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Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft – Ein Wirtschaftsmodell zur Bewältigung der Krisen?

Lehrberg, 13. Mai 2024 – In seinem Vortrag „Wirtschaft ohne Wachstumszwang“ zeigte Günther Brendle-Behnisch, der Autor und Mitherausgeber des gleichnamigen Buches, realistische und teilweise schon erprobte Wege auf, wie wir der ökologischen, sozialen und finanziellen Erschöpfung auf unserem Planeten begegnen können.

In sehr anschaulicher und strukturierter Weise wurde dem interessierten Publikum eine Gesamtsicht und die Zusammenhänge von Ökologie, Ökonomie und Soziales vermittelt. Und es verlangt Mut, im politischen Wettkampf unverblümt darauf hinzuweisen, dass ein immer mehr, schneller, bequemer und billiger sehenden Auges in die Katastrophe führt. Hier nur ein kurzer Auszug, alles weitere würde den Rahmen sprengen. Allerdings könne der Bedeutung des Themas nur der ungekürzte Vortrag gerecht werden.

Wir brauchen eine neue Priorisierung unseres Handelns: zuerst kommt die Ökologie, denn sie ist das Gesamte, das uns umgibt und einschließt. Wir sind ein Teil davon. Sodann das Soziale, denn es geht um uns Menschen: Was brauchen wir? Und dementsprechend muss Wirtschaft dann auch gestaltet bzw. umgestaltet werden. Es ist also ein Perspektivenwechsel. Art. 151 Bayerische Verfassung

Unsere Handelsräume müssen durch gemeinsame Arbeits-, Sozial-, Steuer-, Umwelt-, Transparenz- und Antikorruptionsstandards geschützt werden. Statt Freihandel brauchen wir einen fairen Handel ohne Ausbeutung von Menschen und Ressourcen. Was nicht produziert werden muss, darf auch nicht mehr produziert werden. Wir brauchen ein Verbot geplanter Obsoleszenz von Produkten und Recyclingfähigkeit durch einheitliche Mischungen, vor allem bei Kunststoffen.

Um der Vermögensumschichtung von unten nach oben und der fortschreitenden Aushöhlung des Sozialsystems zu begegnen, ist eine ökologisch-soziale Steuerreform von Nöten. U.a. mit höheren Steuerfreibeträgen bei den unteren Einkommen und Beachtung des Lohnabstandsgebots, damit es sich lohnt, wieder eine Arbeit aufzunehmen. Der Satz: „Wir können uns unseren Sozialstaat nicht mehr leisten“, ist falsch: Das Gegenteil ist der Fall: Für eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft ist der Sozialstaat unabdingbar! Deswegen sind gerade jetzt – auch wegen einer notwendigen antizyklischen Wirtschaftspolitik – staatliche Investitionen in Infrastruktur und die allgemeine Daseinsvorsorge dringend geboten.

Auch unsere bäuerliche Landwirtschaft spielt eine große Rolle in der richtigen Priorisierung von Ökologie (Natur), Soziales (Mensch) und Wirtschaft. Für die Ernährung der Menschen sind weder die Gentechnik noch die Großkonzerne notwendig. Wichtig sind gute und gesunde Böden, regionale Strukturen, weniger und qualitätsbewusster Fleischkonsum und mehr biologische Landwirtschaft.

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine interessante Diskussion mit den Zuhörern. Alternative Entwicklungspfade sind nicht nur denkbar, sie sind machbar. Das gute Leben liegt jenseits von Konsumismus, Wachstumswahn und Überfluss.