Vonwegen uncool – Blaskapelle Virnsberg sucht Nachwuchs
Virnsberg, 10.02.2019 – Nahezu jeder dürfte das wohl bekannteste Mundharmonikalied „Spiel mir das Lied vom Tod“ zum gleichnamigen Westernfilm-Klassiker kennen. Sofort erscheinen vor dem geistigen Auge die zwei Cowboys mit Revolver in der Hand fertig zum Duell.
Obwohl die Blaskapelle Virnsberg den Titel nicht im Repertoire führt, passt das Lied wie die Faust auf’s Auge zur aktuell gestarteten Suchkampagne „We want you“. Was die Blaskapelle dringend sucht, geht aus dem im Western-Style gestalteten Plakat hervor, nämlich neue Musikerkolleginnen oder -kollegen. Zur Belohnung ausgeschrieben sind 100 % Blasmusik.
Warum die Kampagne? – Status Quo
Die Blaskapelle Virnsberg feierte 2016 ihr 50-jähriges Jubiläum mit einem umfassenden und sehr erfolgreichen Festwochenende. Derzeit hat die Kapelle 55 aktiv gemeldete Musikerinnen und Musiker. Zusätzlich wird der Verein durch fast 60 passive Mitglieder unterstützt. Für das knappe 300-Seelen Dorf im nördlichen Landkreis Ansbach, sind das durchaus beachtliche Zahlen. Die Blaskapelle Virnsberg hat einen gut gefüllten Terminkalender. Teilweise sind wir seit vielen Jahren fester Bestandteil von Veranstaltungen, was dafür spricht, dass gefällt, was wir spielen. Warum also die großangelegte Werbekampagne?
Von den knapp 55 aktiven Mitgliedern können nicht immer alle bei Proben und Auftritten anwesend sein: Fast ein Viertel kann wegen des Jobs und des damit verbundenen Wohnortwechsels nicht oder nur eingeschränkt am aktiven Musikgeschehen teilnehmen. Ein erfreuliches Drittel stellt der Musikernachwuchs, der jedoch naturgemäß erst langsam in die Kapelle reinwachsen muss. Der verbleibende Rest setzt sich ca. je zur Hälfte aus den Altersgruppen „18-30 Jahre“ und „60+ Jahre“ zusammen.
Weil es bei letzterer Altersgruppe hin und wieder etwas „zwickt und zwackt“, können Festzugauftritte von einigen schweren Herzens nicht mehr mitgespielt werden. Altersbedingt wurden zudem erste Rentengedanken geäußert, bislang aber glücklicherweise nicht in die Tat umgesetzt. Ein Mitgliederschwund in dieser Altersgruppe bedeutet vor allem ein herber Verlust für die Blechbläser, da das Holzregister überwiegend in der Gruppe „18-30 Jahre“ vertreten ist. Die mittlere Generation im Alter von 30-60 Jahren ist leider durch die Register nur mit einer Hand voll zu beziffern.
Mitgliederschwund trotz Nachwuchsarbeit
Gerade das Thema Musikernachwuchs wird in den letzten fünf Jahren durch das Projekt „WIM-Wir musizieren“ zusammen mit der Grundschule Flachslanden und anderen Musikvereinen in der Gemeinde intensiv angegangen. Obwohl das Programm nun Früchte trägt und die ersten Kinder und Jugendlichen bereits einige Auftritte erfolgreich bestritten haben, ist das noch lange kein Garant für eine dauerhaft spielfähige Besetzung, wie die Erfahrung zeigt.
Dirigent und Leiter der städtischen Musikschule Ansbach, Ernst Berendes, kennt die schwierigen Bedingungen der Nachwuchsarbeit: Manchmal fielen junge Musiker weg, da nach einigen Jahren die Lust am Instrument verloren gehe – oft genau dann, wenn sich das Üben und die vielen Unterrichtsstunden endlich bezahlt machen würden – oder andere, zuweilen „coolere“ Freizeitangebote lockten. Daneben binde die Schule mehr Zeit als früher und mit dem Schulabschluss stehe häufig eine Ausbildung oder ein Studium an einem anderen Ort an.
In der Vergangenheit sind wenige „Junge“ wieder zur Blaskapelle zurückgekommen. Generell zieht lange nicht mehr die dörfische Vereinsbindung, wie sie zu den Anfangszeiten der Kapelle noch vorhanden war. Die Zeiten haben sich einfach geändert und es gilt einen Weg zu finden, um dennoch neue, junge Gesichter für das Spielen in einer Musikkapelle zu begeistern.
Das alles sorgt dafür, dass der Probenraum an manchen Terminen bildlich gesprochen an die Prärie im Wilden Westen mit seinen vorbeirollenden, vertrockneten Grasbüscheln erinnert und für Auftritte Aushilfen engagiert werden müssen.
Keinen Trübsal blasen – neue Mitglieder suchen!
Höchste Zeit also, etwas gegen die „Spiel mir das Lied vom Tod“-Assoziationen und Grasbüschel zu tun! Ganz bewusst fällt unsere Darstellung natürlich etwas überspitzt aus, denn wie bereits eingangs erwähnt, läuft es mit und in der Blaskapelle derzeit dennoch ziemlich gut. Kann mal jemand nicht, wird eben ein Ersatz organisiert und die Auftritte können ohne Probleme gespielt werden. Aber natürlich ist Vorsorge besser als Nachsorge. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Chance am Schlawittel zu packen und mit der Kampagne im großen Stil die Lust bei Neu- und Wiedereinsteigern zu wecken.
Mit der Kampagne „Wanted“ suchen wir also bereits ausgebildete Musikerinnen und Musiker, die gerne bei uns mitspielen möchten. Auch wenn das Instrument vielleicht bereits jahrelang unbespielt ist, spricht nichts gegen einen Wiedereinstieg. Wenn die Puste mal ausgeht oder die Finger noch zu langsam sind, ist das kein Problem. Wir freuen uns, wenn „brachliegendes, ungenutztes Potenzial“ zu uns findet und uns unterstützt. Ein Leistungsabzeichen ist dabei keine Voraussetzung. Insbesondere die Blechbläser suchen nach tatkräftiger Unterstützung. Egal ob Tuba, Trompete, Flügelhorn, Posaune, Tenorhorn oder Waldhorn. Aber auch am Schlagzeug ist Neuzuwachs sehr gerne gesehen. Obwohl es bei den Klarinetten, Querflöten oder am Saxophon meistens ganz gut ausschaut, freuen wir uns auch hier jederzeit über neue Leute in den Reihen.
Gegenleistung: 100 % Blasmusik
Jeden Mittwoch um 20 Uhr findet eine zweistündige Musikprobe im Jugendheim Virnsberg statt. Am Mittwoch, 27. November 2019, wird eine spezielle „Wanted-Wieder-/Neueinsteiger-Probe“ abgehalten. Falls dieser Termin bei Interessenten nicht klappt, ist nach Rücksprache mit dem ersten Vorstand Erwin Weißfloch auch ein Einstieg zu einem anderen Zeitpunkt möglich.
Neben den regelmäßigen Proben stehen über das Jahr natürlich zahlreiche Auftritte vom Festzug, über Ständerle bis hin zu größeren Konzerten an. Alle Termine, Informationen zum Verein und Kontaktdaten sind unter www.blaskapellevirnsberg.de einsehbar.
Text und Bild: Blaskapelle Virnsberg e. V.