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Wirtschaftsstandort Mittelfranken verliert an Attraktivität

IHK-Umfrage zeigt deutlichen Handlungsbedarf

Nürnberg, Gunzenhausen, 5. November 2024 – „Noch befriedigend“ – mit dieser Schulnote bewerten die mittelfränkischen Unternehmen ihren Standort bei der „Standort-Umfrage 2024“ der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Das ist fast einen Drittel Notenpunkt schlechter als bei der Befragung vor fünf Jahren. Die Betriebe im IHK-Gremiumsbezirk Weißenburg-Gunzenhausen nennen vor allem Bürokratiebelastungen und Verfahrensdauern, Mangel an Gewerbeflächen, aber auch Handlungsbedarf bei Infrastrukturthemen wie ÖPNV und Mobilfunk.

Die Unternehmen waren aufgerufen, ihr Urteil zu insgesamt 52 Standortfaktoren aus diesen sechs Themengebieten abzugeben: Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Verwaltung, Standortkosten, wirtschaftliches Umfeld und allgemeines Umfeld. Beteiligt hatten sich 1.770 mittelfränkische Betriebe aller Größen – darunter 125 aus dem IHK-Gremiumsbezirk Weißenburg-Gunzenhausen. Demnach kommt Mittelfranken mit einer Durchschnitts-Schulnote von 3,36 auf ein „noch befriedigend“. Die Bewertung liegt um 0,3 Punkte niedriger als 2019. Am deutlichsten verschlechtert haben sich aus Sicht der Betriebe die Faktoren in den Themenfeldern Standortkosten und Verwaltung.

Die Spanne der Ergebnisse für die Standort-Gesamtbewertung reicht von 3,53 in der Stadt Nürnberg bis zu 3,15 im benachbarten IHK-Gremium Altdorf. Das IHK-Gremium Weißenburg-Gunzenhausen liegt mit der Gesamtnote 3,34 knapp über dem mittelfränkischen Wert. Während das Gremium bei Standortfaktoren zur Infrastruktur deutlich unterdurchschnittlich abschneidet, punktet es beim allgemeinen Umfeld und den Standortkosten. Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Messlatte insbesondere bei den Belastungen durch Kosten und Bürokratie sehr niedrig hängt.

Fünf Prozent der Unternehmen planen eine Verlagerung aus dem Landkreis, das ist eine nur leichte Steigerung gegenüber der letzten Umfrage. Der Anteil der Unternehmen, die an eine Standortschließung in den nächsten fünf Jahren denken, steigt auf zehn Prozent. Damit liegt Weißenburg-Gunzenhausen zwar im mittelfränkischen Durchschnitt, aber der Wert hat sich zur letzten Standortumfrage 2019 mehr als verdreifacht.

Hohe Zufriedenheit (Schulnote „gut“) herrscht in Mittelfranken bei Themen des allgemeinen oder wirtschaftlichen Umfelds, beispielsweise Lebensqualität, Attraktivität der Innenstädte oder Nähe zu Kunden und Absatzmärkten. Ausschließlich ausreichende Urteile hagelte es dagegen bei der Verfügbarkeit von hinreichend qualifizierten Arbeitskräften und Azubis sowie in den Bereichen Standortkosten und Verwaltung. Die Unzufriedenheit mit diesen Standortfaktoren ist auch deshalb so ausgeprägt, weil diese auch als besonders bedeutsam für ein erfolgreiches Wirtschaften angesehen werden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Betriebe den drängendsten Handlungsbedarf bei den Bürokratie-Folgekosten und bei der Dauer von Genehmigungsverfahren sehen.

Gleich danach werden bessere Beteiligungsmöglichkeiten bei kommunalen Planungen und die Digitalisierung von Verwaltungsverfahren genannt. Die Betriebe kritisieren zudem, dass es bei einem wichtigen Infrastruktur-Thema kaum Fortschritte gegeben habe: Wie schon 2019 reiche die Qualität der Breitband-Infrastruktur und des Mobilfunkempfangs, die ein bedeutsamer Standortfaktoren sei, bei weitem nicht aus.

„Die Ergebnisse unserer Befragung bestätigen, was auch in den vielen persönlichen Gesprächen mit Unternehmen deutlich wird: Die Lage ist so kritisch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Auch wenn die Vorzeichen schlecht sind: Aufgeben und den Kopf in den Sand stecken ist keine Option für uns als IHK“, so IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann.

Im Gremiumsbezirk Weißenburg-Gunzenhausen ist die Unzufriedenheit beim Thema Mobilfunkempfang sogar nochmal deutlich größer. Auch bei der Anbindung an Fernstraßen- und Schienennetz und beim ÖPNV hinkt man deutlich hinterher. Während die relativ günstigen Miet- und Immobilienpreise eine deutliche Stärke gegenüber den mittelfränkischen Vergleichsregionen darstellen, belasten die restlichen abgefragten Kostenfaktoren die Unternehmen erheblich. Größter Handlungsbedarf zeigt sich bei Bürokratiefolgekosten, auch die Belastung durch Energiepreise und kommunale Abgaben hat sich deutlich erhöht seit 2019. Die Standortfaktoren zur Verwaltung weisen durchweg einen hohen Handlungsbedarf auf, auch wenn die Verwaltung im Landkreis in Sachen Verlässlichkeit und Erreichbarkeit überdurchschnittlich gut wegkommt. Größter Dorn im Auge ist den Unternehmen die Dauer von Genehmigungsverfahren. Punkten kann der Gremiumsbezirk hingegen mit besonders attraktiven Innenstädten, Sauberkeit und Sicherheit sowie bezahlbarem, verfügbarem Wohnraum.

„Die Probleme sind also klar identifiziert. Nun gilt es für Politik, Verwaltung und Wirtschaft, an einem Strang zu ziehen und pragmatische Lösungen zu finden. Dafür geht die IHK mit den Verantwortlichen regelmäßig in einen ehrlichen Austausch“, so Dr. Simon Amesöder, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Weißenburg-Gunzenhausen. „Die Ergebnisse zeigen, dass auch die Unternehmen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen von hohen Belastungen durch Preissteigerungen und Bürokratie betroffen sind. Bei infrastrukturellen Schwächen, etwa lückenhaftem Mobilfunk, Straßen- und Schienennetz sowie ÖPNV, muss daher erst recht nachgebessert werden, um den Anschluss nicht zu verlieren und Fachkräfte in der Region zu halten. Mit schnellen, unkomplizierten Verwaltungsverfahren und ausreichenden, attraktiven Gewerbeflächen können wir auch auf kommunaler Ebene dazu beitragen, einen wirtschaftsfreundlichen Standort zu gewährleisten.“

Broschüre_IHK-Standortumfrage 2024_Mittelfranken

Quelle: Pressemitteilung, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken