„Stupfl Hurra“- Schillingsfürster Orginale in Faschingslaune
Bilderstrecke der Frankemer Stupfl Sitzung 2019
Schillingsfürst – Die Franken gelten eher als Faschingsmuffel, doch es gibt Ausnahmen. Neben Veitshöchheim gibt es im Landkreis Ansbach eine Faschingshochburg, die bereits auf eine 45-jährige Geschichte zurückblicken kann: Der Frankemer Stupfl in Schillingsfürst. Jahr für Jahr zieht er mehrere tausend Menschen an, die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot.
Tagsüber arbeiten sie als Briefträger, Krankengymnastin oder Lehrer. Doch an den Abenden der Faschingszeit werden sie in Schillingsfürst und Umgebung zu den Faschingsstars im Frankemer Stupfl. Frankem ist übrigens der Spitzname für Schillingsfürst, und Stupfl sind Igel – nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Schillingsfürster von den regionalen Nachbarn auch als „Igelfresser“ beschimpft. Stilecht ist der Faschingsruf entsprechend „Stupfl Hurra“. Obwohl die Kleinstadt nur 2.777 Einwohner hat, sind weit mehr als 100 von ihnen in jeder Session für den Fasching aktiv: auf der Bühne, in Technik und Regie oder in der dazugehörenden Gastronomie.
Vom Ingelfresser zum Frankemer Stupfl
Wie viele gute Ideen, so entstand auch der Frankemer Stupfel an einem Stammtisch, genauer gesagt am Turnerstammtisch des TSV Schillingsfürst im Jahr 1970. Der jährlich stattfindende Turnerfasching sollte aufpoliert werden, da die Besucherzahlen zurückgingen. Zudem befand sich der Sportverein in finanziellen Schieflage, die schnellstens beseitigt werden sollte. So traten auf dem Turnerfasching ein Jahr später unter dem Namen Frankemer Stupfl fünf historische Figuren aus Schillingsfürst auf: Schausteller, Bettler, Känzenweib, Stupfler und Holzgehner.
Diese berichteten in Büttenreden über aktuelle regionale Ereignisse und nahmen kein Blatt vor den Mund. Geradezu wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht vom Auftritt der „Frankemer Stupfl“ in der gesamten Umgebung. So viele Menschen wollten die fünf Schillingsfürster Originale sehen, dass man beschloss, ihnen einen eigenen Faschingsball zu widmen. Die Stupfl-Sitzung war geboren. 1972 wurde dann offiziell die Faschingsabteilung des TSV Schillingsfürst gegründet.
Neben den fünf Schillingsfürster Originalen gab es eine Prinzengarde und Büttenreden. Bereits ein Jahr später gab es zwei Stupfl-Sitzungen. Der Schillingsfürster Fasching entwickelte sich kontinuierlich, die Zahl der Mitwirkenden und Programmpunkte stieg, sodass eine stilechte Prunksitzung mit einem dreistündigen Programm durchgeführt werden konnten. Dafür wurde 1977 die Bühne in der Albert-Zitz-Halle vergrößert. Jahr für Jahr begeisterte der Frankemer Stupfl das Publikum und wurden dadurch immer bekannter und beliebter. 1984 war sogar das bayrische Fernsehen zu Gast.
Das Faschingshighlight – ausverkauft an einem Vormittag
Bis heute ist der Fasching auf elf Sitzungen angewachsen – die Sitzung dauert mehr als vier Stunden. Wenn es im Januar die Karten für die Sitzungen gibt, sind alle elf Veranstaltungen innerhalb eines Vormittags ausverkauft. Mehr Sitzungen sind den Aktiven aber nicht mehr zuzumuten, denn alle arbeiten komplett ehrenamtlich. Erlöse gehen in die Ausstattung für die Stupfl-Sitzungen.
Noch immer gibt es die fünf Schillingsfürster Originale, einige der Rollen sind vom Vater auf den Sohn über gegangen. Des Weiteren gibt es die Garde, eine Jugendgarde, vier Tanzgruppen, darunter das legendäre „Männerballett“ sowie zahlreiche Büttenredner. Vor allem regionale Themen werden auf die Schippe genommen, etwa Missgeschicke von Menschen und Behörden. Gerne geht es auch gegen die nicht weit entfernte Stadt Rothenburg ob der Tauber.
Durch Mund-zu-Mund-Propaganda stoßen immer wieder neue Aktive hinzu, meist ist der Freund oder die Freundin auch schon aktiv. Markus Löschel steht nicht nur selbst auf der Bühne, sondern führt die Gesamtregie und schreibt auch die meisten Texte der Büttenredner. Die Informationen bekommt der 51-Jährige von vielen Menschen zugesteckt, so dass die Ideen nie ausgehen.
Text von Mathias Neigenfind, neigenfind.org
Bilder von Matthias Schmid