreicht.
Ab 16.30 Uhr ging es dann beim Pegel der Rezat in Ansbach rasant aufwärts, binnen kurzer Zeit wurde die Meldestufe 3 und 4 „genommen“, um 19.30 der Peak mit 428 cm gemessen (bei einem Wasserdurchfluss von 57,2 cbm/s). Somit wurde zwar ein neuer Pegelrekord, nicht aber Wasserdurchflussrekord für Ansbach aufgestellt. Ab 20 Uhr begannen Pegel und Wasserdurchfluss langsam zu sinken.
Bereits in den Vormittagsstunden begannen die Feuerwehren der Region Sandsäcke für die zu erwartende Flutwelle zu befüllen. Dies wurde notwendig, da Einheiten der Ansbacher Feuerwehr für die parallele Bombenentschärfung wie Evakuierung der Gebäude am Bahnhof gebunden waren.
Quelle: Wetterstation-Ansbach.de