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Dinkelsbühl – Ein mittelalterliches Hochhaus wird zu neuem Leben erweckt

Sanierung und Neunutzung des ehem. Waisenhauses bzw. Museums Haus B im Spitalhof - Büros beginnen

Dinkelsbühl, 11.08.2020 – Das Ziel: Kunst, Kultur, Musik und Soziales unter einem Dach in einem generalsanierten Haus aus dem 16. Jahrhundert mitten in der Altstadt. Was lange Jahre unmöglich erschien, wird nun umgesetzt.

Das imposante Haus B im Spitalhof mitten in der Dinkelsbühler Altstadt wird zukünftig ein Ort der generationenübergreifenden Kunst, Musik und Kultur. | Foto: Andrea Denzinger
Wieder Leben in einem „alten Hochhaus“

„Musikprobenräume, Soziale Einrichtungen, Bildung, der Seniorenbeirat, Theater – das Haus wird nach der Sanierung mit Leben gefüllt sein. Kinder und Jugendliche bis hin zu den Senioren werden tagtäglich wieder in diesem mittelalterlichen Hochhaus in unserer historischen Hospitalanlage ein- und ausgehen“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer über die Erfüllung des Zwecks der städtischen Hospitalstiftung, in deren Besitz das sog. Haus B ist.

738 Jahre Geschichte

1282 wurde das Heiliggeistspital erstmals urkundlich erwähnt. So zeugen noch das Kellergewölbe und einzelne Abschnitte der Außenmauern im Erdgeschoss aus der zweiten Hälfte des 13. Jh.. Jetzt im Jahr 2020 sind seither 738 Jahre vergangen. 738 Jahre in denen das Gebäude baulich und in der Nutzung viele Veränderungen erlebt hat. 1599/1600 wurde das EG sowie das erste und zweite Obergeschoss errichtet. V.a. vom 18. bis ins 20 Jh. wurden Dachstuhl-, Fassaden- und Innenwand-Maßnahmen vorgenommen. Die Nutzung im 20. Jh. war geprägt durch das Museum des Historischen Vereins Alt-Dinkelsbühl e.V., durch das Altenheim und durch das Waisenhaus: seit 1903 war das Museum in wenigen Teilen des Gebäudes und ab der Neukonzeption in den 1990er Jahren in weiten Teilen des Gebäudes beheimatet, zudem war im ersten Obergeschoss das Waisenhaus (bis 1940) und Räume des Altenheims untergebracht. Mittler-weile steht das Gebäude seit 2007 weitgehend leer, der Dinkelsbühler Tisch nutzt das Erdgeschoss.

Berücksichtigung Denkmalschutz & Co

Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig. Es soll unter Berücksichtigung der Anforderung der Denkmalpflege, der Baugestaltungssatzung, des Brandschutzes, des Wärmeschutzes, der Statik und der Barrierefreiheit saniert werden. Es wird angestrebt nahezu alle historischen Elemente werden repariert und erhalten. Ebenso wird kaum in die historische Raumstruktur eingegriffen. Rund 25 Räume auf drei Geschosse stehen in dem Haus dann Jung und Alt zur Verfügung.

Das Haus B um die Jahrhundertwende | Foto: Archiv
Was bisher geschah

Alle Voruntersuchungen u.a. zu Statik, Bauwerk, Historie und ein verformungsgerechtes Auf-maß sind bereits seit 2018 gemacht worden und das daraus hervorgegangene Sanierungskonzept hat vergangenes Jahr die Regierung positiv bewertet und der Stadtrat hat grünes Licht für das Vergabeverfahren an die Büros gegeben. Die Verwaltung hat nun die letzten Monate das Vergabeverfahren durchgeführt.

Vergaben an Büros sind erfolgt

In der Stadtratssitzung im Juni 2020 wurden die ersten Vergaben erteilt: Tragwerksplanung, Architektur, Haustechnik und Elektrotechnik. Nachfolgend ein kleiner Einblick in die Gewerke, die beauftragten Büros und deren Anspruch an die Arbeiten am Haus B.

Beauftragtes Architekturbüro

„Alle Denkmäler erzählen uns Gebäude von vergangenen Zeiten. Wie wurde gewohnt, gearbeitet, gefeiert, wie haben sich Menschen versammelt“, so das Architekturbüro Grellmann Kriebel Teichmann & Partner. Das Büro aus Würzburg ist das für die Architekturleistung beauftragte Büro. „Als Architekt freuen wir uns in diese Verantwortung für hochwertige Denkmalpflege genommen zu werden.“ Dem Büro ist es wichtig, „trotz der geforderten Sensibilität im Umgang mit alter Bausubstanz“, auch die jetzige „Zeit zu dokumentieren und eine Erzählung zur Geschichte des Hauses hinzuzufügen“, „Alt und Neu zu ordnen und gemeinsam mit unserer Bauherrschaft zu neuem Leben zu erwecken“.

Tragwerksplanung

Für die Tragwerksplanung erhielt das Ingenieurbüro Kugler Kerschbaum Partnerschaft aus Kelheim den Zuschlag. „Unser Leistungsspektrum reicht von der statisch-konstruktiven Voruntersuchung, über die Analyse historischer Tragkonstruktionen bis hin zur Aufstellung von statischen Berechnungen und die Betreuung der Umsetzung vor Ort. Wir haben Interesse an anspruchsvollen Projekten in der Denkmalpflege“, so das Büro.

Haustechnik und Elektrotechnik

Aus dem Landkreis Donau-Ries aus Wechingen kommt das Ingenieurbüro Riefle, welches das Gewerke „Haustechnik“ gewonnen hat. Die Ingenieurgemeinschaft Dess und Falk aus Nürnberg ist für die Elektrotechnik verantwortlich: „Ein beeindruckendes historisches Gebäude mit modernster Technik für die Zukunft smart auszustatten.“

Das Haus B um die Jahrhundertwende | Foto: Archiv
Entwurfsphase läuft an

„Die beauftragten Büros haben mit der Entwurfsphase begonnen. Raum für Raum nehmen die Büros den Bestand entsprechend dem beauftragten Gewerke unter die Lupe. Mitte September gibt es ein Startgespräch mit allen Büros. Die Büros lernen sich kennen und an dem Termin wird die Projektplanung gemeinsam ausgearbeitet. Alles muss genau abgestimmt werden. Etwa auch die Baustelleneinrichtung im Spitalhof mit der Frage wie die Baustelle reibungslos ohne Beeinträchtigung der Nachbarn Schülerwohnheim, Altenheim, Spitalkirche und Konzertsaal ab-gewickelt werden kann“, gibt Stadtbaumeisterin Gerhild Vonhold einen Einblick in die Entstehung des „neuen Hoch-Hauses“ mit Kunst, Kultur, Musik und Sozialem inmitten der Altstadt.


Quelle: Stadt Dinkelsbühl