Ein Hospiz in Pleinfeld am Brombachsee entsteht
Pleinfeld, 29. März 2023 – Mit der Realisierung eines stationären Hospizes in Pleinfeld am Brombachsee wird für die Bevölkerung der beiden Landkreise Roth und Weißenburg-Gunzenhausen sowie auch für angrenzende Regionen ein bislang „weißer Fleck“ im Bereich der Hospizversorgung in Bayern geschlossen.
Die stationäre Einrichtung zur Sterbebegleitung wird vom Bayerischen Roten Kreuz Kreisverband Südfranken an der Pleinfelder Seite des Brombachsees gebaut und anschließend in gemeinsamer Trägerschaft mit den beiden Hospizvereinen in den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen betrieben.
Wenn Menschen aufgrund schwerer Krankheit medizinisch nicht mehr weitergeholfen werden kann, bleibt nur noch, ihnen den letzten Lebensabschnitt so schmerzfrei und angenehm wie möglich zu gestalten. Diese Sterbebegleitung von schwer kranken Menschen ist meist mit intensiver Pflege und medizinischer Versorgung verbunden. Für Todkranke und deren Angehörigen ist deshalb oft eine stationäre Einrichtung die beste Option. Die Plätze in solchen Hospizen gehen teilweise mit langen Wartelisten einher. Angehörige aus den beiden Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen, die sich einen solchen Hospiz-Platz sichern konnten, mussten bislang lange Anfahrten in Kauf nehmen, denn die nächstgelegenen Hospizstandorte sind in Nürnberg, Ingolstadt oder Ellwangen.
Seit mehreren Jahren bemühen sich deshalb die beiden Landkreise, die Versorgung schwer kranker Menschen zu verbessern. „Die Palliativversorgung ist mir eine Herzensangelegenheit“, macht Landrat Herbert Eckstein, Landrat des Landkreises Roth, deutlich. „Wir haben uns deshalb in der Vergangenheit intensiv darum bemüht, sowohl das ambulante als auch das stationäre Angebot für Palliativpatienten in der letzten Lebensphase stetig auszubauen und zu verbessern. Das Hospiz wird ein Kernstück dieser Versorgung sein. Ich freue mich sehr, dass wir es geschafft haben, zum Ende meiner Amtszeit ein Hospiz in unserem ländlichen Raum auf den Weg zu bringen.“
Um den Ausbau der ambulanten und stationären Versorgung für schwerstkranke und sterbende Menschen kümmert sich seit 2015 das landkreisübergreifende Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk Südfranken (HPVN). Mitglied im HPVN sind unter anderem die bereits 1998 gegründeten beiden Hospizvereine Landkreis Roth e.V. sowie Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen e.V.. Diese beraten und begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige. 2006 kam dann die Palliativstation im Klinikum Roth und 2014 der palliativmedizinische Dienst des Klinikums Altmühlfranken hinzu. Damit bieten die Kliniken bereits eine umfassende medizinische Versorgung für schwerstkranke Menschen sowie für Schmerzpatienten. Entlassene Patienten aus den Kliniken werden in den beiden Landkreisen entweder hausärztlich versorgt oder durch niedergelassene Ärzte mit entsprechender Palliativweiterbildung betreut, die sich im Rahmen der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (kurz AAPV) um diese Patienten kümmern. Für schwerstkranke Menschen, die am liebsten bis zuletzt in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben möchten, stehen mit dem Angebot der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (kurz SAPV) der 2018 gegründeten Genossenschaft SAPV Südfranken eG eigene Teams aus palliativ weitergebildeten Ärzten und Pflegefachkräften bereit, die eine rund um die Uhr Betreuung gewährleisten können. Die Leistungen sind dabei primär medizinisch ausgerichtet und umfassen die Befreiung von Schmerzen und die Linderung anderer belastender Symptome, um den Betroffenen bis zuletzt ein Leben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen.
Das Hospiz wird in Zukunft das bestehende palliativmedizinische Versorgungsangebot ergänzen und bietet gerade für schwerkranke Menschen am Lebensende als auch für deren Angehörige eine Rundum-Versorgung in dieser schwierigen Situation.
„Für die bestmögliche Versorgung unheilbar erkrankter Menschen fehlte allerdings noch ein stationäres Hospiz für unsere Region“, erklärt der Koordinator der Hospizinitiative des HPVN Günther Wittmann von der Gesundheitsregionplus im Landratsamt Roth. Eine Voraussetzung für ein Hospiz ist die Zulassung durch die Krankenkassen, ein sogenannter „Versorgungsauftrag“, an dessen Erhalt eine Vielzahl von Bedingungen geknüpft sind. Um diese nach und nach abzuarbeiten, wurde 2020 eine Bestands- und Bedarfsanalyse durchgeführt. „So war es uns zum Beispiel möglich vom generellen Kriterium, dass nur pro 60.000 Einwohner ein Hospizplatz genehmigt wird, abzuweichen“, gibt Wittmann einen Einblick in den langwierigen Prozess. Vielmehr rückte nun die Erreichbarkeit für die Bevölkerung und die Verknüpfung mit weiteren Angeboten, wie beispielsweise der ebenfalls in Pleinfeld angesiedelten SAPV Südfranken eG in den Fokus. „Pleinfeld verfügt über eine sehr gute verkehrstechnische Anbindung“, so Wittmann weiter, der dabei auch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der beiden Hospizvereine, die dort zukünftig tätig sein werden, im Blick hat.
„Ein Hospiz im ländlichen Raum ist keine Selbstverständlichkeit. Durch die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis Roth konnten wir nun aber für unsere Bevölkerung diesen wichtigen Eckpfeiler der palliativen Versorgung sicherstellen“, bedankt sich der Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen Manuel Westphal. „Gerade auch todkranke Menschen bleiben ein Teil unserer Gemeinschaft. Es ist als Landkreis unsere Pflicht, auch für diese Menschen und ihre Angehörigen mit ihren Sorgen und Nöten da zu sein und ihnen diese schwere Zeit so einfach wie möglich zu machen!“
Und auch der Bürgermeister des Marktes Pleinfeld Stefan Frühwald freut sich, dass die Standortwahl auf seine Gemeinde gefallen ist: „Mit dem SAPV-Team haben wir bereits einen Teil der palliativen Versorgung bei uns in Pleinfeld stationiert und haben sehr gute Erfahrungen gemacht. Mit dem Hospiz am Brombachsee entwickeln wir uns als Gemeinde zu einem Zentrum im Bereich Palliativ- und Hospizversorgung im südfränkischen Raum sowie für angrenzende Regionen.“
Passender Träger mit dem BRK gefunden
Die Anforderungen der Krankenkassen als Kostenträger hören allerdings nicht bei der Wahl des bestmöglichen Versorgungsstandorts auf. Auch der Träger muss im gesamten Einzugsgebiet verankert und unmittelbar dafür zuständig sein. Und er muss langjährige Erfahrung im Bau und Betrieb von stationären Pflegeeinrichtungen haben. „Mit 20 Kindertageseinrichtungen und fünf Schulbetreuungen, zwei Seniorenwohn- und Pflegeheimen sowie drei Tagespflegen und Sozialstationen sind wir als BRK Südfranken in beiden Landkreisen stark vertreten – also eine Art Familiendienstleister für die Region“, erklärt der Vorsitzende des BRK Kreisverbands Südfranken Peter Gallenmüller. Nachdem der BRK Kreisverband als Bauherr und Träger feststand, wurden in Rücksprache mit dem Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, der Gemeinde Pleinfeld und der Regierung von Mittelfranken eine Vielzahl von Grundstücken an verschiedenen Standorten geprüft. Das insgesamt acht Betten umfassende Hospiz wird nun auf ein 5.000 Quadratmeter großes Grundstück an die Pleinfelder Seite des Brombachsees in der Nähe des Wassersportzentrums der Universität Erlangen-Nürnberg gebaut werden. Die Kosten für die Baumaßnahmen des 1.500 Quadratmeter großen Hospizes werden auf acht bis zehn Millionen Euro geschätzt.
Das Hospiz wird anschließend durch den BRK Kreisverband Südfranken in Kooperation mit den beiden Hospizvereinen der Landkreise Roth und Weißenburg-Gunzenhausen betrieben. „Wir haben mittlerweile 25 Jahre praktische Erfahrung mit der Beratung und Begleitung von schwer kranken Menschen. Sterbende zu Hause zu versorgen, ist nicht immer möglich. Ein Hospiz ist deshalb wichtig, um den Betroffenen noch ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben bis zum Tod zu ermöglichen“, erklären Dr. Hartmut Stark, Vorstand des Hospizvereins Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sowie Klaus Rettlinger, der Vorstand des Hospizvereins Landkreis Roth.
Bis zum Baubeginn stehen allerdings noch detaillierte Planungsmaßnahmen an. Neben der Investitions- und Betriebskostenkalkulation müssen beispielsweise auch noch die Gesellschafterverträge ausgearbeitet werden.
Quelle: Pressemitteilung, Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen