Wolfram-von-Eschenbach-Preis und Förderpreise 2025 vergeben
Hauptpreis geht an Matthias Egersdörfer
Ansbach/Wolframs-Eschenbach, 24. Oktober 2024 – Der mittelfränkische Bezirkstag hat am Mittwoch in einer feierlichen Verleihung den Wolfram-von-Eschenbach-Preis 2024 und drei Förderpreise vergeben. Mit dem Hauptpreis gekürt wurde Matthias Egersdörfer, die Förderpreise erhielten der Musiker David Saam, die Bildende Künstlerin Julie Batteux und das Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Nürnberg.
Der Hauptpreis geht an Mathias Egersdörfer
Der im Nürnberger Umland aufgewachsene Kabarettist, Schauspieler und Autor Matthias Egersdörfer ist spätestens durch seine Rolle als Leiter der Spurensicherung im Franken-Tatort, die er seit 2015 mimt, einem breiten Publikum bekannt geworden. Seine große Leidenschaft ist jedoch die Kabarettbühne. Hier präsentiert er sich als grantelnden, laut polternden Franken, der sich mit hintersinnigem, schwarzem Humor und cholerischen Anwandlungen den Herausforderungen der Welt stellt. Trotz anfänglichen Hürden hat sich der 54-Jährige zu einer festen Kabarett- Größe etabliert, denn gerade sein ganz persönlicher, unverwechselbarer Stil macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung. Dies brachte ihm zahlreiche Preise ein, wie beispielsweise den Bayerischen Kabarettpreis in der Kategorie Senkrechtstarter oder den Deutschen Kleinkunstpreis (jeweils 2010).
Zunächst studierte Matthias Egersdörfer Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie, arbeitete als Medienberater und schloss ein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg an. Parallel dazu begann er mit dem Schreiben und dem Musizieren. Seit 1994 ist er regelmäßig mit seiner unkonventionellen Boy Band „Fast zu Fürth“ auf Tour oder verwirklicht Projekte mit dem Tubisten Heinrich Filsner. Eine fast schon sensible, melancholische Seite offenbart Egersdörfer hingegen mit seinem autobiographischen Roman „Vorstadtprinz. Roman meiner Kindheit“ (2019), in dem er seine Kindheitserlebnisse reflektiert, überspitzt und durchaus verallgemeinert. Diese verarbeitet er auch in seinen „Betthupferl“-Geschichten (BR). Zusammen mit Lothar Gröschel verfasste er eine Ode an die Freundschaft in dem Buch „Das Lachen des Grünspechts. Eine höchst abenteuerliche Geschichte über Freundschaft, Kunst und Wahnsinn in der fränkischen Provinz“. Matthias Egersdörfer ist ein künstlerisch-humoristisches Multitalent und ein fränkischer Phantast, der sich nicht in die eine Schublade stecken lässt. Durch seine Tiefgründigkeit und Vielseitigkeit ist er für das fränkische Kulturleben eine wahre Bereicherung, dessen Schaffen nun in seiner Gänze mit dem mit 15.000 Euro dotierten Wolfram- von-Eschenbach-Preis gewürdigt wird.
Laudator Andreas Radlmaier beleuchtet in einer mit Witz gespickten Rede die „Tatorte von Egersdörfers Leben“. Er sei ein „Original ohne Untertitel“ und überrasche ihn immer wieder. So sei Mathias ein großer Opernfan und interpretierte zusammen mit dem Ensemble KONTRASTE seine eigene Version von Tannhäuser. „A Minnesänger was born“, so Radlmaier. Das sei die Parallele zu Wolfram von Eschenbach, der dem Preis seinen Namen verlieh. Egersdörfer selbst bedankte sich in seiner kurzen Ansprache bei der Jury und erwähnte, dass der Preis nun sein „Ticket zur Seriosität“ sein. In seiner altbekannten Manier nahm er die „lumpige Urkunde“ entgegen und freute sich über das „Haufen Geld“.
Stolz auf den musikalischen Schatz der Franken
Als Repräsentant der fränkischen „Volxmusik“ und musikalischer Mundartbotschafter ist David Saam weithin bekannt. 1976 geboren und in Heroldsbach aufgewachsen, ist David Saam ein begeisterter Entdecker der traditionell fränkischen Volksmusik. Dabei lebt er einen offenen Volxmusik-Begriff, der Raum lässt für Einflüsse aus modernen Musikrichtungen und persönlichen Interpretationen. Zusammen mit seinen unterschiedlichen Formationen wie „Boxgalopp“, „Kapelle Rohrfrei“, „Kellerkommando“ oder „Marsmännla“ begeistert er weithin Jung und Alt. Seit 2010 gehört er zudem im Studio Franken zum Moderatorenteam der BR-Volksmusik. In der Reihe „Fei Fränggisch“ auf BR-Heimat erklärt Saam die Besonderheiten des fränkischen Dialekts. All sein Engagement für eine lebendige Dialektpflege wurde bereits 2019 mit dem „Kulturpreis Oberfranken-Stiftung“ und mit dem „Dialektpreis Bayern“ gewürdigt.
Laudatorin Dr. Ursula Adamski-Störmer, die gleichzeitig Chefin des Preisträgers ist, bezeichnete David Saam liebevoll als wahrlich bunten Vogel, der stolz auf den musikalischen Schatz der Franken ist und dies durch seine Kunst zeigt. Dies sei eine grenzübergreifende Kraft. Für ihn sei die Volksmusik Rock’n’Roll und der Dialekt ein Instrument um Menschen zusammenzubringen. Der Preisträger, obwohl aus Oberfranken stammend, verbindet viel mit Mittelfranken. In seiner Ansprache richtete er einen Appell an die Politik. Es wäre wahnsinnig wichtig, Geld in die Kultur zu stecken und diese nicht mit Kürzungen zu belasten. Nach seiner Meinung ist der Invest in die Kultur auch ein Invest in die Demokratie und in der heutigen Zeit wichtiger den je.
Die Wahrnehmung des Menschen und des eigenen Körpers
Julie Batteux, geboren 1996 in Aachen, lebt und arbeitet seit 2014 in Nürnberg. Die junge Künstlerin studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg freie Malerei und Fotografie sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Bereits während ihres Kunststudiums war sie an verschiedenen Gruppenausstellungen beteiligt und bespielte zuletzt eine Einzelausstellung im Kunstverein Kohlenhof. Ein zentrales Thema in ihren fotografischen und malerischen Arbeiten ist die Wahrnehmung des Menschen und des eigenen Körpers. Beispielsweise hinterfragt Julie Batteux fotografisch die Rollenklischees einer Mutter oder setzt sich in ihrem aktuellen Projekt „Spiegelschatten“ mit den Auswirkungen der ästhetischen Leitkulturen in den sozialen Netzwerken auseinander.
Thomas May durfte in Vertretung für seine Frau Pirko Julia Schröder die Laudatio vortragen. Die junge Künstlerin thematisiert in ihren Werken gekonnt den gesellschaftlichen Druck von nicht zu erfüllenden Körperidealen. Sie versteht es, das Thema reflektiert auf die künstlerische Ebene zu heben. Man freue sich schon auf ihre nächsten Werke und weiteres Schaffen.
Bedeutende Erfahrungen und künstlerische Kompetenzen im Orchesterspiel ermöglichen
Das Sinfonieorchester der Hochschule für Musik in Nürnberg ermöglicht jungen Talenten erste bedeutende Erfahrungen und künstlerische Kompetenzen im Orchesterspiel zu sammeln. Unter der Leitung von Prof. Guido Johannes Rumstadt (seit 2009) erfährt das Sinfonieorchester, das sich aus allen Hochschulklassen zusammensetzt, eine umfassende und berufsorientierte Ausbildung. So arbeiten sie mit internationalen Gastdirigenten zusammen, bauen ein breites Orchesterrepertoire auf und kooperieren für Opern- und Operettenproduktionen mit den hauseigenen Gesangsklassen. Ihr Können präsentieren sie unter anderem im eigenen Konzertsaal der Hochschule, im Musiksaal in der Kongresshalle der Nürnberger Symphoniker sowie an weiteren Gastspielorten im In- oder Ausland (Italien, Luxemburg, China).
Kulturreferentin des Bezirks Dr. Annett Haberlah-Pohl hielt die Laudatio und lobte die meisterhafte Ausbildung, die die jungen Künstler und Künstlerinnen in der Hochschule für Musik erfahren. „Das Beste in der Musik wird durch die Musiker und Musikerinnen hervorgebracht“, so Haberlah-Pohl. Leiter Prof. Guido Johannes Rumstadt freute sich zusammen mit den mitangereisten Studenten und Studentinnen über die Anerkennung durch den Förderpreis.
Musikalisch wurde der Abend durch das Sinfonieorchester der Hochschule für Musik in Nürnberg und David Saam mit seiner „Quetsche“ umrahmt. Spontan stiegen die klassischen Musikschaffenden bei Saams letztem Stück mit ein und bekamen dafür tosenden Applaus. Traditionell wurde der Abend in der „Alten Vogtei“ mit Getränken und gutem Essen ausgeklungen.
Den Wolfram-von-Eschenbach-Preis verleiht der Bezirk Mittelfranken in diesem Jahr bereits zum 45. Mal. Namensgeber ist der im 12. Jahrhundert in dem heute gleichnamigen Ort im Landkreis Ansbach geborene Dichter und Minnesänger Wolfram von Eschenbach. Laut Satzung wird der Wolfram-von-Eschenbach-Preis „in Anerkennung bedeutsamen kulturellen Schaffens“ verliehen. Die mit der Auszeichnung einhergehenden drei Förderpreise erhalten Kulturschaffende „in Anerkennung förderungs- würdiger kultureller Leistungen, welche weitere positive Entwicklungen erwarten lassen“. Ein Kriterium für die Auszeichnungen ist, dass die Künstlerinnen und Künstler allesamt „durch Geburt, Leben oder Werk mit Franken“ verbunden sein müssen. Vorschlagsberechtigt sind alle Bür- gerinnen und Bürger Mittelfrankens. Über die Vergabe entscheidet der Bezirkstag von Mittelfranken.
Info: Bezirk Mittelfranken