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Konjunkturbericht: Größtenteils ungetrübter Start ins neue Jahrzehnt

Kurzbericht zur wirtschaftlichen Lage des Handwerks in Mittelfranken IV. Quartal 2019

Landkreis Ansbach, 29.01.2020 – Überwiegend ungetrübt war der Start des mittelfränkischen Handwerks in die Zwanzigerjahre. Dies zeigen die Ergebnisse der Konjunkturbefragung der Handwerkskammer zum Ende des Jahres 2019. Sowohl die aktuelle Geschäftssituation als auch die Zukunftsaussichten werden weiterhin insgesamt optimistisch beurteilt.

Drei von fünf Betrieben (60,8 Prozent, Vorquartal: 65,7 Prozent, Vorjahr: 60,4 Prozent) befinden sich demnach in einer guten wirtschaftlichen Situation. 31,3 Prozent (Vorquartal: 27,9 Prozent, Vorjahr: 33,5 Prozent) sehen ihre Situation als befriedigend an und 7,9 Prozent (Vorquartal: 6,4 Prozent, Vorjahr: 6,1 Prozent) geht es schlecht. Auch die geäußerten Erwartungen bleiben insgesamt auf hohem Niveau: 88,1 Prozent der Betriebe sehen sich auch im ersten Quartal des neuen Jahres in einer zumindest stabilen, wenn nicht sogar besseren Geschäftslage.

Auch der Blick auf die einzelnen Handwerksgruppen zeigt im Wesentlichen sehr optimistische Ergebnisse. So sind 96,6 Prozent (Vorquartal: 95,7 Prozent, Vorjahr: 95,9 Prozent) der Betriebe des Bauhandwerks mindestens zufrieden. Bei den Betrieben des Ausbauhandwerks sind es 94,7 Prozent (Vorquartal: 97,4 Prozent; Vorjahr: 97,4 Prozent).

Gut oder zufriedenstellend sehen immer noch 89,1 Prozent (Vorquartal: 90 Prozent, Vorjahr: 89,4 Prozent) der Betriebe des gewerblichen Bedarfs ihre wirtschaftliche Lage, unter denen sich auch Zulieferbetriebe befinden. Unabhängig von diesen Zahlen lässt sich jedoch beobachten, dass mittlerweile etliche Betriebe, die unmittelbar oder mittelbar der Automobilindustrie zuliefern, teils erhebliche Einbußen bei der Auftragslage zu verzeichnen haben.

Auch das Kraftfahrzeughandwerk meldet weiterhin eine bemerkenswert gute Situation. Mehr als 91 Prozent (91,3 Prozent, Vorquartal: 91,7 Prozent, Vorjahr: 91,3 Prozent) der Handwerksunternehmen bewerten ihr Geschäftsklima mindestens mit befriedigend

Kapazitätsauslastung

Als geeignete Indikatoren für die wirtschaftliche Situation der Gewerke mit Auftragsvorlauf gelten die aktuelle Auslastung der Kapazitäten und die Auftragsreichweite. Über alle relevanten Gewerke hinweg berichten drei von vier Betrieben (74,7 Prozent, Vorjahr: 77,4 Prozent) über eine Kapazitätsauslastung von mehr als 70 Prozent. Von einer Inanspruchnahme von mehr als 90 Prozent sprechen 45,4 Prozent der Betriebe. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 44,5 Prozent.

Auch der Auftragsvorlauf bleibt enorm. Im Schnitt reichen die Aufträge über alle Gruppen hinweg für 11,5 Wochen (Vorjahr: 9,3 Wochen). Bei den Betrieben des Bauhandwerks beträgt die Vorlaufzeit sogar 16,8 Wochen (Vorjahr: 12 Wochen). Das Ausbauhandwerk spricht von einem Polster von 13 Wochen (Vorjahr: 10,6 Wochen).

Immer noch 9,5 Wochen reichen im Schnitt die Aufträge bei den Betrieben des gewerblichen Bedarfs. Im Vorjahr waren dies nur 9,4 Wochen.

