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Nachhaltigkeit bei der Altbausanierung

Entweder ist es die eigene, ältere Immobilie, die der Besitzer auf den neuesten energetischen und kosmetischen Stand bringen will, oder ein Hauskäufer, der sich in den Charme eines Altbaus verliebt hat. In den meisten Fällen ist es so, dass ein älteres Wohnhaus in die Jahre gekommen ist und umfassend saniert und renoviert werden muss. Am besten unter nachhaltigen Gesichtspunkten mit ökologischen Baustoffen. Forscher entwickeln dazu immer neue Ideen.

Die Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen sind oft beträchtlich und abhängig davon, wie und ob das Haus in den vergangenen Jahrzehnten gepflegt und instand gehalten wurde. Bei der Sanierung wird dann sehr häufig zu Standard-Lösungen gegriffen. Allein schon vor dem Hintergrund des Klimawandels und für den Umweltschutz ist die Hinwendung zu Baumaterialien, die nicht aus industrieller Fertigung kommen, oft die bessere Wahl.

Wann ist eine Sanierung nachhaltig?
Eine Sanierung gilt dann als nachhaltig, wenn die Maßnahmen, die der Bauherr ergreift, insgesamt unter dem Strich den Ressourcenverbrauch des Gebäudes verringert. Ressourcen werden jedoch nicht nur bei der Nutzung des Hauses, sondern auch bei der Herstellung der benötigten Materialien verbraucht.

Hinzu kommen die Eigenheiten, die „Persönlichkeit“ eines älteren Hauses, die nicht nur nach Individualität, sondern auch nach ökologischen Baumaterialien verlangen – zum Beispiel bei einem Fachwerkhaus.

Auch das ist ein Grund, warum viele Sanierer auf natürliche Baustoffe setzen. Für die Herstellung braucht es keine aufwändige Produktion, und auch die Transportwege entfallen oft. Nach Angaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe wurden im Jahr 2020 deutschlandweit 2,6 Millionen Hektar Fläche für den Anbau nachwachsender Rohstoffe verwendet. Hinzu kommt Holz für die Industrie und die Energieversorgung auf rund 11 Millionen Hektar Fläche. Die Verwendung solcher Rohstoffe soll helfen, den Klimawandel zu bremsen, weil durch ihre Nutzung weniger CO2 freigesetzt wird. Auch die Luftverschmutzung durch Schadstoffe kann durch solche Maßnahmen eingedämmt werden.

 

Umweltbelastungen vermeiden
Nachhaltige Sanierung bedeutet nicht nur die Wahl der richtigen Baustoffe wie etwa Lehm oder Holz: Auch andere Aspekte fließen ein, wenn aus einem sanierungsbedürftigen Haus auch aus ökologischer Sicht ein Schmuckstück gemacht werden soll. Das betrifft zum Beispiel die Vermeidung von Umweltbelastungen beim Bau, soweit es möglich ist sowie energetische Maßnahmen. Darüber hinaus müssen Baustoffe und –weisen vermieden werden, die für Mensch und Umwelt nachweislich schädlich sind. Erdölbasierte Bau- und Dämmstoffe sind mit dem Klimaschutz nicht vereinbar, gefragt sind regenerative Materialien, gerade, was die Wärmedämmung angeht. Hinzu kommt das Gebäudeenergiegesetz für besseren Klimaschutz, an welches sich Bauherrn halten müssen.

Wiederverwertung und Erhalt der Bausubstanz
Eine behutsame und nachhaltige Sanierung nimmt auch immer Rücksicht auf Erhalt und Wiederverwertung der Bausubstanz, was auch dem Ziel, sparsam mit Ressourcen umzugehen und vorhandene Werte zu nutzen, entspricht. In erster Linie ist es der Wärmeschutz, der bei Sanierungsarbeiten hohe Priorität hat. Altbauten sind in der Regel schlecht gedämmt, wenn sie nicht laufend instand gehalten worden sind. Oft ist es eine Gratwanderung zwischen Wärmeschutz und Bauwerkschutz, den der Bauherr beschreiten muss, um gute Ergebnisse zu erzielen. Ökologische Bau- und Dämmstoffe, die in vielen Fällen bereits vor Jahrhunderten eingesetzt wurden,  sind zum Beispiel:

