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Experten, Verantwortliche und Interessierte sind beim „Josef Göppel Fachforum“ in Triesdorf zusammengekommen.

Weidenbach, 2. Julia 2024 – Zum Start des Johannitags im Ortsteil Triesdorf und vor dem großen Ansturm auf die beliebte Veranstaltung ist es am Vormittag im „Josef Göppel Fachforum“ um gute Beispiele aus der Praxis zum Thema ländliche und kommunale Entwicklung gegangen.

Professorin Dr. Jennifer Gerend und Marina Beck von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die das Fachforum seit drei Jahren auf die Beine stellt, informierten im Josef Göppel-Hörsaal über die sozialen Aspekte von Baulücken. Judith Nienstedt stellte ihre Abschlussarbeit im Masterstudiengang Regionalmanagement vor. Sie hatte sich darin mit den touristischen Potenzialen in ländlichen Räumen beschäftigt. Dazu hatte sie die kleinste Stadt Mittelfrankens Ornbau unter die Lupe genommen. Und Manuel Döhler, Bürgermeister von Neusitz und ehemaliger Absolvent der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, berichtete über aktuelle Projekte zur Innenentwicklung in seiner Gemeinde. Der Ort vor den Toren Rothenburgs mit rund 2100 Einwohnerinnen und Einwohnern gilt als Vorreiter beim Thema Flächensparen.

Der Bürgermeister von Neusitz Manuel Döhler hat beim „Josef Göppel Fachforum“ in Triesdorf unter anderem über den gut laufenden Dorfladen in seiner Gemeinde berichtet. Foto: Diane Mayer/ALE Mittelfranken

Im Sommer vor einem Jahr öffnete in Neusitz ein jahrelanger Herzenswunsch der Bürgerinnen und Bürger: ein Dorfladen mit Café und wunderschöner Sonnenterasse. Milchprodukte, Honig, Saft, Brot, Öle und Metzgerwaren gehen nun im ehemaligen, leerstehenden TÜV-Gebäude über die Ladentheke. Das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken bezuschusste das Geschäft unter anderem über die Förderung von Kleinstunternehmen. Behördenchef Wolfgang Neukirchner war beim Fachforum dabei, um sich die Vorträge anzuhören. „Es ist wieder Leben bei uns in der Gemeinde“, stellte Bürgermeister Manuel Döhler fest. „Der Laden lebt nicht von Klopapier und Bananen.“ Denn die Neusitzer nutzen das Geschäft „Alte Steige“ auch zum Plausch bei Kaffee und Kuchen.

Schon im Jahr 2002 fiel im Gemeinderat ein zukunftsweisender Grundsatzbeschluss, keine neuen Baugebiete mehr auf den Weg zu bringen, sondern auf die Wiederbelebung von Leerständen im Ortskern zu setzen. Das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken ist seit dem Jahr 2009 Partner der Gemeinde während der laufenden Dorferneuerung im Ortsteil Schweinsdorf. Über 20 Maßnahmen seien seit dem Startschuss bereits umgesetzt, so Manuel Döhler. Die Gemeinde kaufte auch eine ehemalige, leerstehende Gaststätte und baute sie zu Sozialwohnungen um. „Als Gemeinde muss man vorangehen, um die Privatleute mitzureißen“, sagte Manuel Döhler. „Stetiger Tropfen höhlt den Stein.“ Auch im Hauptort Neusitz gilt der Grundsatz. Die Bevölkerungszahlen in der Gemeinde mit Bahn- und Autobahnanschluss gehen stetig nach oben, was den Rathauschef freut. Aktuell laufe in Neusitz die Umgestaltung des Bereichs ums Rathaus herum zur „Neuen Mitte“, wie der Bürgermeister erklärte. Geplant ist ein Dorfplatz mit viel Grün und Flächen zum Versickern nach Regenfällen sowie einem Brunnen mit Sitzmöglichkeiten – EU-Fördermittel machen es möglich.

Professorin Dr. Jennifer Gerend und Marina Beck von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben beim „Josef Göppel Fachforum“ in Triesdorf Ergebnisse aus ihrer Forschungsarbeit vorgestellt – dabei ging es um die sozialen Aspekte von Baulücken. Foto: Diane Mayer/ALE Mittelfranken

Prof. Dr. Jennifer Gerend und Marina Beck von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellten ihre Ergebnisse zu sozialen Aspekten von Baulücken vor. Das Flächensparmanagement der Regierung von Mittelfranken und das Amt für Ländliche Entwicklung begleitete das Forschungsprojekt fachlich. Die beiden Frauen hatten dazu in Neusitz, Wolframs-Eschenbach (beide Landkreis Ansbach) und Uehlfeld (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) 1417 Eigentümerinnen und Eigentümer einen Fragebogen geschickt. Der Rücklauf mit 585 Antworten war gut. „Das Bewusstsein in den alten Ortskernen ist oft groß, was die Sanierung des eigenen Grundstücks auf das Gesamtbild hat“, so Jennifer Gerend. Knapp 86 Prozent der Befragten seien der Meinung gewesen, dass die Sanierung von Gebäuden zu einer positiven Entwicklung beitrage. Aber es gebe wenig Bereitschaft, eigene Baulücken zu verkaufen. Die sogenannten Enkelgrundstücke seien noch sehr verbreitet, stellte die Wissenschaftlerin fest. „Hinter einer Baulücke steht aber nicht nur das Grundstück, sondern auch Menschen mit Geschichten und Motivationen“, so Jennifer Gerend.

Judith Nienstedt hat beim „Josef Göppel Fachforum“ in Triesdorf Ergebnisse ihrer Abschlussarbeit vorgestellt – sie untersuchte das touristische Potenzial von ländlichen Räumen am Beispiel von Ornbau. Foto: Diane Mayer/ALE Mittelfranken

Judith Nienstedt hatte sich für ihre Abschlussarbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Ornbau zur Brust genommen – die Ergebnisse stellte sie im Fachforum vor. Mit Literaturrecherche, Fragebögen und Experteninterviews versuchte Nienstedt herauszufinden, welche touristischen Potenziale in der Stadt „im Dornröschenschlaf“ schlummern. Die Befragung lief im Januar und Februar des vergangenen Jahres. 163 von 690 Fragebögen kamen ausgefüllt zurück. Knapp 80 Prozent der Einwohner freuen sich, wenn Touristen in der Stadt unterwegs seien, so Judith Nienstedt. 85 Prozent fühlen sich von der Anwesenheit nicht gestört. Ornbau sei vor allem bei Radfahrern wegen eines gut ausgebauten Netzes sehr beliebt – doch treffe die Nachfrage auf fehlende Angebote in der Stadt, so Nienstedt weiter. Deswegen sei es wichtig, den Bereich weiterzuentwickeln. Die Stadt plane unter anderem, die Bettenanzahl zu steigern durch einen Campingstellplatz und auch das gastronomische Angebot auszubauen, sagte Judith Nienstedt. „Der Nutzen liegt nicht nur bei Touristen und Tagesausflüglern, sondern auch bei den Einheimischen“, stellte Judith Nienstedt fest. Das sorgt für mehr Rückhalt bei touristischen Angeboten.

Info: Pressemitteilung ALE Mittelfranken