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Denkmalprämierung des Bezirk Mittelfranken für 2023

Ein Objekt in der Stadt Ansbach und vier Bauwerke im Landkreis Ansbach ausgezeichnet

Ansbach 14. März 2024 – Seit 1975 prämiert der Bezirk Mittelfranken besonders gelungene und vorbildlich durchgeführte denkmalpflegerische Leistungen.

Die Auszeichnung der Bauwerke ist eine ideelle Ehrung, bei der die Preisträgerinnen und Preisträger eine Urkunde erhalten. Außerdem erscheint ein Begleitband, in dem die Objekte und Kleindenkmäler eines Jahrgangs in Wort und Bild vorgestellt werden. Die Ehrung erfolgte am Freitag, den 8. März.

Stadt Ansbach

Ansbach, Promenade: Pavillion

Fotos: Franziska Lehmann M.A., Bezirk Mittelfranken

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen in vielen Städten Deutschlands Wasserhäuschen und Trinkhallen auf, die mit Kohlensäure versetztes Wasser verkauften. In Anlehnung an die zeittypische Gartenarchitektur wurden die freistehenden Häuschen oft als kleine (Konsum-)Tempel gestaltet. Als ein solcher Mineralwasser-Kiosk war um 1850 der kleine Oktogonalbau an der Promenade in Ansbach entstanden. Mit seinen ornamentierten Rundbögen, die auf schlanken Säulen sitzen, wirkt der Holzpavillon, als sei er direkt aus einem Park an den Boulevard versetzt worden. Besitzerabhängig und in Orientierung an die Bedürfnisse seiner Kundschaft änderte der Pavillon mehrfach sein Sortiment: von 1951 bis 1988 diente er als Zeitungskiosk, später war er nach einer Renovierungsphase als Dönerimbiss in Betrieb. Im Kontext der Neugestaltung der Promenade erwarb die Stadt Ansbach 2010 das Bauwerk, das zunächst abgebaut und zwischengelagert wurde. Erst während der Vorbereitung für seinen Wiederaufbau offenbarte sich seine völlig vermorschte Holzkonstruktion, die eigentlich für eine dauerhafte Aufstellung im Freien überhaupt nicht geeignet gewesen war. In Zusammenarbeit mit einer regionalen Schreinerei und in Abstimmung mit den Behörden ließ die Stadt den Holzpavillon instand setzen. Das flache Zeltdach musste komplett erneuert werden und wird jetzt mit einer Kupferverblechung nachhaltig geschützt. Die nicht mehr zu rettenden Holzelemente hat man unter Beibehalt der historischen Profilformen neu gefertigt. Ebenso detailgetreu ergänzt sind die fehlenden Teile des Gitterwerks. Seine Fassung erhielt der Pavillon in der dritten von acht nachweisbaren Farbschichten mit Leinölfarbe. Am neuen, leicht veränderten Standort sorgt nun ein festes Betonfundament für mehr Standfestigkeit, eine Drainage leitet zudem das Wasser ab, um den aufwendig restaurierten Pavillon nicht gleich wieder zu gefährden. Mit der Wiederinbetriebnahme des Pavillons als Café wird ein zentrales Stück Kulturgeschichte im Kleinformat fortgeschrieben. Denn es sind die kleinen Dinge im Stadtraum, die diesen so unverwechselbar und lebenswert machen – und in Ansbach gehört der Pavillon einfach schon immer dazu.

