Anzeige

Anzeige1

Anzeige1

Wirtschaftsstandort Mittelfranken verliert an Attraktivität

Betriebe geben deutlich schlechtere Noten als 2019 – Stadt und Landkreis Ansbach: Sorgen wegen Fachkräftemangel, Breitband-Infrastruktur und ÖPNV-Anbindung

Nürnberg, Ansbach, 20. September 2024 „Noch befriedigend“ – mit dieser Schulnote bewerten die mittelfränkischen Unternehmen ihren Standort bei der „Standort-Umfrage 2024“ der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Das ist fast einen Drittel Notenpunkt schlechter als bei der Befragung vor fünf Jahren. Die Betriebe in Stadt und Landkreis Ansbach nennen vor allem Fachkräftemangel, unzureichende Breitband-Infrastruktur und Lücken im öffentlichen Nahverkehr als Herausforderungen.

Die Unternehmen waren aufgerufen, ihr Urteil zu insgesamt 52 Standortfaktoren aus diesen sechs Themengebieten abzugeben: Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Verwaltung, Standortkosten, wirtschaftliches Umfeld und allgemeines Umfeld. Beteiligt hatten sich rund 1.700 mittelfränkische Betriebe aller Größen – darunter 144 aus dem IHK-Gremiumsbezirk Ansbach, von denen 52 Unternehmen ihren Sitz in der Stadt Ansbach haben. Demnach kommt Mittelfranken mit einer Durchschnitts-Schulnote von 3,36 auf ein „noch befriedigend“. Die Bewertung liegt um 0,3 Punkte niedriger als 2019. Am deutlichsten verschlechtert haben sich aus Sicht der Betriebe die Faktoren in den Themenfeldern Standortkosten und Verwaltung.

Die Spanne der Ergebnisse für die Standort-Gesamtbewertung reicht von 3,53 in der Stadt Nürnberg bis zu 3,15 im benachbarten IHK-Gremium Altdorf. Das IHK-Gremium Ansbach liegt mit der Gesamtnote 3,45 unter dem mittelfränkischen Durchschnitt. Dabei fallen die Urteile der Betriebe aus der Stadt Ansbach mit 3,61 schlechter aus als im Gremiumsbezirk insgesamt. Eng zusammen liegen die Durchschnittsnoten in den benachbarten IHK-Gremien im Landkreis Ansbach: Dinkelsbühl erreicht mit 3,41 den gleichen Durchschnitt wie die Planungsregion Westmittelfranken, Rothenburg ob der Tauber platziert sich mit 3,43 ganz knapp vor Ansbach.  Über den gesamten Landkreis Ansbach hinweg bewerten die Betriebe ihre Standortfaktoren mit der Durchschnittsnote 3,40 – also ganz knapp besser als in Westmittelfranken insgesamt.

Fünf von sechs mittelfränkischen Unternehmen planen, in den nächsten fünf Jahren ihrem derzeitigen Standort treu zu bleiben. Doch der Anteil derer, die ihren derzeitigen Betrieb schließen oder ihn außerhalb Mittelfrankens verlagern wollen, hat sich im Vergleich zu 2019 fast verdoppelt.

Hohe Zufriedenheit (Schulnote „gut“) herrscht in Mittelfranken bei Themen des allgemeinen oder wirtschaftlichen Umfelds, beispielsweise Lebensqualität, Attraktivität der Innenstädte oder Nähe zu Kunden und Absatzmärkten. Ausschließlich ausreichende Urteile hagelte es dagegen bei der Verfügbarkeit von hinreichend qualifizierten Arbeitskräften und Azubis sowie in den Bereichen Standortkosten und Verwaltung. Die Unzufriedenheit mit diesen Standortfaktoren ist auch deshalb so ausgeprägt, weil diese auch als besonders bedeutsam für ein erfolgreiches Wirtschaften angesehen werden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Betriebe den drängendsten Handlungsbedarf bei den Bürokratie-Folgekosten und bei der Dauer von Genehmigungsverfahren sehen.

Gleich danach werden bessere Beteiligungsmöglichkeiten bei kommunalen Planungen und die Digitalisierung von Verwaltungsverfahren genannt. Die Betriebe kritisieren zudem, dass es bei einem wichtigen Infrastruktur-Thema kaum Fortschritte gegeben habe: Wie schon 2019 reiche die Qualität der Breitband-Infrastruktur und des Mobilfunkempfangs, die ein bedeutsamer Standortfaktoren sei, bei weitem nicht aus.

Die Unternehmen in der Stadt Ansbach zeigen sich besonders unzufrieden mit der Verfügbarkeit von Ausbildungsbewerbern und der Dauer von Genehmigungsverfahren. Die Benotungen der Standortfaktoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Infrastruktur, und „allgemeines Umfeld“ liegen schlechter als in allen anderen mittelfränkischen Städten und Kreisen. Der Landkreis Ansbach schafft in den mittelfränkischen Problemfeldern Standortkosten und Verwaltung etwas bessere Ergebnisse als der Durchschnitt, Unzufriedenheit herrscht über Anbindung und Qualität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Erheblichen Handlungsbedarf sehen die Befragten aus dem Landkreis jenseits der in ganz Mittelfranken relevanten Faktoren auch in der medizinischen Versorgung und bei der Verfügbarkeit beruflich qualifizierter Arbeitskräfte. Aus Sicht der Betriebe mit Sitz in der Stadt Ansbach sollten kommunale Steuern und Abgaben, die Digitalisierung der Verwaltung und die Innenstadtattraktivität im Fokus stehen.

„Die Ergebnisse unserer Befragung bestätigen, was auch in den vielen persönlichen Gesprächen Unternehmen deutlich wird: Die Lage ist so kritisch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Auch wenn die Vorzeichen schlecht sind: Aufgeben und den Kopf in den Sand stecken ist keine Option für uns als IHK“, so IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann.

Der Vorsitzende des IHK-Gremiums Ansbach, Dieter Guttendörfer, konkretisiert dies: „Wir arbeiten gemeinsam mit Politik und Verwaltung an Verbesserungen unserer Standortbedingungen, um drohenden Betriebsaufgaben oder Abwanderungen zu begegnen. Die Projekte der City-Werkstatt beleben die Ansbacher Innenstadt, die Kooperationsmöglichkeiten mit der Hochschule Ansbach werden von unseren Unternehmen geschätzt. Wir versuchen, möglichst viele junge Menschen für die betriebliche Ausbildung zu begeistern. Zudem stehen wir im Dialog mit den regionalen Verwaltungen, wie wir vor Ort die Belastungen unserer Mitgliedsunternehmen durch Abgaben und Bürokratie vermindern und das wirtschaftliche Umfeld attraktiver gestalten können.“

„Unsere Unternehmen bewerten die Verwaltung mit Blick auf Verfahrensdauer und Erreichbarkeit besser als im mittelfränkischen Durchschnitt. Die Unternehmen in unserem IHKG-Bezirk können zudem auf hohe Lebensqualität, auf Sauberkeit und Sicherheit und auf eine gute Wohnsituation verweisen. Dennoch besteht dringender Handlungsbedarf bei beruflich qualifizierten Arbeitskräften und bei Azubis. Auch deshalb werden Verbesserungen beim ÖPNV und bei der medizinischen Versorgung angemahnt“, so Achim Schneider, Vorsitzender des IHK-Gremiums Rothenburg o.d.T.

Frank Dommel, Vorsitzender des IHK-Gremiums Dinkelsbühl, ergänzt: „Unsere Unternehmen stellen sehr ähnliche Probleme in den Fokus: Qualifikation und Verfügbarkeit von Fachkräften sind die großen Herausforderungen, auf die wir hier bei uns regionale Antworten finden müssen. Zudem sehen viele unserer Betriebe Handlungsbedarf bei den Preisen für Energie, Wärme und Wasser. Da wir vor Ort nur wenig Einfluss auf Energiekosten und -sicherheit haben, müssen umso dringender alle Chancen genutzt werden, durch Bürokratieabbau und wirtschaftsfreundliches Verwaltungshandeln Belastungen für Unternehmen zu reduzieren und den Standort noch attraktiver für qualifizierte Fachkräfte zu machen.“

Quelle: Pressemitteilung, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken