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Landräte setzen sich für klimafreundliche Züge ein

Mit zahlreichen Projekten will der Freistaat Bayern im regionalen Schienenverkehr auf der Grundlage einer bayerischen Gesamtstrategie die Umstellung heutiger Diesel-Streckennetze auf nachhaltige, CO2-freie Antriebsformen voranbringen. Doch die einzelnen Projekte verzögern sich aus unterschiedlichen Gründen. Die beiden Landräte Manuel Westphal, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, sowie Dr. Jürgen Ludwig, Landkreis Ansbach, nahmen diese Verzögerungen jetzt zum Anlass und haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an die Bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer gewandt, um für eine klimafreundliche Umrüstung der Antriebstechnik von Zügen auf den Bahnstrecken Pleinfeld – Gunzenhausen mit anstehender Verlängerung bis Wassertrüdingen sowie Dombühl – Wilburgstetten zu werben.

Auf der Strecke Pleinfeld – Gunzenhausen hätten laut der bisherigen Zeitplanung des Verkehrsministeriums bereits im Jahr 2019 testweise Akku-Hybridzüge rollen sollen. Aus unterschiedlichen Gründen konnte dieser Zeitplan bislang jedoch leider nicht eingehalten werden. Laut Mitteilung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) wird jetzt angestrebt, ab Herbst 2021 einen Hybridzug des Herstellers Bombardier auf der genannten Strecke zu testen, die bekannter Weise bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 bis nach Wassertrüdingen (Hesselbergbahn) in Verbindung mit einer umfassenden Angebotsverbesserung (täglicher Stundentakt) noch verlängert werden soll. Auch die Strecke Dombühl – Wilburgstetten soll reaktiviert werden.

Die Bahnlinie Pleinfeld – Gunzenhausen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist bislang nicht elektrifiziert und wird mit Dieseltriebwagen betrieben. Auch die bisherigen Planungen zur Reaktivierung der Bahnlinie Dombühl – Wilburgstetten im Landkreis Ansbach sehen bislang keine Elektrifizierung vor, schließen sie aber auf Dauer nicht aus.

Nach Meinung der beiden Landräte weist das bisherige Nahverkehrskonzept auf der Bahnlinie Pleinfeld – Gunzenhausen mit anstehender Verlängerung nach Wassertrüdingen unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit und des Klimaschutzes einen dringenden Verbesserungsbedarf auf. Auch die durchgängige Anbindung dieses Streckenabschnitts über Pleinfeld nach Nürnberg muss Teil des zukünftigen Konzepts sein. Verkehrsministerin Schreyer wird deshalb in dem Anschreiben der beiden Landräte gebeten, bei dieser Bahnstrecke anstelle der bislang mit Dieselkraftstoff angetriebenen Triebwagen den Einsatz alternativer klimafreundlicher Antriebssysteme prüfen zu lassen, zumal eine Elektrifizierung der Strecke in den nächsten Jahren aus Kostengründen unrealistisch erscheint.

Aus der Sicht der BEG erscheint der Einsatz der Wasserstofftechnik bei diesem Streckenabschnitt jedoch wenig sinnvoll, da zur Versorgung der Züge geeignete Wasserstofftankstellen errichtet werden müssten, was sich als sehr kostenintensiv erweist. Aufgrund der kurzen Fahrstecke und der Tatsache, dass in Gunzenhausen und Pleinfeld ein elektrischer Fahrdraht bzw. Lademöglichkeiten zum Laden des Akkus bereits vorhanden sind, wird hier von Seiten der BEG der Einsatz eines Akku-Hybridzuges eindeutig favorisiert.

Als Hinderungsgrund für einen schnellen Umstieg auf die neue Antriebstechnik könnte sich allerdings die bestehende Vertragslage erweisen. Die BEG weist in ihrer Stellungnahme auf den bestehenden Verkehrsvertrag für das Dieselnetz Nürnberg hin, der noch bis Juni 2031 den Einsatz von Dieseltriebwagen auf der RB-Linie Pleinfeld – Gunzenhausen inkl. deren geplanter Verlängerung der Teilstrecke bis Wassertrüdingen vorsieht. Eine vorzeitige Ablösung der Dieseltriebwagen durch Fahrzeuge mit alternativem Antrieb wäre zudem wohl mit Zusatzkosten für die Bestellung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) im Dieselnetz Nürnberg verbunden. „Der bei einer Umstellung erzielbare Effekt im Bereich des Klimaschutzes sowie die Steigerung der Attraktivität der Verkehrsanbindung des gesamten Streckenabschnitts in Richtung Nürnberg würden diese Mehrkosten aus unserer Sicht mehr als rechtfertigen. Wir halten deshalb an unserer Forderung fest, die Umsetzung klimafreundlicher Antriebskonzepte zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu realisieren“, sind Landrat Westphal und Landrat Dr. Ludwig überzeugt.

Da Akku-Hybridzüge in der vorgeschlagenen Antriebstechnik Strom sowohl aus einer Oberleitung als auch aus einer Batterie beziehen können, könnte auf diese Weise letztendlich ab dem Jahr 2024 auch eine umstiegsfreie Durchfahrt von Nürnberg bis nach Wassertrüdingen ermöglicht werden. Beim Streckenabschnitt Nürnberg – Pleinfeld könnte der Zug Energie aus der Oberleitung beziehen und dann anschließend von Pleinfeld nach Gunzenhausen sowie ab 2024 weiter bis nach Wassertrüdingen auf Batteriebetrieb umstellen. Daraus würden sich Optimierungen bei der Verkehrstaktung, bei den Fahrzeiten, beim Angebot der Haltestellen sowie für den Fahrkomfort der Fahrgäste ergeben, so dass letztendlich eine Win-Win-Situation für die Menschen, die Umwelt und den Klimaschutz entstehen würde.

Falls eine vorzeitige Umstellung des Antriebskonzepts auf Akku-Hybrid-Triebwagen nicht möglich sein sollte, wurde das Verkehrsministerium gebeten, für diesen Streckenabschnitt frühzeitig noch vor Auslaufen des bestehenden Verkehrsvertrages im Jahr 2031 entsprechende Planungs- sowie Realisierungsmaßnahmen für den späteren Einsatz von Akku-Hybrid-Triebwagen einzuleiten. So könnte zumindest ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen Verkehrsvertrages im Jahr 2031 die entsprechende Umstellung des Antriebskonzepts für diese Strecke erfolgen. Diese Forderung auf frühestmögliche Realisierung eines klimafreundlichen Antriebskonzepts gelte aus Sicht der beiden Landräte in gleicher Weise für die Reaktivierungsstrecke Dombühl – Wilburgstetten.

Quelle: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen