Physiotherapeut werden: Alltag und Berufsperspektiven
Sportverletzungen, Störungen des Bewegungsapparates, die Rehabilitation nach Operationen – dies sind einige Beispiele für Fälle, mit denen man sich als Physiotherapeut oder Physiotherapeutin befasst. Der Schwerpunkt der Physiotherapie liegt darauf, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wiederherzustellen und langfristig zu erhalten.
Welche Aufgaben Physiotherapeut/innen im Arbeitsalltag übernehmen und welche Berufsaussichten sich ergeben, erklärt der folgende Artikel.
Physiotherapeut Ausbildung
Wer in Deutschland als Physiotherapeut oder Physiotherapeutin tätig werden möchte, kann eine schulische Ausbildung mit praktischen Unterrichtsphasen oder ein Physiotherapie-Studium absolvieren. Die schulische Ausbildung setzt mindestens einen mittleren Schulabschluss mit guten Leistungen vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern voraus. Einige Anbieter verlangen den Nachweis von einschlägigen praktischen Erfahrungen in Form eines mehrwöchigen Berufspraktikums. Ablauf und Inhalte der Ausbildung richten sich nach dem Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) sowie der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PhysTh-AprV). Nach bestandener Abschlussprüfung darf man sich als staatlich geprüfte/r Physiotherapeut/in bezeichnen.
Auch der Bachelorstudiengang Physiotherapie (B.Sc.) schließt mit einer staatlichen Prüfung ab. Einige Hochschulen, zum Beispiel in Frankfurt und München, bieten einen ausbildungsintegrierten, dualen Studiengang in Kooperation mit den Ludwig Fresenius Schulen an. Nach der Ausbildung sind Jobchancen für Physiotherapeuten ähnlich wie die Karrierechancen in der Pflege sehr gut, zahlreiche Arbeitgeber sind händeringend auf der Suche nach qualifiziertem Fachpersonal.
Physiotherapeut/in: Die Aufgaben im Arbeitsalltag
Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen erwartet ein äußerst abwechslungsreicher Arbeitsalltag. Sie unterstützen Patienten und Patientinnen dabei, ihre Beweglichkeit und andere körperliche Funktionen zu erhalten, wiederherzustellen oder zu verbessern. Fachkräfte für Physiotherapie betreuen zum Beispiel Sportler und Sportlerinnen nach Verletzungen, helfen Patient/innen nach Operationen oder entwickeln Therapien für altersbedingte Einschränkungen des Bewegungsapparates.
Zu den Therapiemaßnahmen gehören unter anderem Übungen mit Geräten, Atemtherapie, Massagen, Wärme- und Hydrotherapie und Elektrotherapie. Die Behandlungen können sowohl in Form von Einzeltherapien oder auch als Gruppentherapie stattfinden
Typische Aufgaben im Arbeitsalltag von Physiotherapeut/innen:
Diagnose und Therapieplan
Vor der Behandlung erfolgt die Anamnese mit einer sorgfältigen Untersuchung der Patienten und Patientinnen. Auf dieser Basis wird ein Therapieplan erstellt. Die Therapieform richtet sich nach den individuellen Beschwerden. Um alle Behandlungsschritte um Blick zu behalten, wird der Therapieplan regelmäßig angepasst.
Behandlung
Auf Grundlage eines effizienten Therapieplans erfolgt die Behandlung der Patienten und Patientinnen. Physiotherapeut/innen führen mit ihnen verschiedene krankengymnastische Übungen durch oder wenden geeignete Behandlungsmethoden an. Zudem korrigieren sie schädliche Behandlungsabläufe. Für die langfristige Erhaltung der Bewegungsfähigkeit leiten sie ihre Patient/innen bei der selbstständigen Durchführung geeigneter Übungen an.
Beratung
Physiotherapeut/innen werden nicht erst nach einer Verletzung oder einer Operation tätig. Sie beraten ihre Patient/innen auch dabei, wie sie Verletzungen vorbeugen können und welche Übungen dabei helfen, die Beweglichkeit möglichst bis ins hohe Alter zu erhalten.
Weitere Aufgaben
Zum Arbeitsalltag von Physiotherapeut/innen gehören auch administrative Aufgaben wie:
– Behandlungsfortschritte dokumentieren
– Therapieberichte erstellen
– Behandlungen mit der Krankenkasse abrechnen
– die Kommunikation mit den behandelnden Ärzt/innen sowie Fachkolleg/innen
Welche Perspektiven bietet die Arbeit als Physiotherapeut/in?
