Baggern für Kreuzkröte, Laubfrosch, und Co.
Was ehemalige Sand- und Mergelgruben zu bieten haben.
Ansbach, 19. November 2024 – Unter dem Motto „Artenvielfalt in Abbaustellen“ und auf Initiative der Regierung von Mittelfranken setzt der Landschaftspflegeverband Mittelfranken seit 2013 im Landkreis Ansbach Artenschutzmaßnahmen in ehemaligen Abbaustellen um.
Im Mittelpunkt stehen über 30 ehemalige Sand- und Mergelgruben. Diese Gruben bieten Vögeln wie der Uferschwalbe, Amphibien und Reptilien einen wichtigen Ersatzlebensraum. Früher waren diese und andere Pionierarten in naturnahen, ungestörten Flussauen zuhause, die wir aber in der heutigen Kulturlandschaft kaum noch finden. Bis auf fließendes Wasser sind Sand- und Mergelgruben den natürlichen Flussauen in ihrer Struktur sehr ähnlich. Allerdings muss hier der Mensch die Aufgaben der Natur übernehmen und die reißende Strömung und Dynamik von Flüssen und Bächen ersetzen.
Bis vor einigen Jahren war es nichts Besonderes sich Bau- und Auffüllstoffe wie Sand, Mergel oder Lehm aus Gruben vor Ort zu entnehmen. Weil man in der Regel nur ab und zu kleinere Mengen abbaute und somit wenig Störungen auftraten, konnten sich hier viele seltene und bedrohte Arten ansiedeln. Mittlerweile werden die Gruben fast nicht mehr genutzt. Etliche dieser ehemaligen Abbaustellen sind nun unter Schutz gestellt und als sogenannter „Geschützter Landschaftsbestandteil“ ausgewiesen. Um die Lebensbedingungen für die seltenen Tierarten zu erhalten, muss nun immer wieder Hand angelegt bzw. ein Bagger in die Gruben geschickt werden.
Vor kurzem war es wieder soweit: in der Mergelgrube in Cadolzhofen (Windelsbach) und Binzwangen (Colmberg) sowie in der Sandgrube am Kümmelberg in Lehrberg rollte der Kettenbagger an. Unter Anleitung von Annika Bittner, Mitarbeiterin des Landschaftspflegeverbandes, und in Absprache mit der Höheren Naturschutzbehörde und den Eigentümern (teilweise Gemeinden und teilweise Bund Naturschutz) wurde fleißig Material abgetragen und umgeschichtet. Mit fachlicher Unterstützung des Biologen Ulrich Meßlinger wurden dabei vorhandene Flachmulden vertieft und neue angelegt. Die zeitweise wasserführenden Mulden dienen Amphibien wie Laubfrosch, Kreuzkröte und Kammmolch im Frühjahr als Laichgewässer. Ein netter Nebeneffekt: Die neuen Vertiefungen sammeln in niederschlagsreichen Zeiten das Wasser und geben es nach und nach in den Untergrund ab. Die angrenzenden Vorfluter werden geschont und die Wasserversorgung der umliegenden Flächen verbessert – ein wichtiger Aspekt in Zeiten zunehmender Starkregenereignisse und längerer Trockenperioden.
Wichtig für den Biotoperhalt ist auch die Herstellung von Rohbodenstellen. Daher wurden locker aufgeschüttete Sand- und Erdhügel angelegt. Hier können sich nun selten gewordene Pionierarten ansiedeln oder sie dienen als Rückzugs- und Überwinterungsquartier für Kleintiere. Am Kümmelberg werden noch Wurzelstöcke und / oder große Steine eingebracht, um frostfreie Totholz- / Lesesteinhaufen für weitere Kleintiere, wie Eidechsen und Kreuzkröten, anzubieten.
In den nächsten Jahren sollen immer wieder hochwertige Sand- und Mergelgruben durch gezielte Maßnahmen gepflegt und erhalten werden, um seltenen Tier- und Pflanzenarten einen intakten Lebensraum bieten zu können. So ist für den kommenden Winter das Zurückdrängen der dominanten Bäume und Sträucher in Abbaustellen der Gemeinden Bechhofen und Dentlein am Forst geplant, damit Laubfrosch, Kreuzkröte und Co. sich wieder wohlfühlen!
Die Maßnahmen werden über Landschaftspflegegelder des Bayerischen Umweltministeriums, vom Freistaat Bayern und vom Bezirk Mittelfranken, sowie den Flächeneigentümern gefördert. Die organisatorische Abwicklung hat der Landschaftspflegeverband Mittelfranken übernommen.
Quelle: Pressemitteilung, Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.