„Tag des Einbruchschutzes 2020“: +++ Mechanische Sicherungen gegen Einbruch 2. Außentüren und „Wohnungsabschlusstüren“ +++
Außentüren von Einfamilien- oder Reihenhäusern werden von Einbrechern nicht so gerne zum Eindringen gewählt, da moderne Türen meistens bereits stabil ausgeführt, aber nicht immer mit allen Merkmalen einer geprüften einbruchhemmenden Tür ausgestattet sind.
Während ca. 18 Prozent versuchen über die Haustür ins Haus zu gelangen, versuchen es ca. 6 Prozent über die Nebeneingangs- oder Kellertüren. Erste Wahl der Eindringlinge sind in diesen Gebäuden Fenster und Fenstertüren.
In Mehrfamilienhäusern ist natürlich, soweit es sich nicht um Erdgeschosswohnungen handelt, die sogenannte „Wohnungsabschlusstür“, also die Tür von der Wohnung zum Flur hin, mit über 50 % das von Einbrechern bevorzugte Bauelement. Bedenken Sie als Bewohner eines Mehrfamilienhauses immer, dass Sie keinerlei Einfluss auf die anderen Wohnparteien haben, welche Personen diese in das Haus lassen.
Natürlich gibt es (Video-)Gegensprechanlagen, aber Hand aufs Herz, wer benutzt diese immer? Da die Haustür auch gerne einmal offensteht, Keile untergelegt sind oder diese auch nur zugezogen ist, kann hier ein Einbrecher ganz leicht bis zu Ihrer Wohnungstür vordringen. Auch durch die Brandschutzvorschriften darf in vielen Gebäuden die Hauseingangstür in Mehrfamilienhäusern nicht abgeschlossen werden. Ihre Tür zum Flur hin ist deshalb als Außentür zu betrachten und es gelten bezüglich der Einbruchhemmung die Empfehlungen der Polizei für solche.
Alle Außentüren sollten einem Einbrecher eine bestimmte Zeit Widerstand leisten. Türen werden meist nicht mit „schwerem Gerät“, sondern auch nur mit einfachen Werkzeugen wie großen Schraubendrehern angegangen. Das „Brecheisen“, „Nageleisen“ oder „Kuhfuß“ genannte Werkzeug ist hier eher seltener im Einsatz, wie die Spurensicherer der Kripo Ansbach berichten können.
Etwa die Hälfte der Einbrecher versucht hauptsächlich durch Aufhebeln eine Tür zu knacken.
Bei Neubau oder bei Umbau sollte die Anschaffung von geprüften einbruchhemmenden Türen den Vorrang haben. Diese sind ab DIN 1627 RC (Widerstandsklasse) 2 zu empfehlen. Diese Türen haben keine wirklichen Schwachstellen und bieten ringsum Sicherheit gegenüber Einbruchsversuchen mit einfachen Werkzeugen. Die Bauteile werden von einem unabhängigen Prüfinstitut einer praxisgerechten Einbruchprüfung unterzogen. Durch die Konstruktion der Türen, welche neben massiver Zarge und Türblatt auch Sicherheitsvorkehrungen für Schlösser, Profilzylinder und Beschläge umfasst, können Einbrecher hier bei fachgerechter Montage keine wirklichen Schwachpunkte finden, da alles aufeinander abgestimmt ist. Auch evtl. vorhandene Glaselemente sind hier mittels Verbundsicherheitsglas nach DIN EN 356 ab Klasse P 4 A abgesichert.
In Einfamilienhäusern werden Türen zu ca. 8 Prozent und in Mehrfamilienhäusern mit fast 14 Prozent durch einfache körperliche Gewalt ohne Werkzeug angegangen. Bereits vorhandene, ausreichend stabile und massive Türen können durch einen bei der Polizei gelisteten Fachbetrieb mit den entsprechenden Sicherungselementen nachgerüstet werden.
Neben geprüften kompletten Nachrüstsets zum nahezu unsichtbaren Einbau in den Türfalz nach DIN 18104 Teil 2 können die Bauteile auch einzeln nachgerüstet werden.
Die Beratungsstelle der Kripo empfiehlt hier insbesondere geprüfte massive Einsteckschlösser nach DIN 18251 ab der Klasse 4, das ist der in der Tür eingebaute Teil mit Türfalle und Riegel. Besser wäre der Einbau einer Mehrfachverriegelung (ab dreifach) mit Hakenriegeln oder massiven fingerdicken Bolzen ab der Klasse 3.