Beschäftigungsentwicklung

Seine Belegschaft verstärken konnte im abgelaufenen Quartal jeder siebte Betrieb (13,7 Prozent, Vorquartal: 17,4 Prozent, Vorjahr: 14,3 Prozent). Von einer gesunkenen Beschäftigtenzahl berichten mit 12,7 Prozent (Vorquartal: 10,2 Prozent, Vorjahr: 10,2 Prozent) nahezu gleich viele Betriebe. Eine stabile Beschäftigungssituation melden 73,6 Prozent (Vorquartal: 72,4 Prozent, Vorjahr: 75,5 Prozent). Zum Jahresende waren etwa 125.800 (Vorjahr: 125.500) Männer und Frauen im mittelfränkischen Handwerk tätig.

Umsatzentwicklung

Ein gutes Fünftel (21,7 Prozent, Vorquartal: 23,3 Prozent, Vorjahr: 26,6 Prozent) der befragten Handwerksbetriebe kann von gestiegenen Umsatzerlösen im Vergleich zum dritten Quartal 2019 berichten. Jeder sechste Betrieb (16,2 Prozent, Vorquartal: 11,9 Prozent, Vorjahr: 13 Prozent) hat jedoch einen Umsatzrückgang zu verzeichnen, bei 62,1 Prozent (Vorquartal: 64,8 Prozent, Vorjahr: 60,4 Prozent) blieben die Einnahmen stabil. Insgesamt dürfte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr 4 Prozent gestiegen sein. Damit hat das mittelfränkische Handwerk im Jahr 2019 einen Umsatz in Höhe von rund 12,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 12 Mrd. Euro) erwirtschaftet.

Preisentwicklung

Die infolge des Baubooms erhöhte Nachfrage nach Baustoffen zeigt weiterhin Konsequenzen bei der Preisbildung. So mussten im vierten Quartal 36,8 Prozent (Vorquartal 37,3 Prozent, Vorjahr: 40,6 Prozent) der befragten Betriebe teurer einkaufen als noch drei Monate davor. An ihre Kunden konnten jedoch lediglich 18,6 Prozent (Vorquartal: 22,8 Prozent, Vorjahr: 19,3 Prozent) der Befragten die Preiserhöhungen weitergeben.

Investitionstätigkeit

Jeder sechste Betrieb (16,9 Prozent, Vorquartal: 15,9 Prozent, Vorjahr: 15,6 Prozent) sicherte durch im Vergleich zum dritten Quartal höhere Investitionen seine Zukunft. Weniger investiert haben dagegen 15,4 Prozent (Vorquartal: 15,9 Prozent, Vorjahr: 18,8 Prozent). Bei zwei von drei Betrieben (67,7 Prozent, Vorquartal: 68,2 Prozent, Vorjahr: 65,6 Prozent) blieben die Investitionen unverändert.

Zusammenfassung

Wenn auch die Befragungsergebnisse weiterhin überwiegend ein sehr positives Bild abgeben, zeigen sich bei dem einen oder anderen mittelfränkischen Zulieferbetrieb im Handwerk erste teilweise massive Auftragseinbrüche infolge der Flaute in der Industrie. Über alle in die Befragung einbezogenen Gewerke hinweg erwarten jedoch 88,1 Prozent (Vorjahr: 87,3 Prozent) der befragten Handwerksbetriebe mindestens einen gleichbleibenden Geschäftsverlauf im ersten Quartal 2020. Jeder zehnte Betrieb (9,7 Prozent, Vorjahr: 12,4 Prozent) rechnet mit einer Verbesserung seiner Lage. Einen steigenden oder wenigstens konstanten Auftragseingang prognostizieren 88 Prozent (Vorjahr: 89,4 Prozent) der Unternehmen. Steigende oder wenigstens stabile Umsätze erwarten 84,9 Prozent (Vorjahr: 87 Prozent).

Einen guten Gesamtüberblick über die wirtschaftliche Situation des Handwerks in Mittelfranken sowohl in den strukturschwächeren ländlichen Gebieten als auch in den infrastrukturell stärkeren städtisch geprägten Räumen erhält man durch den Vergleich der beiden mittelfränkischen Planungsregionen. In der Region Westmittelfranken berichten sieben von zehn Betrieben (69,6 Prozent, Vorjahr: 71,7 Prozent) von einer guten wirtschaftlichen Situation, während im Großraum Nürnberg lediglich 56,5 Prozent (Vorjahr: 55,7 Prozent) der befragten Unternehmen diese Ansicht teilen. Bei den Erwartungen für das erste Quartal zeigt sich ein einheitliches Bild: In der Region Nürnberg rechnen 78,4 Prozent der Betriebe mit einer gleichbleibenden Geschäftslage und 9,7 Prozent mit einer Verbesserung. In Westmittelfranken erwarten 78,3 Prozent der Handwerksunternehmen eine konstante und 9,8 Prozent eine noch günstigere Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Situation.

