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Wörnitz: +++ Rätsel um aufgefundene Marien-Statue gelöst +++

Nach knapp fünf Tagen akribischer und intensiver Ermittlungsarbeit ist es der Verkehrspolizei Ansbach am Dienstag, 30.06.2020 gelungen, das Rätsel um die aufgefundene Marien-Statue zu lösen. Wie berichtet, war die Figur am vergangenen Donnerstagabend, 25.06.2020 auf dem Parkplatz „Kurzmandl Ost“ an der Bundesautobahn A 7 gefunden worden.

Alle bislang offenen Fragen der Ermittler fanden zwischenzeitlich vollumfänglich eine Antwort. Und darüber hinaus konnten die Ordnungshüter ihr Wissen rund um das Thema „sakrale Gegenstände“ ein Stück weit erweitern. Zu Hilfe kamen den Ordnungshütern dabei auch die Publikationen in den hiesigen lokalen Medien und die darauf folgend eingehenden Hinweise aus der Bevölkerung sowie von zwei Restauratoren.

Einzelne Schritte der Ermittlungstätigkeit werden nachstehend in der Chronologie dargestellt.

Was passierte nach dem Fund?

Die Beamten vor Ort dokumentierten am Donnerstag am Fundort zunächst die Auffindesituation fotografisch. Anschließend sicherten sie die Skulptur als möglicher Spurenträger und verpackten sie deshalb möglichst spurenschonend in einem Papiersack.

Am folgenden Freitag wurde der Lagedienst des Polizeipräsidiums Mittelfranken über den Sachverhalt informiert und veröffentlichte den Fall auf dem polizeiinternen so genannten Lageportal. So erlangten Polizeidienststellen in ganz Bayern, aber auch in benachbarten Bundesländern und Nachbarstaaten vom Fund der Figur Kenntnis. Und auch das Dezernat 622, zuständig für Kunstdiebstahl, beim Bayerischen Landeskriminalamt, wurde schon frühzeitig in die weiteren Ermittlungen der Verkehrspolizeiinspektion eingebunden. Zeitgleich wurden die lokalen Medien im Rahmen des täglichen Presseberichts der Verkehrspolizei Ansbach informiert und um Mithilfe gebeten.

Als die Ordnungshüter am Montag dann mögliche Spuren sichern wollten und die Skulptur aus der Tüte holten stellten sie fest, dass die Marien-Statue nicht – wie ursprünglich angenommen – aus Holz hergestellt worden ist. Vielmehr handelte es sich offenbar um einen Abguss.

Zeitgleich stießen die Ermittler im Rahmen von Internetrecherchen auf Bilder einer Muttergottes, die Ähnlichkeiten mit dem Fundstück aufwiesen. Diese Bilder waren im Netz auf einem einschlägigen lokalen Verkaufsportal im Rahmen eines Angebotes eingestellt worden. Der Verkauf war zwischenzeitlich zwar bereits abgeschlossen, wie auf der Internetseite zu erkennen war. Allerdings konnten die Beamten noch die Anbieterin, eine 68-Jährige aus dem Raum Schwabach, herausfinden.

Der Sachbearbeiter kontaktierte daraufhin diese Frau zunächst telefonisch. Sie erklärte, die Marien-Statue für dreihundert Euro angeboten und sie dann am Sonntag, 21.06.2020 an einen Mann aus dem westlichen Mittelfranken für 270 Euro verkauft zu haben. Von diesem hatte sie noch den Namen sowie seine telefonische Erreichbarkeit und stellte Beides der Polizei zur Verfügung.

Wie kam die Marien-Statue auf den Parkplatz?

Der Ermittler nahm nun wiederum ihrerseits telefonisch Kontakt mit dem Käufer, einem 54-Jährigen aus dem westlichen Landkreis Ansbach, auf. Dieser bestätigte zunächst die Angaben der Verkäuferin. Auf dem Heimweg habe er dann allerdings bei einem Halt auf dem Parkplatz „Kurzmandl – Ost“ festgestellt, dass es sich beim Material nicht um Holz, sondern um einen Abguss handelt. Deshalb habe er sich der Figur kurzerhand entledigt und sie in einen nahegelegenen Mülleimer geworfen, um sie dort zu entsorgen.

Wie die Skulptur dann schlussendlich an ihren Standort kam ist unklar. Wer sie wieder aus dem Mülleimer gezogen und anschließend auf dem Betonsockel förmlich drapiert hat, konnte nicht mehr ermittelt werden. Fest steht jedoch, dass sie dort bereits am Dienstag, 23.06.2020 von einem Arbeiter gesehen worden ist. Dieser schenkte der Maria mit dem Christuskind jedoch keine weitere Bedeutung und kam auch nicht auf die Idee, die Polizei zu informieren.

Wie kam es letztlich zur Identifizierung der Marien-Statue?

Da sich die Ermittler noch immer nicht zweifellos schlüssig waren, ob es sich beim Fund letztlich tatsächlich um die Figur aus dem besagten Verkaufsgeschäft handelt, führten sie am Dienstag, 30.06.2020 eine „Gegenüberstellung“ durch. Hierzu brachten sie die Marien-Statue zur Verkäuferin. Diese und ihr zufällig anwesender Bruder konnten dem Sachbearbeiter dabei eine Vielzahl eindeutiger Identifizierungsmerkmale nennen, die beim darauf folgenden Abgleich mit der Skulptur übereinstimmten. Hierbei erfuhren die Beamten dann auch am Rande, dass die 68-Jährige die Maria vor etwa dreißig Jahren von ihrem zwischenzeitlich verstorbenen Ehemann geschenkt bekommen hat. Und auch, dass Teile der Statue, beispielsweise an der Krone oder am Fußende, notdürftig geklebt und repariert wurden.

Was hat Verkehrspolizei sonst noch zur Figur erfahren und was hat sie für einen Wert?

Nach Aussagen eines Restaurators handelt es sich bei der Figur um eine Kopie als Guss, allerdings nicht um Massenware, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts beispielsweise üblich war und die in Serie produziert worden ist. Die Fassung ist neuzeitlich, wobei es sich beim Original bzw. der Vorlage um eine spätgotische Marienskulptur gehandelt haben muss. Die Figur ist qualitätsvoll gearbeitet, was unter anderem an der deutlich erkennbaren Maserung, dem Ansatz der Stemmeisen, Sprüngen im Holz oder den erkennbaren Löchern von Holzwürmern zu erkennen ist. Die Fassung an sich ist allerdings von minderer Qualität und die Figur weist Beschädigungen auf, was sich wertmindernd auswirkt. Der Wert kann aber durchaus im mittleren dreistelligen Bereich liegen.

Was geschieht jetzt mit der Muttergottes?

Der Käufer und zunächst neue Eigentümer aus dem westlichen Mittelfranken hat zwischenzeitlich gegenüber dem Sachbearbeiter die Eigentumsaufgabe unwiderruflich erklärt und will die Figur nicht mehr haben. Deshalb hat die Muttergottes mit dem Christuskind nun – zumindest vorübergehend – eine Herberge und Bleibe im Polizeiareal an der Schlesierstraße gefunden.

Nach Aussage des Leiters der Verkehrspolizeiinspektion Ansbach, Polizeirat Helmut Gollrad, wird man dort im Gebäude einen Ort finden, um den sakralen Gegenstand in angemessener und würdevoller Form aufzustellen. Ob daraus allerdings einmal ein Marienschrein werden wird, ließ er dabei noch offen …

Quelle und Fotos: Verkehrspolizeiinspektion Ansbach

Foto: Verkehrspolizei Ansbach
Foto: Verkehrspolizei Ansbach