Diese Riegel können ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie in der Türzarge in ein massives Schließblech aus Stahl mit ca. 3mm Materialstärke einrasten können, welches wiederum im Idealfall mit Mauerankern im Mauerwerk gesichert ist und nicht nur in der Türzarge verschraubt.
Im Einsteckschloss sollte ein geprüfter Profilzylinder nach DIN 18252 mindestens der Widerstandsklasse 1, besser 2 mit Bohrschutz seine Arbeit verrichten. Da 7 Prozent der Täter an Einfamilien- oder Reihenhaus und 10 Prozent in Mehrfamilienhäusern den Profilzylinder angreifen, wird empfohlen, diesen von außen mit einem Schutzbeschlag nach DIN 18257 bündig abschließen zu lassen. Soweit der Profilzylinder keinen Ziehschutz aufweist, sollte ein Schutzbeschlag mit Ziehschutz gewählt werden.
In seltenen Fällen im Außentürbereich, aber doch häufiger an Wohnungsabschlusstüren in Mehrfamilienhäusern, wird die Scharnierseite angegangen. Diesen Bereich können Sie durch massive Hintergreifhaken zum Einbau im Falz oder zusätzlich aufschraubbaren Nachrüstsicherungen, sog. Bandseitensicherungen, sichern.
Aus dem Bereich der geprüften Nachrüstprodukte nach DIN 18104 Teil 1 kann alternativ auch ein sogenanntes „Querriegelschloss“ gewählt werden. Dessen massive Riegel greifen direkt in das neben der Tür liegende Mauerwerk oder in dort befestigte massive Widerlager ein. Sowohl ein mit Sperrbügel ausgestattetes Querriegelschloss, als auch Zusatzschlösser mit Sperrbügel, verhindern ein Überrumpeln der Bewohner an der Haustür, da diese sich nur einen Spalt breit öffnen lässt. Solche Riegel und Schlösser müssen mit den entsprechenden Profilzylindern und Schutzbeschlägen ausgestattet auch von außen schließbar sein, um diese beim Verlassen der Wohnung abschließen bzw. bei erforderlicher Hilfeleistung von außen aufschließen zu können.
Türen in Sonderformaten, Automatik- und mehrflügelige Türen können ebenfalls sinnvoll gesichert werden. Hier berät sie gerne Ihre zuständige Kriminalberatung oder ein gelisteter Fachbetrieb.
In der Regel sollten Türbereiche von innen mit einem Weitwinkel-Türspion oder einer (Video-)Gegensprechanlage ausgestattet sein.
Empfehlungen Ihrer kriminalpolizeilichen Beratungsstelle:
- Ziehen Sie die Tür nicht nur ins Schloss, sondern schließen Sie diese immer zweifach ab.
- Legen Sie keine Schlüssel, Sie könnten beobachtet werden!
- Bei Verlust Ihres Schlüssels wechseln Sie bitte unverzüglich den Schließzylinder
- Erkundigen Sie sich vor dem Notfall nach einem vertrauenswürdigen Schlüsseldienst in Ihrer Nähe.
- Lassen Sie den Schlüssel niemals stecken, wenn die Tür nur eine einfache Glasfüllung haben sollte; hier sollten auch keine Drehknäufe verwendet werden.
- Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung. Nutzen Sie Sprechanlagen, Türspione und Sperrbügel, bleiben aber trotzdem misstrauisch.
Derzeit können Sie auch noch Förderprogramme der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) in Anspruch nehmen, aus welchen sie sowohl einen Zuschuss zu Ihrer Nachrüstung, als auch einen Kredit für Ihre Einbruchssicherung erhalten können, soweit Sie die geforderten Vorgaben erfüllen.
Informationen zu weiteren Bereichen des Einbruchschutzes erhalten Sie die nächsten Tage hier oder unter www.k-einbruch.de online, sowie selbstverständlich bei Ihrer örtlich zuständigen kriminalpolizeilichen Beratungsstelle. Flyer und Broschüren zur Einbruchsicherung erhalten Sie auf jeder Polizeidienststelle.
Quelle: Armin Knorr, Kriminalhauptkommissar Kriminalpolizeiinspektion Ansbach