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Dinkelsbühl + Dürrwangen: +++ Verkehrsunfälle mit Wild – Zahlen und Strategien +++

Im Jahresverlauf 2020 ereigneten sich in Mittelfranken 8.161 (8.576, -4,84 %) Wildunfälle. Bei diesen Unfällen wurden 60 (68) Personen verletzt. Es entstand nach polizeilicher Schätzung ein Sachschaden von 412.000 Euro (351.000 Euro, +17,38 %).

Im Bereich der PI Dinkelsbühl waren es

  • 2017: 414 Wildunfälle
  • 2018: 440 Wildunfälle
  • 2019: 470 Wildunfälle
  • 2020: 500 Wildunfälle

So wurde 2020 erstmals die Marke von 500 Wildunfällen allein im Bereich der PI Dinkelsbühl erreicht. Dies bedeutet eine kontinuierliche Steigerung. Vermutlich sind die Ursachen dafür die Klimakrise, Flächenverbrauch (Futtersuche), Störungen durch Spaziergänger und freilaufende Hunde.

Der 1. Bürgermeister von Dürrwangen Jürgen Konsolke sagte, dass es in den letzten drei Jahren im Gemeindebereich 100 Wildunfälle gegeben hat. Die Ortsverbindungsstraße Halsbach-Karlsholz führt zum Industriegebiet Sinbronn und wird deshalb auch häufig genutzt. Aus diesem Grund wurde nun das Gefahrzeichen 142 – „Wildwechsel“ – aufgestellt.

Polizeihauptkommissar Daniel Rotter erwähnte, dass man bei dem Schild „Wildwechsel“ die Geschwindigkeit deutlich reduzieren soll. Wenn bei einem Wildunfall nachgewiesen werden kann, dass der Fahrzeugführer zu schnell war, muss dieser auch mit einem Bußgeld und einen Punkt rechnen. Bei einem Wildunfall werden die Tiere meist nur schwer verletzt. Da steht dann das Tierwohl im Vordergrund und man kann dann das Tier von seinem Leid erlösen.

Regierungsoberinspektor Maximilian Seybold meinte, dass die Tiere vom Waldrand in den Wiesengrund wechseln. Die Tiere werden durch Personen und Hunde, die nicht auf den Wegen bleiben, gestört und flüchten dann aus dem Wald. Leider werden auch die Wildunfälle zu spät gemeldet (meist erst, wenn die Versicherung eine Bescheinigung will), dann ist es aber leider schwer die genaue Unfallstelle und das verletzte Tier zu finden. Man muss dann manchmal stundenlang die verletzten Tiere suchen.

An etwa 90 Prozent aller Wildunfälle sind Rehe beteiligt.

Wildunfälle vermeiden – Maßnahmen für den Verkehrsteilnehmer:

  • In Gefahrenzonen vorsichtig sein (unübersichtliche Wald- und Feldränder, neu gebaute Straßen, Straßen die durch Wälder führen)
  • Geschwindigkeit anpassen (wer statt den erlaubten 100 km/h lieber nur mit 80 km/h fährt, kann schneller reagieren und bremsen bzw. dadurch die Unfallfolgen reduzieren)
  • Umgebung im Auge behalten (immer auch die Umgebung der Straße im Blick haben. Oft sind Tiere oder reflektierende Wildaugen bereits auf dem Feld erkennbar – dann unbedingt Geschwindigkeit verlangsamen)
  • Auf Nachzügler achten (viele große Wildtiere tauchen in Rudeln oder Sprüngen auf; daher gilt es nach der Überquerung eines Tieres immer mit weiteren Tieren rechnen)
  • Mit hoher Aufmerksamkeit fahren (Insbesondere in der Dämmerung, Nachtzeit, aber auch bei Nebel und schlechter Sicht mehr Aufmerksamkeit schenken als ohnehin)
  • taucht ein Tier im Fernlicht auf, sollte man das Licht ausschalten; zudem empfiehlt es sich zu hupen, um Tiere von der Fahrbahn zu jagen

Corona hat auch hier Auswirkungen, da Freizeitnutzer und freilaufende Hunde das Wild beunruhigen, welches bei Flucht ggf. dann Straßen überquert und Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer darstellt.

Daher der Appell der Polizei und der Jagdpächter:

  • Bitte als Fußgänger, Mountainbiker, etc. auf den Wegen bleiben
  • Hunde anleinen (unbeaufsichtigtes Umherlaufen des Hundes kann mit Bußgeld belegt werden)- Erst jüngst kam es im PI Bereich DKB zu einem Fall, dass ein nicht angeleinter Hund ein Stück Rehwild hetzte. Dies wird seitens des LRA AN mit empfindlichem Bußgeld geahndet

Maßnahmen zur Vermeidung von Wildunfällen für andere Personen als Verkehrsteilnehmer (Darstellung LRA AN):

  • Wildwarn-Apps für Autofahrer (Tierfundkataster des Deutschen Jagdverbandes oder Wuidi),
  • Wildwarner Animot: überwacht Gebiet im Straßenbereich, ist Wild in der Nähe wird der Verkehrsteilnehmer in Echtzeit gewarnt, ist bis Ende 2021 im Testbetrieb

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass selbst beim Einsatz aller erdenklicher Maßnahmen eine gänzliche Vermeidung von Wildunfällen leider nicht möglich ist.

Wildunfall – und nun? 

  • Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren, Warnblinkanlage einschalten und Unfallstelle sichern.
  • Polizei immer informieren! (auch wenn keine Wildunfallbescheinigung benötigt wird)
  • Die Polizei stellt nach der Unfallaufnahme auch eine Wildunfallbescheinigung aus. Diese wird
    für die Teil- bzw. Vollkasko benötigt.
  • Unfallstelle möglichst kennzeichnen (bspw. Kreidestrich, Markierung an Leitpfosten mit zugelassenen Markierungsbändern, welche bei den Zulassungsstellen erhältlich sind, usw.)
  • Unfallörtlichkeit möglichst genau angeben (bei Ortsunkenntnis kann z.B. das Smartphone bzw. das im Auto verbaute Navigationsgerät genutzt werden)
  • Wichtig: Leitpfosten dürfen nicht entfernt werden
  • Übergabe einer Mobilfunknummer an Polizei mit Weitergabe dieser Nummer an Jagdpächter (um später genauestens die Unfallörtlichkeit zu beschreiben für Nachsuchen nach verletztem Wild)

Folgen eines nicht unverzüglich gemeldeten Wildunfalls mit Schalenwild:

Gelegentlich melden Unfallfahrer einen Wildunfall nicht unverzüglich oder gar nicht (Paradebeispiel: Unfall morgens auf Arbeitsweg, Meldung jedoch erst abends nach Feierabend)

  • Einleitung eines Verfahrens mit anschließendem Bußgeldbescheid
  • Zusätzliche Folge: Oft leiden angefahrene Wildtiere stundenlang, bis diese dann elendig sterben

Abschlussappell:

„Jeder vermiedene Wildunfall rettet das Leben eines Tieres, evtl. sogar ein Menschenleben!“

Quelle: Polizeiinspektion Dinkelsbühl und Landratsamt Ansbach