Text: Anke Schlecht

Landkreis Ansbach

Dinkelsbühl, Nördlinger Str. 25: Scheune

Fotos: Julia Krieger M. A., Bezirk Mittelfranken

Von Südosten kommend führt das Nördlinger Tor in die mittelalterlich geprägte Altstadt von Dinkelsbühl. Schmucke Bürgerhäuser säumen den Weg zum Marktplatz mit seinem Münster St. Georg. Glücklicherweise blieb die malerische Stadt während des Zweiten Weltkrieges von großen Zerstörungen verschont, sodass eine hohe Dichte an mittelalterlicher Bausubstanz bis heute überdauert hat. Darunter finden sich auch selten gewordene Speichergebäude und Scheunen. Eine davon verbirgt sich rückseitig im Hof des Anwesens Nördlinger Straße 25, die über den Drysatz zugänglich ist. Die Geschichte des unter Ensembleschutz stehenden Gebäudes liegt im Verborgenen. Zwei dendrochronologische Untersuchungsproben ergaben eine Datierung ins frühe 15. Jahrhundert. Der mittelalterliche Fachwerkbau mit teils massivem Sockel und Satteldach war ursprünglich eine Halle ohne Zwischendecke, gestützt von zwölf Holzständern. Um 1751 kam es zu einer größeren Umbaumaßnahme. Dabei wurden unter anderem Aussteifungen im Tragwerk entfernt und drei kleine Ställe eingebracht. Die Scheune war in einem baulich schlechten Gesamtzustand und einsturzgefährdet. Dem Einsatz des Eigentümers ist es zu verdanken, dass das Nutzgebäude vor dem Verfall gerettet wurde – ohne eine Umnutzung anzustreben. Statische Instandsetzungsmaßnahmen sowohl am Dachtragewerk als auch am Fachwerk hat man unter größtmöglichen Erhalt der historischen Substanz vorgenommen. Die Gefache wurden aufwendig mit Flechtwerk und Lehm restauriert oder falls nötig erneuert und mit einer Kalkputzlage versehen. Die Tore und die einfachen Holzfensterläden hat man aufgearbeitet bzw. passend ersetzt. Eine Dämmung der Scheune ist nicht erfolgt. Der Innenraum wurde in den Zustand von 1750/51 zurückversetzt. Damit wurden auch im Hinblick auf die Statik die drei Ställe durch wieder eingezogene Zwischenwände im Erdgeschoss angedeutet sowie ein Subsidiärtragwerk eingebaut. Für die Erschließung der oberen Etagen mussten die nicht mehr tragfähigen Zwischendecken erneuert werden, wobei man auf die vorhandenen Zwischenbalkenlagen zurückgriff. Das Ergebnis ist eine sehr gelungene Instandsetzung einer nicht denkmalgeschützten mittelalterlichen Scheune, die eine Bereicherung für das vielseitige Stadtbild Dinkelsbühl darstellt.

Text: Franziska Lehmann

Feuchtwangen, Vorderer Spitzenberg 7

Foto: Julia Krieger M. A., Bezirk Mittelfranken

In der nordöstlichen Altstadt Feuchtwangens, nahe der mittelalterlichen Stadtbefestigung gelegen, erhebt sich ein zweigeschossiger Schopfwalmdachbau mit teils verputztem Fachwerk und vorkragenden Giebelgeschossen. Die Geschichte dieses Anwesens reicht bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Einst gehörte es der Grundherrschaft des Chorherrenstifts an, das nach der Säkularisierung 1563 verkauft wurde. Das denkmalgeschützte Gebäude ist im Kern vor 1600 erbaut und erfuhr im Laufe seiner Zeit mehrere Umbauten. Eine davon ist durch eine Datierung über den Eingang am rückseitigen Anbau auf 1781 bezeichnet. Der stattliche Bau befand sich vor seiner letzten, mehrjährigen Gesamtinstandsetzung in einem schlechten Zustand. Neuzeitliche Elemente wie Einfachglasfenster mit vorgesetzten Rollokästen, Linoleumböden oder abgehängte Decken prägten das Erscheinungsbild. Erfreulicherweise war die Statik des zweigeschossigen Dachbodens intakt. Er wurde als kalter Raum belassen und lediglich der Boden zu den Wohnräumen hin gedämmt. In nahezu vollständiger Eigenleistung und unter Behördenbeteiligung sanierte der Eigentümer das Gebäude. Beginnend mit der Fassade, die eine farbliche Akzentuierung erhielt. Darauf folgte der Innenbereich, der von seinen Überformungen befreit wurde. Dadurch wurden die historischen Bohlenbalkendecken und Fachwerkinnenwände wie- der sichtbar und behutsam aufgearbeitet. Der Bodenbelag hat man durch passende Holzdielenböden ersetzt. Die Innenseiten der Außenwände wurden mit einem natürlichen Material auf Hanfbasis gedämmt, ebenso die Balkendecken. Anschließend erhielten die Wandoberflächen eine Fassung mit Kalkputz. Nur geringfügige Anpassungen in der Grundrissstruktur wurden vorgenommen. Wo einst steile Treppenaufgänge ins Ober- bzw. Dachgeschoss führten, fügt sich heute der Essbereich ein. Dank des Engagements des Eigentümers konnte ein für die Stadtgeschichte Feuchtwangens bedeutsames Gebäude in denkmalgerechter und bestandsschonender Weise in die Neuzeit überführt werden.

Text: Franziska Lehmann

Neusitz, Rothsteigholz: Bildstock

Foto: Franziska Lehmann M. A., Bezirk Mittelfranken

Kleindenkmäler wie Bildstöcke oder Martersäulen sind ein bedeutender Teil der fränkischen Kulturlandschaft. Sie können steinerne Gedenkorte für Unglücksfälle oder religiöse Orte der Frömmigkeitsausübung sein. Jedoch sind sie in ihrem Bestand gefährdet und geraten zusehends in Vergessenheit. Von einem solchen Schicksal bedroht war auch ein aus Muschelkalk gefertigter Bildstock im Gebiet der Gemeinde Neusitz bei Rothenburg ob der Tauber. Parallel zum Hohlweg der einst mittelalterlichen Handelsstraße „An der Roten Steige“ – heute ein Wander- und Fahrradweg – verbarg sich dieser im Gebüsch. Der aus einem schlichten Rechteckpfeiler mit aufgesetzter Rundbogennische bestehende Bildstock stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert und trägt das Wappen einer alten fränkischen Familie. Seine Entstehung ist nicht eindeutig geklärt: Möglich erscheint, dass er als Gedenkstein in Folge eines Überfalls, Raubes oder Mordes an einem Familienmitglied errichtet wurde. Vor wenigen Jahren wurde der Bildstock „wiederentdeckt“. Er war stark eingewachsen, von Moos überzogen und befand sich in einer gefährlichen Schieflage. Es bestand Handlungsbedarf und so initiierten unterschiedliche Familienzweige einen Spendenaufruf für den Erhalt des Kleindenkmals. Dank ihres Engagements und der Unterstützung der Gemeinde Neusitz konnte 2021 eine fachgerechte Restaurierung in einer Werkstatt erfolgen. Die organischen Ablagerungen auf dem Stein wurden vorsichtig entfernt, Risse geschlossen und lose Oberflächen mit pigmentierter Steinersatzmasse gesichert. Nach Abschluss der Arbeiten kehrte der Bildstock an seinem alten Standort auf einem verbesserten Fundament zurück. Das Ergebnis ist eine zurückhaltende und bestandsschonende Restaurierung eines mittelalterlichen Kleindenkmals, die erst durch das vorbildliche bürgerschaftliche und gemeindliche Engagement ermöglicht wurde.

Text: Franziska Lehmann

Rothenburg o. d. T., Heugasse 10

Foto: Franziska Lehmann M. A., Bezirk Mittelfranken

Das Areal des ersten Befestigungsrings von Rothenburg wurde im 14. Jahrhundert nach der Stadterweiterung als Siedlungsfläche genutzt. Im Bereich der heutigen Judengasse lebte seit dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts bis zur Ausweisung 1519/20 die zweite jüdische Gemeinde. Im Kreuzungsbereich von Judengasse Heugasse finden sich noch heute mittelalterliche Spuren, so auch ein kleines zweigeschossiges Tagelöhnerhaus aus dem 15. Jahrhundert. Das historisch gewachsene Gebäude mit verputzten Fachwerkobergeschossen auf einem aus Bruchstein gemauerten Sockel und steilem Satteldach erfuhr im Laufe seiner Zeit mehrmalige An- und Umbauten. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass die im Vorderhaus zur Judengasse hin eingebauten Hölzer im Dach- und Obergeschoss zweitverwendet sind und auf die Jahre 1416/17 bzw. 1418/19 datiert werden können. Die Anbauten erfolgten im 17./18. Jahrhundert. Dass das unscheinbare Gebäude nicht dem Verfall preisgegeben wurde, ist dem Engagement der Eigentümer zu verdanken. In einer umfassend angelegten Instandsetzung, begleitet von archäologischen Grabungen und Befundvoruntersuchungen, hat man nicht nur den historischen Dachstuhl durch ein zweites, aufgeripptes Dachtragewerk statisch ertüchtigt und die Fassade überarbeitet, sondern auch den stark renovierungsbedürftigen Innenbereich bewohnbar gemacht. Dort wurden wie einst wieder zwei Wohneinheiten eingerichtet. Für die Erschließung der oberen Etage musste ein Stahltreppenhaus im Innenhof installiert werden, wodurch die historische Holzwendeltreppe im Inneren erhalten werden konnte. Die Balkendecken wurden freigelegt und der Fehlboden ergänzt, um darauf ebenfalls in Zweitverwendung Fichtendielenböden zu verlegen. Im Erdgeschoss hingegen hat man das Bodenniveau abgesenkt und über einer Wärmedämmung einen Estrich eingebracht. Die Fachwerkinnenwände wurden freigelegt und die Außenwände mittels eines Innendämmputzes isoliert. Nach Abschluss der denkmalgerechten Maßnahmen präsentiert sich das kleine Tagelöhnerhaus nun wieder in einem geschlossenen Erscheinungsbild und bleibt als bauliches Zeugnis in einem für Rothenburg stadtgeschichtlich bedeutsamen Viertel erhalten.

Text: Franziska Lehmann