Rede von OB Seidel anlässlich der Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 19. November 2017
Ansprache von Oberbürgermeisterin Carda Seidel
Vor dem Kriegerdenkmal an der Ansbacher Johanniskirche veranstaltete die Stadt Ansbach auch in diesem Jahr zusammen mit den beiden großen Kirchen die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Im Beisein von etwa 100 Anwesenden wurden von der Freiwilligen Feuerwehr Ansbach, der US-Army, der Bundeswehr sowie des Reservistenverbandes, des VdK und des Sozialverbandes Deutschland Kränze zum Gedenken der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt niedergelegt. Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde vom Posaunenchor Schalkhausen.
„Meine sehr geehrten Damen und Herren,
vielen Dank, dass Sie auch in diesem Jahr an unserer Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages teilnehmen und so die Erinnerung wachhalten. Gemeinsam wollen wir der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt gedenken. Wir wollen um die Menschen, die zu Tode kamen, trauern, aber zugleich auch dazu aufrufen, für Versöhnung, Verständigung unter den Menschen und Völkern sowie den Frieden einzutreten.
Der Volkstrauertag erinnert uns an das millionenfache Sterben und unendliche Leid, dass der Erste und der Zweite Weltkrieg über die Menschen brachten. Unbegreifliches Leid für die Angehörigen – für Ehepartner, Mütter, Väter, Töchter, Söhne. Der Volkstrauertag hilft uns – obwohl die Zeitzeugen immer weniger werden – die Erinnerung zu wahren und das Erlebte auch an die jüngeren Generationen weiterzugeben.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge leistet in vorbildlicher Weise seit Jahrzehnten Erinnerungs- und Bildungsarbeit und gibt das Wissen um die Vergangenheit und die Erinnerung an die Schrecken von Krieg und Gewalt auch an die Generationen weiter, die all das nicht miterleben mussten.
Der Volkstrauertag mahnt uns aber auch, uns immer aufs Neue für den Frieden, die Lösung der Konflikte und Stabilität in unserer Welt einzusetzen.
Frieden, Freiheit und Sicherheit waren für uns in Deutschland fast selbstverständlich geworden. Krisen, Kriege und Terror sind aber inzwischen auf verschiedene Weise auch bei uns angekommen. Einmal durch die zahlreichen Menschen, die in unserem Land Zuflucht finden. Sie sind aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt geflüchtet und viele sind noch auf der Flucht. Sie kommen bzw. kamen insbesondere aus Syrien, Irak, Afghanistan oder Afrika nach Europa. Und auch innerhalb Europas verlassen Menschen ihr Land, um vor Krieg zu fliehen, wie aus der Ukraine.
Zudem ist der Terror nach Europa, Deutschland und sogar in unsere Stadt gekommen. Allein in diesem Jahr gab es unter anderem Anschläge in Paris, Marseille, Brüssel, Barcelona, Turku (Finnland), London und Manchester. Menschen starben, wurden verletzt und traumatisiert. Uns ist längst klar, Terror und Gewalt können überall passieren und suchen sich immer neue Methoden und Wege und wir haben erneut schmerzlich gelernt: Frieden und Sicherheit sind fragil und überaus wertvoll. Umso wichtiger ist unser aktiver Einsatz für Frieden, Freiheit und Stabilität im Kleinen und im Großen.
Wir wünschen uns eine Welt ohne Krieg, Gewalt und Terror und sind doch weit davon entfernt. Wir wünschen uns eine Welt ohne Fremdenfeindlichkeit und Rassismus und beobachten doch selbst im eigenen Land eine besorgniserregende Entwicklung. Nur gemeinsam und in gegenseitigem Respekt vor einander von Mensch zu Mensch, aber genauso unter den Völkern und Religionen können wir diese Ziele erreichen. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen ihn immer von neuem erringen, wenn er nicht verlorengehen soll.
Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck sagte: „Wir dürfen uns von den Fanatikern und Mördern nicht unser Lebensprinzip diktieren lassen.“
Terrorismus ist eine globale Herausforderung und es bedarf daher einer weltweit koordinierten Antwort durch die Staatengemeinschaft und eines umfassenden Ansatzes. Im Fokus stehen dabei vor allem auch Maßnahmen zur Beseitigung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ursachen und das Schaffen rechtsstaatlicher Strukturen. Ich denke dabei an die Friedensmissionen deutscher Soldaten unter anderem im Nahen Osten, in Afghanistan, in Somalia und in Mali und ich denke an die immensen finanziellen Mittel, die westliche Länder für Stabilisierung und humanitäre Hilfe in die Hand nehmen. So erhöhte Deutschland im Frühjahr 2017 die Unterstützung für die Menschen in Syrien und Irak um weitere 235 Millionen Euro. Die Gelder sollen dazu dienen, der Bevölkerung ein Leben in Freiheit, Sicherheit und Frieden zu ermöglichen.
Nichts desto trotz bleibt es Aufgabe jedes Einzelnen sich aktiv für den Frieden in unserem Land und in der Welt zu engagieren. Lassen Sie uns, auf der Basis der Erinnerung und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt, uns immer und immer wieder für unsere demokratischen Werte einsetzen, denn der Frieden ist wertvoll und zerbrechlich.“
Carda Seidel
Oberbürgermeisterin Stadt Ansbach
Quelle: Stadt Ansbach