Deutschland

Nicht zuletzt vor Beginn einer neuen Dekade bietet sich an, Bilanz zu ziehen und gleichermaßen eine Vorausschau zu wagen. Die über 9 Jahre dauernde Hochkonjunktur – auch im Handwerk – ist beispiellos. Im vergangenen Jahr hat jedoch vor allem die Industriekonjunktur eine Abschwächung erfahren, die weiter anhält. Experten sprechen bereits von einer Rezession in diesem Wirtschaftsbereich, hervorgerufen durch die in Folge der Klimadiskussion ausgelöste Verstärkung des Fokus auf alternative Antriebstechnologien für Kraftfahrzeuge wie beispielsweise Strom oder Wasserstoff.

Aber auch darüber hinaus befinden sich die Wirtschaft und die Gesellschaft derzeit in einem Transformationsprozess, der in seiner Intensität und Geschwindigkeit seinesgleichen sucht. Stichworte in diesem Zusammenhang sind unter anderem Digitalisierung, Einwanderung, zukunftsorientierte Bildung und der mitunter erhebliche Fachkräftemangel, unter dem bereits jetzt auch das Handwerk leidet.

Die über Jahrzehnte führende Rolle Deutschlands – was beispielsweise die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien betrifft – erscheint nicht nur erheblich gefährdet, sondern in manchen Bereichen schon verloren. Ein Rekordtief bei den Arbeitslosenzahlen (im vergangenen Jahr der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung), ein Rekordhoch bei den Beschäftigungszahlen – so positiv all das klingen mag – darf nicht dazu verleiten, sich gewissermaßen „darauf auszuruhen“.

Noch sprechen viele Anzeichen für ein Andauern der guten Konjunktursituation insbesondere im Bau- und Ausbauhandwerk. Die anhaltende Niedrigzinspolitik, die hohe Kaufkraft – auch in Folge der niedrigen Teuerungsrate von im Jahresverlauf 2019 knapp über einem Prozent – und die damit einhergehende Konsumneigung spielen vor allem dem in hohem Maße von der Binnenkonjunktur abhängigen Handwerk weiterhin in die Karten. Die neue steuerliche Förderung energetischer Gebäudesanierung und Zuschüsse für den Heizungsaustausch unterstützen diese Entwicklung.

Das Handwerk steht aber ungeachtet dessen vor großen Aufgaben. So dürfte in Zukunft etwa auch das Nahrungsmittelhandwerk von den Änderungen beim Ernährungsbewusstsein der Verbraucher betroffen sein, die nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Klimadiskussion eingetreten sind. Das Handwerk kann jedoch hierbei seine Stärken in der Nachhaltigkeit der Produktion und der hohen Qualität (statt der Quantität) der Produkte sehr gut ausspielen. Andererseits werden beispielsweise Fleischersatzprodukte – lange Zeit als Nische betrachtet – zunehmend massenmarktfähig. Auch darauf gilt es, sich einzustellen und in diesem Segment hochwertige Produkte zu entwickeln und anzubieten, ohne die Kernkompetenzen aus dem Auge zu verlieren.

Weltwirtschaft

Nach wie vor bleibt das außenwirtschaftliche Umfeld durch erhebliche Unwägbarkeiten geprägt. Die Weltwirtschaft ist weiterhin durch den Abschwung der Industriekonjunktur – nicht zuletzt aufgrund protektionistischer Politik – geprägt. So ist die globale Industrieproduktion im Oktober gegenüber dem Vormonat leicht zurückgegangen und sank damit erstmals seit der Finanzkrise unter ihr Vorjahresniveau. Gleichzeitig zeichnet sich für den globalen Warenhandel trotz einer leichten Steigerung im Oktober für das Gesamtjahr ebenfalls seit zehn Jahren ein Rückgang ab. Angesichts der aktuellen Ausprägung der Konjunkturindikatoren gehen die internationalen Organisationen für das laufende und kommende Jahr von einer nur wenig beschleunigten, aber weiterhin aufwärtsgerichteten Entwicklung der Weltwirtschaft aus.


Quelle: Handwerkskammer Deutschland