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Preisgekröntes Stück zum NSU am Theater Ansbach zu sehen

Anschließend Podiumsdiskussion

Ansbach, 28. Oktober 2022 – In Kooperation mit der Georg-von-Vollmer-Akademie zeigt das Theater Ansbach am 15.11.2022 das Recherchestück zum NSU „Auch Deutsche unter den Opfern“. Die 2016 mit dem Monica-Bleibtreu-Preis ausgezeichnete Inszenierung der Regisseurin Sapir Heller entstand ursprünglich am Zimmertheater Tübingen und wurde deutschlandweit zu Gastspielen eingeladen. Sie war unter anderem beim Heidelberger Stückemarkt zu sehen.

Für das Theater Ansbach sind Stück und Fassung nun aktualisiert worden. Im Anschluss an die Aufführung findet eine Podiumsdiskussion mit Regisseurin Sapir Heller, der Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair und einem betroffenen Opfer statt.

Gerade läuft der zweite Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag zum NSU an. Der Prozess gegen Beate Zschäpe und ihre Mitangeklagten war der größte Prozess seit der Wiedervereinigung. 53 Seiten umfasste die Aussage, die Beate Zschäpe nach vier Jahren Untersuchungshaft dem Gericht vorlesen ließ. Angeklagt war sie unter anderem wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen sowie Gründung von und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Doch wirklich Licht ins Dunkel brachte ihre Erklärung genauso wenig wie der gesamte Strafprozess.

Bestand der NSU nur aus drei Mitgliedern (Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt) und können diese wirklich vollkommen autonom über elf Jahre hinweg die Straftaten begangen haben? Oder gab es Unterstützer und Helfershelfer? Wenn ja, wer waren diese? Wie viel wusste der Staat – in Form des Verfassungsschutzes? Wurde vielleicht sogar aktiv von den Ermittlern weggeschaut und die Täter nur im Bereich organisierte Kriminalität vermutet, oder gab es wirklich keine ausreichenden Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund? Und die drängendste Frage für die Angehörigen der Opfer: „Warum wurden ausgerechnet unsere Liebsten von den Mördern ausgewählt?“

Der Strafprozess, zum Prozessende umfassten die Akten 1200 Ordner, bemühte sich um Aufklärung. Doch inwieweit ist die Politik an einer lückenlosen Aufarbeitung interessiert? Schließlich handelt es sich bei den rechtsextremen Terroristen lediglich um „eine singuläre Vereinigung von drei Personen“. Käme man genauso schnell zu diesem Beschluss, wenn es sich bei den Opfern um Deutsche ohne Migrationshintergrund handeln würde?

Da das Thema immer noch von enormer Dringlichkeit ist, hat sich das Theater Ansbach entschlossen die Inszenierung, die unter der Intendanz von Axel Krauße am Zimmertheater Tübingen, entstanden ist, in Ansbach aktualisiert und erweitert wieder auf zu führen.