  • Lehm
  • Einblaszellulose
  • Ziegel
  • Naturstein
  • Stroh
  • Reet
  • Holz
  • Kork
  • Wolle
  • Gras

Diese natürlichen Baustoffe sind weitestgehend schadstofffrei und aus baubiologischer Sicht von hoher Qualität, weil sie bei der Herstellung deutlich weniger Energie benötigen. Zu den natürlichen Dämmstoffen zählt sogar auch Pappe – entsprechende Platten sind nachhaltig herzustellen. Dämmmaterial aus Pappe ist in der Lage, Wärme länger zu halten.

Erforschung neuer Bau- und Dämmstoffe
Pioniere der Pappkarton-Dämmung sitzen zum Beispiel in Kalbach in Hessen. Bei der Herstellung der Dämmplatten wird auf chemische Bindemittel verzichtet, stattdessen kommen Mais- oder Kartoffelstärke und ein nachhaltiger Wasserglaskleber zum Einsatz. Das ist jedoch noch lange nicht alles, wenn es um Innovationen beim Bauen geht. Am Fraunhofer-Institut in Oberhausen etwa entwickeln deutsche Forscher derzeit ein Verfahren, den unterirdisch wachsenden Teil von Pilzen, das sogenannte Myzel, zu Baustoff oder Dämmmaterial weiterzuentwickeln. Auch die Eigenschaften von Carbonbeton werden von Wissenschaftlern verstärkt unter die Lupe genommen: Bei diesem Baustoff handelt es sich um eine Verbindung aus Kohlenstofffasern und Beton. Forscher versprechen sich mit der Verwendung von Carbonbeton eine deutlich reduzierte CO2-Emission. Hergestellt wird der Baustoff aus einem Abfallprodukt bei der Holzverarbeitung, Lignine. In Dresden an der Technischen Universität steht bereits ein Referenzbau aus Carbon.

Dämmung aus Seegras und Popcorn
Weitere neue und eher ungewöhnliche Überlegungen sind teilweise noch nicht ausgereift, aber dennoch interessant für die Forschung. Zum Beispiel die Verwendung von Seegras für die Wärmedämmung. Für die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe hat der Naturstoff viele Vorteile. Er muss nicht angebaut werden, sondern nur geerntet, und mit seinem hohen Salzgehalt sei das Naturmaterial nicht leicht entflammbar, heißt es. Darüber hinaus kann Seegras relative viel Feuchtigkeit aufnehmen, verliert dabei aber nicht an Dämmkraft. Auch Platten aus Schilf und Rohrkolben, die in tragenden Wänden zum Einsatz kommen könnten, sind im Gespräch. Eher skurril ist die Idee, die an der Uni Göttingen entwickelt wurde: Wände aus Popcorn. Dabei handelt es sich um Spanplatten, die aus Popcorngranulat und Holzspänen bestehen. Ziel ist, künftig Produkte aus reinem Popcorngranulat herzustellen, die auch als Dämmstoffe geeignet sind.

Bestehendes aufarbeiten
Nachhaltigkeit bedeutet auch, auf Neukäufe zu verzichten, wenn das Bestehende optimal aufgearbeitet werden kann. Auch das schont die Umwelt. Zum Beispiel Holz: Manchmal muss es keine neue Treppe für das in die Jahre gekommene Häuschen sein – oft reicht auch eine professionelle Aufarbeitung. Auch alte Holzfußböden sind ein Beispiel für Nachhaltigkeit: In den meisten Fällen lassen sie sich mehrfach abschleifen und wieder neu versiegeln. Das Ergebnis steht einem neu verlegten Boden meist in nichts nach – im Gegenteil, denn gerade gealterte Holzböden verströmen einen ganz besonderen Charme.