Informationen zur Impfung gegen Corona in Stadt und Landkreis Ansbach
Zusammenfassung von Dr. Markus Bucka, Ärztlicher Leiter im Impfzentrum Ansbach
Um mögliche Informationslücken rund um die Impfungen gegen Corona zu schließen, habe ich als ärztlicher Leiter des Impfzentrums Ansbach den folgenden Bericht verfasst. In dieser Funktion bin ich bereits seit den ersten Planungen an dem Vorhaben beteiligt gewesen.
Dass bei der durch die Staatsregierung vorgegebenen Schnelligkeit zur Inbetriebnahme vor allem anfangs noch vereinzelt Schwierigkeiten zu Tage treten, ist bei einem Unternehmen dieser Dimension leider nicht zu vermeiden. Allerdings arbeiten alle daran Beteiligten intensiv und konstruktiv zusammen, um Fehler im System schnellstmöglich zu beseitigen oder bereits vorab zu erkennen und zu vermeiden.
Vorweg einige Fakten und Zahlen, um eine Vorstellung von der Impfaktion zu bekommen.
Stadt und Landkreis Ansbach mit insgesamt ca. 227 000 Einwohnern wurden seitens der bayerischen Staatsregierung Anfang Dezember 2020 verpflichtet bis zum 15.12.2020 einsatzbereite Impfzentren zu installieren, die mindestens bis Mitte 2021 in Betrieb bleiben müssen.
Sinnvollerweise haben sich beide Gebietskörperschaften darauf geeinigt, dass es ein gemeinsames Impfzentrum geben soll. Nachdem mehrere Räumlichkeiten aus verschiedenen Gründen ausgeschieden waren, wurde entschieden, dass es eine Zeltlösung auf dem ehemaligen Messegelände in Ansbach geben soll. Zeitgleich wurde auch die Betreiberschaft öffentlich ausgeschrieben, worauf die Firma Ecolog Deutschland GmbH den Zuschlag erhalten hat, die auch schon das Corona-Testzentrum Ansbach betreibt, dass jetzt neben dem Impfzelt steht.
In kürzester Zeit wurde dann von der Ecolog Deutschland GmbH das Konzept „Impfzelt“ realisiert und war dann auch ab dem 15.12.20 einsatzbereit – allerdings ohne Impfstoff. Der erste Impfstoff wurde ab 27.12.2021 geimpft, entsprechend der vorgegebenen Priorisierung zunächst vorwiegend in Altenpflegeeinrichtungen; deren impfwilligen Bewohner haben inzwischen zu ca. 90% zumindest die 1. Impfung und zu ca. 60% bereits auch die 2. Impfung erhalten. Anzumerken hierbei ist, dass in Heimen mit akutem Coronaausbruch nicht geimpft wird und dadurch unter Umständen auch die 2. Impfung erst verzögert durchgeführt werden kann.
Da auch die Software des bayerischen Gesundheitsministeriums anfangs nur sehr eingeschränkt betriebsbereit war, wurden ab Ende Dezember 2020 priorisierte Personengruppen wie Rettungsdienst, Notärzte oder ambulante Pflegedienste direkt von Seiten des Impfzentrums kontaktiert und geimpft. Gleichzeitig wurden und werden auch Impfdosen an die Kliniken ANRegiomed mit Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg, das BKH Ansbach, die RFK Strüth und die Klinik Neuendettelsau abgegeben, die diese für priorisierte Mitarbeiter*innen von Notaufnahme, Intensiv- und Coronastation in Eigenregie verabreichen.
Da es allen Impfwilligen ermöglicht werden soll, sich auch ohne Internetverbindung und Mobiltelefon für die Impfung zu registrieren, wurde Anfang Januar die Firma Ecolog Deutschland GmbH beauftragt eine Telefonzentrale zu organisieren.
Betonen möchte ich dieser Stelle, dass dieses Callcenter nur indirekt mit dem Impfzentrum in Ansbach zu tun hat und sich auch nicht in Ansbach befindet.
Die Belieferung mit Impfstoff ist seit den ersten Betriebswochen äußerst wechselnd und unsicher. Es ist bis heute sehr aufwändig realisierbare Impfpläne zu erstellen. Hierbei muss man berücksichtigen, dass der Impfstoff nach der Entnahme aus der Ultratiefkühlung von -70 Grad Celsius in Erlangen innerhalb von ca. 114 Stunden (6 Stunden werden für den Transport benötigt) verimpft sein muss.
Es muss aber auch ausreichend Impfstoff vorhanden sein, um alle geplanten Impfungen vor der nächsten Lieferung durchführen zu können, da Impfwillige andernfalls auf einen anderen Termin vertröstet werden müssen, was zu recht Ärger erzeugen würde.
Im Impfzentrum selbst wurde die Zahl der Impfungen erst langsam gesteigert aufgrund der o.a. unsicheren Liefersituation. Aber seit Anfang Februar werden hier an 7 Tagen pro Woche täglich bis zu 250 Impfungen durchgeführt, was aber nur so bleiben kann, wenn entsprechend nachgeliefert wird.
Insgesamt wurden inzwischen ca. 6000 Menschen geimpft und davon ca. 2000 bereits zweimal. Erfreulicherweise gab es bei diesen ca. 8000 Impfungen bisher keine schwerwiegenden Nebenwirkungen!
Wie kommt man zu einem Impftermin?
Inzwischen wurde die Impfsoftware des Freistaates Bayern deutlich verbessert, sodass sich jeder Impfwillige auf der Internetseite www.impfzentren.bayern registrieren sollte und die dabei gestellten Fragen wahrheitsgemäß beantworten muss. Gründe für eine Höherpriorisierung müssen am Impftermin durch geeignete Nachweise vorgelegt werden, da ohne diese Nachweise keine Impfung durchgeführt werden darf.
