Da läuft etwas gewaltig schief – Resolution der Unternehmer
Weit mehr als 100 Unternehmen haben bereits eine Resolution gegen die Asylpolitik der Staatsregierung unterzeichnet - Unternehmer fordern Taten, doch "es passiert einfach nichts"
Schon weit mehr als 100 Unternehmen haben eine Resolution gegen die Asylpolitik der Staatsregierung unterschrieben – Unternehmer fordern Taten, doch es passiert einfach nichts. Der Unternehmer Günther Dietrich aus dem Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim ruft zu einem drastischen Kurswechsel in der bayerischen Asylpolitik auf. Bei einer Arbeitslosenquote von rund zwei Prozent leiden viele Unternehmen an Fachkräftemangel. Bei den Bemühungen, diesen mit Asylbewerbern zu kompensieren, werden die Unternehmen durch die bayerische Politik ausgebremst und auf perfide Weise benachteiligt. Mit einer Resolution sucht Günther Dietrich weitere Mitstreiter, damit sich in München endlich etwas bewegt.
Downloads: Resolution und Aufruf
„Vor rund drei Jahren stand plötzlich ein ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer bei mir im Büro, der für zwei Flüchtlinge Arbeit suchte. Es gab damals den Aufruf, die deutsche Industrie soll mit Arbeitsplätzen bei der Integration helfen“, erinnert sich Günther Dietrich noch gut. Auf das Wagnis hatte er sich seinerzeit eingelassen, er wollte seinen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Schließlich war Personal schon damals knapp. Dietrich hat ein Metallbauunternehmen in Dietersheim-Walddachsbach. Die Firma hatte er alleine im Jahr 2001 gegründet, inzwischen ist sie auf über 100 Mitarbeiter angewachsen. Der Auftragsbestand geht aktuell bereits bis über das Jahr 2020 hinaus, das Unternehmen beliefert die ganze Welt mit Industrieofenanlagen, Wärmetauschern, Malzanlagen und weiteren Industriekomponenten.
So hat er beide Flüchtlinge eingestellt und auf eigene Kosten einen Deutschkurs vermittelt – der Lehrer kam sogar zu uns in den Betrieb und hat mit den beiden gebüffelt. Heute sprechen sie ordentlich Deutsch, sind beim Fußball dabei, waren auf der Kirchweih – die Kollegen kommen gut mit ihnen aus. „Also ehrlich gesagt, viel besser integriert als die beiden bin ich selbst auch nicht“, meint Dietrich nachdenklich. Und dann kam völlig überraschend das Aus für Benni, einem der beiden Iraner, der seit zwei Jahren hier arbeitet und es so auf Facharbeiterniveau geschafft hat. Das menschliche Schicksal von damals scheint bei Politik und Verwaltung vergessen. Sein Asylantrag wurde abgelehnt und damit die Arbeitserlaubnis entzogen. Diese könne er wieder bekommen, wenn er sich bei der iranischen Botschaft einen Pass ausstellen lässt. Das Perfide: Das Landratsamt macht keinen Hehl daraus, dass der Iraner mit dem neuen Pass direkt abgeschoben wird. „Das ist schlichtweg absurd“, ist der Unternehmer erbost. „Der junge Mann spricht mittlerweile sehr gut Deutsch, hat eine eigene Wohnung, liegt niemandem auf der Tasche und spielt Fußball in einem hiesigen Verein. Er ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Integration. Und ich brauche ihn als Lackierer unglaublich dringend, auf dem deutschen Arbeitsmarkt war und ist eine so gute Kraft nicht mehr zu finden. Ich flieg häufig nach Serbien oder Ungarn und hole mir dort über Vermittlungsagenturen für teures Geld Schweißer, Monteure und Lackierer, die nach ein paar Monaten wieder weg sind, und dann fang ich wieder von vorne an. Benni wird, statt selbst sein Geld zu verdienen, dazu gezwungen, zum Sozialamt zu gehen. „Wer kann mir das noch erklären“, ist Günther Dietrich fassungslos. Das ist leider kein Einzelfall – so wie Benni erging es Hunderten im Landkreis. „Und wenn das Menschliche bei den Politikern keine Rolle mehr spielen soll, dann sollten sie langsam kapieren, dass wir diese Menschen dringend benötigen.“
Diese Absurdität der Situation führte letztlich dazu, dass Günther Dietrich eine Resolution aufsetze. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim haben sich mehr als 100 Unternehmer angeschlossen – aus allen Bereichen von Industrie und Handwerk. Darunter auch etliche der größten Arbeitgeber der Region. Weitere rund 40 Unternehmer haben sich aus dem Kreis Ansbach angeschlossen, und auch aus Nürnberg. „Man hat uns dieses Papier buchstäblich aus den Händen gerissen“, so der engagierte Unternehmer. „ Ich will das ausdrücklich betonen: Wir mussten niemanden zur Unterschrift überreden.“
Pragmatische Herangehensweise gefordert
„Wir fordern, dass man endlich eine pragmatische Politik verfolgt“, erklärt der Unternehmer und zeigt ein Beispiel: „Meine serbischen Lohnschweißer haben keinerlei Interesse an der Integration. Die sind einige Monate bei mir, leben zusammen in angemieteten Objekten, und wollen dann zurück in ihre Heimat. Die Asylbewerber, die hierher kommen, wollen hier bleiben, integrieren sich teilweise vorbildlich, wollen unbedingt arbeiten. Wenn sich diese Menschen nichts zuschulden kommen lassen, wenn sie ihre Steuern zahlen, selbst für sich sorgen können und bestens dazu geeignet sind, den massiven Arbeitskräftemangel in unserer Region zumindest zu mildern, warum sollten sie dann nicht hier bleiben dürfen und sich ihre Duldung verdienen? Diese Menschen brauchen uns, und wir brauchen sie. Aber die Politik scheint nach wie vor ideologische Scheuklappen aufzuhaben. Niemand von uns Unternehmern fordert eine Änderung des Asylrechts, aber wir verlangen eine pragmatische Herangehensweise.“ Obwohl der neue Landtag längst im Amt ist, hat sich bisher nichts getan. „Benni hat seine Arbeitserlaubnis noch immer nicht zurück“, berichtet der Unternehmer. „Im Gegenteil: Der Druck auf ihn, möglichst rasch auszureisen, wurde vom Landratsamt noch einmal verstärkt. Unsere beiden Landtagsabgeordneten – beide Angehörige der regierenden Koalition – haben auf ein entsprechendes Schreiben von mir nicht reagiert. Vor der Landtagswahl haben sie mir beide noch Hoffnung gemacht, seitdem scheint das Interesse an den Problemen der hiesigen Unternehmer wieder schlagartig gesunken zu sein.“
Massiver Nachteil für Westmittelfranken
Es herrscht quasi Vollbeschäftigung in Westmittelfranken, das erhöht den Druck. Ich bin zwar nur ein kleiner Unternehmer, aber Zahlen kann ich lesen“, sagt Günther Dietrich. „Wenn es bei uns so weitergeht, dann werden etliche Betriebe aus dem Landkreis verschwinden und ihre Produktionen in Polen oder Serbien ansiedeln. Dort sind noch Arbeitskräfte zu finden. Menschen, die vielleicht nicht so gut sind wie der Benni, aber irgendwann können wir es uns einfach nicht mehr leisten, wählerisch zu sein. Ich glaube nicht, dass die Politik so lange warten sollte, bis es soweit kommt.“
Ein Neustädter Unternehmer war einer der ersten, der mit unterzeichnet hat: Dr. Norbert Teltschik ist nicht nur Geschäftsführer der Richard Köstner AG, sondern auch Vorsitzender des IHK-Gremiums Neustadt/Aisch – Bad Windsheim. „Als Unternehmer unterstütze ich jedes Wort dieser Resolution“, sagt der Gremiumsvorsitzende. „Viele Firmen in unserer Region haben massive Probleme durch den Fachkräftemangel. Hier muss es endlich einen Politikwechsel geben.“
Jeder Unternehmer kann sich beteiligen
„Man kann sich der Resolution weiterhin anschließen, auf Wunsch sende ich gerne den Text zu, man kann ihn auch auf den Homepages des Business Lounge Magazins und der Business Lounge herunter laden. Einfach unterschreiben und an mich zurücksenden“, erklärt Günther Dietrich. „Zudem planen wir eine Podiumsdiskussion, unter anderem auch mit Unterstützung der IHK im Landkreis. Aufgeben werde ich nicht, aber mittlerweile bin ich ein wenig erschöpft. Ich habe Verantwortung für über 100 Mitarbeiter und deren Familien. Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Energie dieser ständige Kampf mit den Behörden kostet. Ich kann es nach wie vor nicht fassen, dass Unternehmer, die sich auf Bitten der Politik um die Integration von Flüchtlingen engagiert haben, jetzt einfach im Regen stehen gelassen werden. Dabei bin ich beileibe kein Einzelfall.“
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Quelle: Business Lounge Magazin