Zum 31. März 2020 waren in Deutschland 161.145 Physiotherapeuten und Physiotherapeut/innen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Hinzu kommen einige Tausend selbstständig tätige Fachkräfte. Die Zahl der berufstätigen Physiotherapeut/innen steigt seit einigen Jahren leicht an, die Zahl der Absolvent/innen ist allerdings rückläufig. Dem steht eine stetig alternde Gesellschaft gegenüber. Mit zunehmendem Alter wächst das Risiko für chronische Erkrankungen sowie Muskel- und Skeletterkrankungen. Für die Zukunft ist daher ein hoher Bedarf an gut qualifizierten Therapeut/innen zu erwarten. Die Berufsaussichten für Physiotherapeut/innen sind entsprechend gut. Es zeigt sich, dass immer mehr Jobs für Physiotherapeuten durch den Fachkräftemangel nur schwer besetzbar sind. Den Fachkräften kommt dabei auch zugute, dass sie äußerst flexibel einsetzbar sind und in vielen verschiedenen medizinischen Einrichtungen sowie in Wellness-Betrieben arbeiten können.
Wo finden Physiotherapeut/innen eine Anstellung?
Wer die angestellte Beschäftigung einer eigenen Praxis vorzieht, hat eine Vielzahl von möglichen Arbeitgebern zur Auswahl. Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen finden unter anderem an den folgenden Einrichtungen Anstellung:
– Krankenhäuser und Kliniken
– Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen
– physiotherapeutische Praxen
– Altenheime
– Sportstätten
– ambulante Betreuungsdienste
– Wellnesshotels
Gehaltsaussichten: Wie viel verdient ein/e Physiotherapeut/in?
Die schulische Ausbildung und das Studium der Physiotherapie werden in der Regel nicht vergütet. Absolvieren die Auszubildenden ihre praktischen Unterrichtseinheiten an einer Einrichtung des öffentlichen Dienstes oder anderen Einrichtungen mit Tarifbindung, erhalten sie ein monatliches Entgelt, gestaffelt nach Ausbildungsjahr, zum Beispiel:
- Ausbildungsjahr: 1.065 Euro brutto
- Ausbildungsjahr: 1.125 Euro brutto
- Ausbildungsjahr: 1.222 Euro brutto
Wie viel Physiotherapeut/innen nach abgeschlossener Ausbildung verdienen, richtet sich nach dem jeweiligen Arbeitgeber, einer eventuellen Tarifbindung, der Berufserfahrung und der Region. Laut Entgeltatlas der Agentur für Arbeit liegt das Mediangehalt bei 2.588 Euro brutto im Monat. Die Gehaltsspanne erstreckt sich von 2.194 bis 3.144 Euro brutto. Die höchsten Gehälter lassen sich dabei in Berlin verdienen. Das monatliche Mediangehalt beträgt hier 2.786 Euro brutto. Auf Platz zwei und drei folgen Hamburg und Baden-Württemberg mit 2.727 bzw. 2.711 Euro brutto. Mit Ausnahme von Berlin fällt die Entlohnung in den östlichen Bundesländern geringer aus als im Westen und Süden Deutschlands.
Auch im Bereich der Physiotherapie verdienen Frauen im Mittel etwas weniger als Männer. Das Mediangehalt für weibliche Beschäftigte liegt bei 2.504 Euro brutto im Monat, Männer verdienen 2.767 Euro brutto.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Physiotherapeut/innen
Therapiemöglichkeiten und -standards verändern sich laufend. Niedergelassene Physiotherapeut/innen sind daher zur Fortbildung verpflichtet (§ 124 Abs. 5 SGB V). Innerhalb von vier Jahren müssen sie in anerkannten Fortbildungen 60 sogenannte Fortbildungspunkte erzielen und diese bei den Krankenkassen nachweisen.
Für angestellt tätige Physiotherapeut/innen eröffnen Fort- und Weiterbildungen bessere Karrieremöglichkeiten und steigern damit die Verdienstchancen. Derartige Aufstiegsfortbildungen können zum Beispiel der Aneignung spezifischer Therapietechniken dienen. Möchte man seinen beruflichen Schwerpunkt auf organisatorische Tätigkeiten legen, bieten sich Fachwirt-Weiterbildungen im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen, Fitness oder Sport an.
Alternativ lässt sich ein Bachelor- oder Masterstudium im Bereich der Therapiewissenschaft, Biomechanik oder, bei entsprechender Voraussetzung, der Humanmedizin absolvieren. Mit einem Aufbaustudium im pädagogischen Bereich können sich Physiotherapeut/innen für eine Lehrtätigkeit qualifizieren und ihrerseits Nachwuchskräfte ausbilden.
Quelle: sunset-digital.com