Wer diese Registrierung nicht selbst machen kann, sollte sich an das o.a. Callcenter wenden, wo dann die Registrierung vorgenommen wird.
Zusätzlich kann eine Registrierung auch erfolgen mit Hilfe eines Formulars, das auf den Internetseiten
von Stadt und Landkreis Ansbach zur Verfügung gestellt wird. (https://www.landkreisansbach.de/media/custom/2238_7287_1.PDF?1611665296).
Vom Impfzentrum freigegebene Termine werden per SMS/Mail an die priorisierten Menschen gesendet, die dann bestätigt werden müssen und erst dann im Impfplan fixiert werden; es werden immer gleich Vorschläge für beide Impfungen gemacht.
Über das Callcenter registrierte Impfwillige bekommen die Terminvorschläge telefonisch vom Callcenter.
Da vom Impfzentrum zunehmend weniger Termine selbst vergeben werden, bitten wir auch davon abzusehen mit Anrufen und Mails nachzufragen, wann man denn endlich an der Reihe ist.
Wer registriert ist, bekommt automatisch die Impfterminvorschläge.
Zum Impftermin bitte zum angegebenen Zeitpunkt kommen (nicht früher oder später) und einen Ausweis mitbringen, sowie einen Nachweis der Impfberechtigung bei Menschen, die jünger als 80 Jahre alt sind.
Das Impfzentrum darf im Übrigen nur bei vereinbartem Termin betreten werden. Erlaubt ist es nur für Begleitpersonen, die bei Hilfsbedürftigkeit bis zur Anmeldung mitgehen. Aufgrund der Abstandsregeln können Begleitpersonen nur im Ausnahmefall ständig beim Impfling bleiben, wenn eine Impfung andernfalls nicht möglich wäre.
Was geschieht im Impfzentrum?
Zunächst wird am Eingang die Körpertemperatur gemessen und jeder Besucher befragt zum aktuellen Gesundheitszustand, sowie nach stattgehabter Coronainfektion und nach Impfungen innerhalb der letzten 2 Wochen. Es wird auch überprüft, ob aktuell wirklich ein Impftermin vorliegt. Nach der Registrierung wird jeder Impfling mittels eines Armbändchen kenntlich gemacht. Wenn dann die notwendigen Formulare (bei Bedarf mithilfe der Begleitung) ausgefüllt sind, erfolgt bereits in der Impfkabine eine kurze ärztliche Aufklärung, die Prüfung des Gesundheitszustands und die Klärung, ob evtl. Gegenanzeigen zur Impfung vorliegen.
Wenn danach nichts gegen eine Impfung spricht, wird diese anschließend durch eine medizinische Fachkraft durchgeführt.
Um mögliche unerwünschte Nebenwirkungen erkennen und behandeln zu können, muss sich jeder Impfling danach noch zwischen 15 und 30 Minuten im Impfzentrum aufhalten. Die Entlassungszeit wird zuvor auf das Armbändchen geschrieben und wird von der Fachkraft im Aufenthaltsraum vor Entlassung überprüft.
Anschließend kann der Impfling am Ausgang abgeholt werden oder geht selbst zum Fahrzeug bzw. nach Hause.
Die anfänglichen Schwierigkeiten mit Registrierung, Terminvergabe, Priorisierung werden zunehmend weniger, da die Software nachgebessert wurde und auch alle Beteiligten in den letzten Wochen viel dazu gelernt haben.
Warum kann nicht in Arztpraxen geimpft werden?
Die mRNA-Impfstoffe benötigen einen hohen Aufwand für Kühlung und Transport.
Zusätzlich ist der Umgang mit den Impfstoffen nicht einfach und es würde dadurch sehr lange dauern bis alle, die impfen möchten, entsprechend geschult wären.
Aufgrund der Zentrierung können zum aktuellen Zeitpunkt auf diese Weise mehr Menschen geimpft werden.
Aussicht
Da viele Impflinge bereits lange vor ihrem Termin am Impfzentrum eintreffen, kommt es zeitweise zu Menschenschlangen vor dem Eingang, was bei schlechtem oder kaltem Wetter zu Unmut führt. Dabei wäre es hilfreich pünktlich zum genannten Zeitpunkt zu kommen oder bis dahin noch im Fahrzeug zu warten.
Hinweisen möchte ich hier, dass auch an Konzepten gearbeitet wird, um immobile Menschen zuhause impfen zu können, was aber mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen nur mit großen Schwierigkeiten realisierbar sein dürfte.
Zusätzlich gibt es Überlegungen, ob bzw. wie auch im Landkreis dezentrale Impftermine an vorbestimmten Orten durchgeführt werden können, bis dies durch Arztpraxen erfolgen kann, sobald ein dafür geeigneter Impfstoff zur Verfügung steht.
Das Personal der Firma Ecolog Deutschland GmbH arbeitet seit dem 1. Tag mit sehr hohem Engagement und Einsatzwillen an dem gemeinsamen Ziel allen hier lebenden Menschen eine Impfung zu ermöglichen.
Ebenso hoch engagiert sind die Mitarbeiter*innen der Katastrophenschutzbehörden von Landratsamt und Stadt Ansbach.
Traurig macht alle Beteiligten, dass die vergleichsweise wenigen Fälle, die nicht gut gelaufen sind, in epischer Breite medial dargestellt werden. Von den tausenden Impfungen dagegen, die problemlos verlaufen sind, wird leider nur wenig berichtet.