Nitratergebnisse der Brunnenwasseruntersuchungen in Feuchtwangen
Bäume auf den Feldern gegen Nitrat im Brunnenwasser
Feuchtwangen, 25. Juni 2024 – Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 06. Mai in Feuchtwangen abgegebenen 117 Brunnenwasserproben fest.
Die gemeinnützige Organisation fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Harald Gülzow und der Ehrenamtler Frank Sombrowski beantworteten am Informationsstand viele Fragen von besorgten Brunnenbesitzern zu der
Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers. Mache Bürger erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Wasserproben untersuchen lassen können. „Auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann“, erklärt Harald Gülzow. Alle bis Ende Oktober zugeschickten Proben unterstützen die
Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Ansbach ein.
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Feuchtwangen hat der Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. In jeder 4. Probe aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Wittelshofen mit 112 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Gerolfingen mit 103 mg/l, in Ehingen mit 98 mg/l, in Sankt Ulrich mit 95 mg/l, in Villersbronn mit 85 mg/l, in Sulzach mit 77 mg/l, in Schweighausen mit 75 mg/l und in Feuchtwangen 71 mg/l. Er betont, dass die
Nitratrichtlinie, dazu verpflichtet eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“ sagt Harald Gülzow.
Im Kreis Ansbach bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 68 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können
Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern hilft das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern.“ berichtet Harald Gülzow.
Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Auf dem Feld stehen Baumstreifen aus schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als
Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werden. Der Abstand zwischen den Baumreihen bietet genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps. Die Angst, dass die Bäume zu Ernteeinbußen führen, hat sich nicht bestätigt. „Während an den Baumstreifen tatsächlich weniger Ertrag ist, beobachtet man ab einer gewissen Distanz zu den
Bäumen in den meisten Fällen eine höhere Produktion als bei einem Vergleichsacker ohne Baumstreifen. Bei trockenen und heißen Sommer kommt es auch ohne Bewässerung zu weniger Ernteausfällen, da die Bäume vor Verdunstung schützen.“ sagt Harald Gülzow.
Seit Anfang 2023 haben Landwirte in ganz Deutschland die Möglichkeit, Fördermittel für die Bewirtschaftung von Baumstreifen auf ihren Feldern zu beantragen. Bayern zählt zu den Bundesländern, in denen auch die Neuanlage von Agroforstflächen gefördert wird. Trotz dieser positiven politischen Entwicklung herrscht unter den Landwirten noch viel Unsicherheit und Skepsis Baumstreifen auf ihren Feldern anzulegen. Um das zu ändern braucht es eine eine gute Vernetzung innerhalb der Landwirtschaft. Der bayrische Bauernverband hat Anfang des Jahres mit seinen Demonstrationen gezeigt, dass er in der Lage ist viele Landwirte zu mobilisieren. „Es ist nun dringend erforderlich, diese bestehenden Kontakte zu nutzen, um über die Vorteile von Agroforst aufzuklären und potenzielle Bedenken zu zerstreuen,“
unterstreicht Harald Gülzow. Durch gezielte Informationskampagnen und die Präsentation erfolgreicher Beispiele kann der Bauernverband dazu beitragen, eine breite Akzeptanz für Agroforstsysteme zu schaffen. Dies ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Nitratbelastung im Grundwasser, sondern auch ein Beitrag zur Förderung einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Landwirtschaft.
Quelle: Pressemitteilung, VSR-Gewässerschutz e.V.