Anzeige

Anzeige

Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert

Bürojobs werden verschwinden, smarte Maschinen komprimieren den demografischen Wandel - der Zukunftsforscher Dr. Ulrich Eberl ist selbst überrascht, was der eigene Roboter inzwischen alles kann

Sind smarte Maschinen ein Segen oder eine Gefahr für die Menschheit? Die meisten Veränderungen werden auf die Mittelschicht in den Büros zukommen, denn für „niedrige Arbeiten“ sind die neuen Maschinen zu wertvoll. Neue Berufe entstehen und am Ende wird der Mensch profitieren. In der Zukunft gleichen smarte Maschinen den demografischen Wandel aus und sie unterstützen beispielsweise Senioren. Schon heute können einige Computer Emotionen besser erkennen als der Mensch selbst und in einigen Disziplinen ist er ihnen bereits überlegen. Auch Wirtschaft oder Energiesysteme werden mit ihnen effizienter. Sie sind der Weg in viele autonome Prozesse wie etwa Fahren. Bis 2040 wird sich die Leistung der Mikrochips noch einmal vertausendfachen – das Smartphone war erst der Anfang.“

Der kleine Roboter Nao

Nao ist rund sechs Kilogramm schwer, hat strahlend blaue Augen und er ist ein großer Fan von William Shakespeare. Nao ist der kleine Roboter von Dr. Ulrich Eberl aus Höhenkirchen in Oberbayern: Der Mann ist einer der renommiertesten Zukunftsforscher unserer Zeit. Er hat unter anderem das Buch „Smarte Maschinen. Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert“ geschrieben. Für das rund 400 Seiten dicke wissenschaftliche Werk reiste Eberl in viele Länder und sprach mit Forschern in Asien, Deutschland, den USA und Italien. Ulrich Eberl, Jahrgang 1962, promovierte an der Technischen Universität München in Biophysik, danach arbeitete er bei Daimler und leitete 20 Jahre lang bei Siemens die Innovationskommunikation.

Immer wieder stiehlt ihm der kleine weiß-blaue Plastikmann die Show: Er winkt den Zuhörern und wünscht: „Guten Abend oder Grüß Gott, wie man in Bayern sagt. Ich bin ein Roboter und viel auf Reisen. Das ist manchmal ganz schön anstrengend.“ Dann kickt Nao einen vor ihm liegenden Fußball und rezitiert danach mit dramatisch zur Seite ausgestreckten Armen aus Shakespeares Hamlet: „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.“ Oder der Roboter legt ein fernöstlich angehauchtes Tänzchen aufs Parkett. Das Publikum ist jedes Mal auf den Vorträgen begeistert, wo auch immer der Experte auftritt. Nao reagiere auf Gesichter und versuche dann zu verstehen, was das Gegenüber sage, erklärt der Zukunftsforscher. Manchmal sei er selbst überrascht, was der Roboter alles anstelle. Bei einer Veranstaltung sei der kleine Plastikmann stehengeblieben und habe gesagt, dass er Halsschmerzen habe, so Eberl. Hinterher stellte sich heraus, dass einer der Motoren im Nacken heiß gelaufen war und erst abkühlen musste.

Smarte Maschinen sind den Menschen sehr ähnlich: Sie können laufen, sprechen, zuhören, greifen und sehen. „Die besten Roboter können heute Gäste bedienen, Geschirrspüler einräumen, über Geröll klettern oder Autos lenken“, so Eberl weiter. In manchen Bereichen seien die Maschinen schon jetzt den Menschen überlegen, so der Wissenschaftler. Im Januar besiegten Computer bei einem Test der US-kalifornischen Universität Stanford Menschen in Sachen Leseverständnis. Oder vor sieben Jahren schlug das von IBM entwickelte Computerprogramm Watson die menschlichen Weltmeister im US-Fernseh-Quizspiel „Jeopardy“, zählt Ulrich Eberl als Beispiele auf. Die Maschine „Cheetah“, die einem Windhund ähnlich sieht, schlug den jamaikanischen Supersprinter und Weltrekordler Usain Bolt über 200 Meter. Und schon heute gebe es Computer und Roboter, die Emotionen ihres Gegenübers besser erkennen könnten als der Mensch selbst. Gesichtsbewegungen verrieten den Maschinen Gefühle wie Wut, Trauer oder Freude, erklärt Eberl.

Dr. Ulrich Eberl

Wir müssen keine Angst haben, das Stichwort lautet: demografischer Wandel. Bis 2050 sei jeder Achte in Deutschland über 80 Jahre alt. Die Zahl der 100-Jährigen werde sich verzehnfachen, so der Experte. „Der demografische Wandel ist ein starker Treiber für autonomes Fahren“, erklärt Eberl. „Eine Art Alexa ruft beispielsweise ein Taxi, denn in dem Alter ist es besser, nicht mehr selbst Auto zu fahren. Jeder möchte so lange wie möglich selbstbestimmt leben und zuhause wohnen.“ Das selbstfahrende Fahrzeug könne 20 Stunden am Tag unterwegs sein und die übrige Zeit verbringe es an der Ladestation. In Dubai sollen Passagiere bald mit autonomen Drohnen ans Ziel kommen, erläutert der Bio-Physiker. Einen ersten Jungfernflug hat der zweisitzige Minihubschrauber mit 18 Rotoren schon hinter sich. Acht Minuten war die Drohne in der Luft: allerdings noch ohne Passagiere. Das Emirat plane, ein Viertel seines Verkehrsaufkommens in Zukunft auf autonomen Transport umzustellen, so Eberl.

Die meisten Veränderungen und damit Arbeitsplatzverluste durch smarte Maschinen kämen auf die Mittelschicht zu, die in Büros arbeite, so Eberl. „Niedere Tätigkeiten durch Maschinen zu ersetzen, ist viel zu teuer“, so der Physiker weiter. Sichere Jobs seien im Bereich Kreatives, Soziales oder Forschung zu finden. Aber es entwickelten sich auch vollkommen neue Berufe. Und der Experte ist sich sicher: Bis zum Jahr 2040 wird sich die Leistung von Mikrochips noch einmal vertausendfachen. „Das Smartphone war nur der Anfang“, so der Experte weiter. „In Zukunft wird alles smart.“ Länder, in denen am meisten im Moment automatisiert werde, seien Deutschland, Japan und Südkorea, sagt Eberl: „Die Volkswirtschaften sind wettbewerbsfähiger und die Arbeitslosigkeit ist am geringsten.“

Doch der Wissenschaftsjournalist mahnt an, gewisse Regeln für smarte Maschinen schon heute festzulegen, wenn es beispielsweise um den Einsatz von Kampfrobotern oder Datenschutz gehe, erklärt er. Wer beispielsweise das Amazon Echo „Alexa“ nutze, dem müsse klar sein, dass die Daten irgendwann auf einem Server von Amazon landen könnten oder die Gefahr bestehe, dass Menschen sich in das System reinhacken, so Ulrich Eberl. „Alexa hört ständig zu, muss sie ja auch, weil sie mitbekommen muss, was man von ihr will“, stellt der Bio-Physiker fest. Doch alles in allem steht er den smarten Maschinen durchaus positiv gegenüber, weil die Menschen dadurch profitieren würden: Gerade um die wachsende Zahl der Senioren zu unterstützen, für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und für nachhaltige Energiesysteme, stellt Eberl abschließend fest.

Bildnachweis: BLMAG

Quelle: Business Lounge Magazin

Source link