Denken wie ein Softwareunternehmen
Industrie 4.0: Wie verdienen kleinere und mittlere Unternehmen mit der Digitalisierung in Zukunft ihr Geld? Tipps vom Experten.
Die Digitalisierung der Wirtschaftswelt beschäftigt viele Unternehmen. Die größeren setzen Industrie 4.0 bereits erfolgreich ein, die kleineren sind noch skeptisch, ab welcher Größenordnung sich der digitale Prozess im Arbeitsalltag überhaupt lohnt. Wir haben mit Dr. Andreas Volek, dem Leiter des strategischen Innovationsmanagements bei der Diehl Stiftung & Co. KG in Nürnberg, gesprochen.
Eine Umfrage bei Entscheidern aus der Wirtschaft und Politik von Deloitte und dem Institut für Demoskopie Allensbach im Dezember hat interessante Zahlen herausgebracht, was das Thema Industrie 4.0 angeht: 61 Prozent der Entscheidungsträger in Unternehmen sind davon überzeugt, dass das Thema für den Wirtschaftsstandort Deutschland sehr wichtig ist, von den Abgeordneten sind es sogar 82 Prozent. „Das Thema Digitalisierung steht über allem“, sagt Dr. Andreas Volek, Leiter Strategisches Innovationsmanagement bei der Diehl Stiftung & Co. KG in Nürnberg. Mit der Nutzung von Industrie 4.0 steigt aber auch die Anfälligkeit gegenüber Cyber-Attacken für Unternehmen: Hier sind sich die Lenker aus der Wirtschaft und Abgeordnete weitgehend einig. Von den Entscheidern aus den Unternehmen sehen 83 Prozent die Gefahr von Internetkriminalität, die Politiker zu 75 Prozent.
Andreas Volek empfiehlt vor allem kleineren und mittleren Unternehmen, bestehende Kanäle zu nutzen, wenn sie ihre innovativen Ideen an den Mann oder die Frau bringen wollen. Zum Beispiel, wenn schon Kunden-Lieferanten-Beziehungen mit größeren Unternehmen bestehen. „Die kleineren Betriebe haben weder die Marketing-Maschinerie wie die größeren noch die Manpower“, stellt Volek fest. Für diese gelte es auch, ein Konzept für den Mittelstand zu erarbeiten. „Das müssen wir uns selbst auch ins Buch schreiben. Die kleineren und mittleren Unternehmen nicht zu vergessen, wenn es um eine mögliche Zusammenarbeit geht“, sagt der Experte. Er empfiehlt den kleineren Betrieben mit Start-Ups zu kooperieren, wenn es um das Zukunftsthema Digitalisierung geht.
Die Frage sei, wie ein Unternehmen in 20 oder 30 Jahren noch sein Geld verdienen könne, wenn der komplette Produktionsablauf vernetzt ist, so der Innovationsmanager von Diehl. Daher sollten Betriebe eher versuchen, so zu denken und sich aufzustellen wie ein Softwareunternehmen. „Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema bei der Diehl Stiftung & Co. KG in Nürnberg sind die digitalen Plattformen, auf denen sich die Betriebe ihren Platz erkämpfen müssen“, erklärt Dr. Andreas Volek. Auf allen Ebenen eines Unternehmens sei eine erhöhte IT-Affinität erforderlich, so der Experte. Ob das der Bürobereich sei, der vermehrt mit Tablets arbeitet, oder ein Werkzeugmacher, der seine Arbeitsanweisung über eine Augmented-Reality-Brille bekommt. Für Volek alles eine Frage der Zeit. Und auch, ob es dem Unternehmen gelingt, seine Mitarbeiter in diesen Prozess miteinzubinden. „Über die Zeitschiene wird sich das letztendlich regeln“, so Volek weiter. „Unternehmen sollten aber auch mehr Transparenz zulassen.“ Wenn es um neue Ideen für Betriebe geht, empfiehlt der Experte, alle Mitarbeiter mit ins Boot zu holen, Vorschläge zu bündeln und auf ihre Praxistauglichkeit abzuklopfen.
Im Bild: Dr. Andreas Volek
Bildnachweis: BLMAG
Quelle: Business Lounge Magazin