Anzeige

Anzeige

Anzeige

Zwei Staatspreise gehen nach Mittelfranken

Neusitz/Heidenheim/München, 21. Oktober 2024 – Ein Reisebus mit den Preisträgern aus Mittelfranken ist Richtung München gerollt. Mit an Bord: Akteure aus Heidenheim (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) und Neusitz (Landkreis Ansbach) sowie Mitarbeiter des Amts für Ländliche Entwicklung Mittelfranken.

Heidenheim hat sich mit der Dorferneuerung fit für die Zukunft gemacht. In Neusitz hat sich das ehemalige TÜV-Gebäude in einen Dorfladen verwandelt. Die Qualität der beiden Projekte hat Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber überzeugt – sie überreichte in der Allerheiligen-Hofkirche in München jeweils einen von elf Staatspreisen „Land.Dorf.Zukunft“ an die Verantwortlichen. Damit zeichnet die Ministerin herausragende Projekte in Bayern aus, die den ländlichen Raum stärken. Bürger, Kommunen und das Amt für Ländliche Entwicklung arbeiten dabei Hand in Hand.

(Hauke Seyfarth / StMELF)
Verleihung Staatspreis Heidenheim 2024 – 1
Landtagsabgeordneter Wolfgang Hauber (links), Abteilungsleiter Ingo Steinbrecher vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken (3.v.l.), Projektleiter Markus Früh (5.v.l.), Behördenleiter Wolfgang Neukirchner (8.v.l.), Bürgermeisterin Susanne Feller (4.v.r.) und Landrat Manuel Westphal (rechts) haben sich sehr über den Staatspreis „Land.Dorf.Zukunft“ aus den Händen von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gefreut.

„Alle ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, was Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit den Kommunen und der Verwaltung zum Wohle des ländlichen Raums und seiner Bewohner auf die Beine stellen können“, so Ministerin Kaniber in ihrer Laudatio. Und weiter: „Mit diesem vorbildlichen Engagement und Ideenreichtum tragen alle Beteiligten Hand in Hand maßgeblich dazu bei, dass die bayerischen Regionen auch künftig lebenswert bleiben. Mit dem Preis schaffen wir hoffentlich viel Anreiz für möglichst viele Nachahmer im gesamten Freistaat“, sagte Michaela Kaniber. Die mit je 5.000 Euro dotierten Staatspreise gingen in der Kategorie „Umfassende Leistungen für Dörfer und Gemeinden“ unter anderem an die Dorferneuerung Heidenheim. In der Kategorie „Stärkung der Grund- und Nahversorgung“ erhielt die Dorferneuerung Neusitz den Staatspreis. Insgesamt überreichte die Landwirtschaftsministerin Auszeichnungen an elf Preisträger aus den sieben bayerischen Regierungsbezirken.

Der Dorfladen „Alte Steige“ in der kleinen Gemeinde Neusitz mit rund 2100 Einwohnern vor den Toren Rothenburgs hat sich gut entwickelt. Der Nahversorger war ein jahrelanger Herzenswunsch der Neusitzer – seit Juli 2023 hat er geöffnet. Die Bürger nutzen das Geschäft, um sich mit Dingen des täglichen Lebens zu versorgen und treffen sich zum Kaffeeplausch – im Sommer auf der wunderschönen Sonnenterrasse. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, Wärmegewinnung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie einer modernen Kühl- und Wärmerückgewinnungsanlage ist der Dorfladen in dem ehemaligen leerstehenden TÜV-Gebäude gerüstet für die Zukunft. Das Besondere: Rund 180 Neusitzer sind stille Gesellschafter, die Einlagen von mindestens 300 Euro für die Betreibergesellschaft hinterlegt haben und damit dem Projekt finanziell den Rücken stärken: ein Dorfladen also von Bürgern für Bürger. Das Amt für Ländliche Entwicklung förderte diese herausragende „Innen statt außen“-Maßnahme mit 457.000 Euro. „In Neusitz gefällt mir besonders, dass hier die Innenentwicklung bereits seit dem Jahr 2002 mit den Bürgerinnen und Bürgern wirklich gelebt wird. Das zeigt sich an vielen beispielhaften Maßnahmen“, sagte Wolfgang Neukirchner, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, am Rande der Preisverleihung.

Im Jahr 2014 hatte ein Ehepaar aus Neusitz beim damaligen Rathauschef Rudolf Glas angeregt, ein Café als Treffpunkt für die Bürger einzurichten. Viele Hausaufgaben hatten die Verantwortlichen über die Jahre zu erledigen – alles in ehrenamtlicher Arbeit. Es folgten professionelle Beratungen, Besuche in zahlreichen Dorfläden quer durch die Region und eine mit Fördergeldern unterstützte Machbarkeitsstudie sowie eine Bürgerbefragung. 88 Prozent der Neusitzer gaben darin mit großer Mehrheit grünes Licht für den Dorfladen im ehemaligen leerstehenden TÜV-Gebäude etwas abseits vom Ortskern.

 

Viel Zeit ist für die Dorferneuerung in Heidenheim ins Land gezogen – doch die vergangenen 20 Jahren haben sich beim Blick in die Marktgemeinde mehr als gelohnt. Die Maßnahmen begannen im Zuge der Schließung des Panzerstandorts mit knapp 1000 Soldaten und Zivilbeschäftigten. Das Aus der Bundeswehr erschütterte die strukturschwache Gemeinde im Jahr 2004 bis ins Mark. Zentrale Projekte waren der Klosterhof, Marktplatz und Umbau der Alten Turnhalle. Ein Infopavillon und ein neuer Brunnen werten den Platz vor dem Kloster auf. Experten untersuchten das Gelände und stießen auf die Außenmauer, Schächte und ehemalige Klostergebäude. Hellere Pflastersteine entlang des Platzes zeigen den Verlauf der ehemaligen Außenmauer.

Eine verfallene Garage am Marktplatz wurde entfernt, um den Aufenthaltsbereich für die Bürgerinnen und Bürger zu vergrößern. Ein offener Wasserlauf werten Brunnen und Marktplatz auf. Fast alle Anwohner des Platzes im Herzen der Marktgemeinde und viele andere Hauseigentümer nahmen die Privatförderung der Ländlichen Entwicklung in Anspruch, das Ergebnis des in die Hand genommenen Geldes sind wohnliche Gebäude und schmucke Fassaden mit bunten Fensterläden aus Holz. „Allein die Zuschüsse, die den Bürgerinnen und Bürgern bei der Renovierung ihrer Anwesen gewährt wurde, haben das Ortsbild positiv geprägt. Alle haben an einem Strang gezogen, um ihren Heimatort zu gestalten“, sagt Bürgermeisterin Susanne Feller im Rückblick.

Heidenheim hat sich durch die Dorferneuerung deutlich verändert und die Lebensqualität verbessert. Aktive Bürgerinnen und Bürger setzten sich für die Begrünung eines rund 120 Meter langen Fußwegs mit Blick aufs Münster ein und kümmern sich bis heute liebevoll um die Pflege. Am Platz an der Furt entstand eine Blühwiese mit Totholzhaufen, Lümmelbank und Lesesteinhaufen. Ein besonderes Denkmal in Form eines Schiffs mit Sitzmöglichkeiten aus Quadern erinnert die nächsten Generationen an die Dorferneuerung. Das Steinschiff ist Teil des neuangelegten Walburga-Pilgerwegs, der acht Stationen hat und zum Wandeln auf den Spuren der Volksheiligen einlädt, die einst mit dem Schiff aus England kommend die gefährliche Überfahrt gewagt hat, um die Region zu missionieren. „Der Ort ist in vieler Hinsicht ein Kleinod und ich bin fasziniert von der einmaligen Mischung, die aus der geschichtlichen Bedeutung des Klosters und dem dörflichen Charakter der Siedlung darum herum entsteht. Es war für uns unheimlich spannend hier zu arbeiten“, stellte Wolfgang Neukirchner, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, fest.

Die Behörde in Ansbach förderte die Dorferneuerung mit rund 2,3 Millionen Euro. In Privatmaßnahmen floss eine weitere Million Euro. Das ehemalige Benediktiner-Kloster Heidenheim ist Kultur-Denkmal ersten Ranges: Die beiden angelsächsischen Geschwister Wunibald und Walburga legten hier die Wurzeln zum Christentum in Franken. Für den Umbau des Klosters zur Begegnungs-, Bildungs- und Dokumentationsstätte kamen vom Amt für Ländliche Entwicklung ebenfalls Fördermittel. Heute ist das Kloster Heidenheim Ideenschmiede für gelebte Ökumene. Christen füllen das Thema in Stundengebeten, Andachten, gemeinsamen Pilgerwegen sowie Einkehr- und Oasentagen mit Leben.

Quelle: Pressemitteilung, Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken