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Ansbacher Großbrand im Jahre 1719

Ansbach vor 300 Jahren ...

Der 11. September – ein Datum, das Geschichte geschrieben hat, besonders im Jahr 2001 mit den Terroranschlägen in den USA. Aber auch schon 300 Jahre zuvor im beschaulichen Ansbach: Ein Großbrand fand genau an diesem Tag statt. Seine Folgen: Zerstörung, aber auch Vorsorge und Anschaffungen im Bereich des frühen Brandschutzes.

Wir haben uns mit Stadtarchivar Dr. Wolfgang Reddig im Stadtarchiv Ansbach auf die Suche nach Belegen und Informationen zu diesem Ereignis gemacht und wurden fündig. Im Protokollband (AM143) der Polizeiakten Feuersache aus den Jahren 1719 bis 1729 wurde der Brand und seine Folgen festgehalten.

Der Großbrand und was betroffen war

Am Abend des 11. Septembers 1719 um 21.30 Uhr entstand eine große Feuersbrunst im Häuserblock der Obereren Markt-Pfarrgasse (heute: Nordseite Martin-Luther-Platz zwischen Johanniskirche und Stadthaus), welches sich schnell ausbreitete. Das Feuer selbst dauert bis 6 Uhr morgens am Folgetag. Der protokollierte Verlust lag bei elf Häuserkomplexe. Verletzte oder Opfer wurden nicht schriftlich aufgeführt.

Der Eintrag am 13. September 1719 belegt, dass der Schutt soweit entfernen wurde, damit die Passage zum Durchqueren der Stadt wieder möglich gewesen sei. Zum Aufräumen wurden 20 Wägen gestellt, versehen mit Vierspännern und Leiterwagen. In Folge des Großbrandes wurden auch einige Diebstähle belegt, woraufhin ein Dekret von Markgraf Wilhelm Friedrich am 23. September 1719 notiert wurde:

Nachdem (…) in unserer Residenz-Stadt entstandenen unglücklich nächtlichen Feuers-Brunst nicht nur aus denen eingeäschert, sondern auch aus denen angelegen benachbarten Häusern viele Mobilien, besonders aber an weissen Zeug (= Bett- und Leibwäsche), Kleider, Gewehr, Zinn, Kupfer, Messing und Eisen-Werk, ingleichen anderen Geräth ein ansehnliches auch so gar gantze Coffres (Koffer) und Kästlein untern boßhafften Schein der Rettung und hülfflichen Handdierung, diebischer Weiß entfremddet und abgetragen worden (…) .

 

*Verordnung des Markgrafen an Beamte, auf verdächtige Waren zu achten*

Folgen des Großbrandes: Ausrüstung, Feuerordnung und Versicherung

Um bei künftigen Bränden überhaupt eingreifen und diese im Idealfall auch löschen zu können, wurde klar, das entsprechendes Equipment erforderlich war. So wurde einiges in (damals) hochmoderne Ausrüstung gegen die Feuerbekämpfung investiert und angeschafft.

Ein Löscheimer aus dem 18. Jahrhundert steht heute im Markgrafen Museum

Am 28. September 1719 wurden folgende Käufe belegt:

  • Kauf von 300 Feuereimern, das Stück zu 1 Gulden 40 Kreuzer = 500 Gulden
  • 6 hölzerne Spritzen zu 1 Gulden 30 Kreuzer = 9 Gulden
  • 3 „Wasserkünste“ mit Schlauch, womit man aus den Fenstern spritzen konnte
  • 1 größere Wasserkunst mit Schlauch = 300 GuldenZum Vergleich 1 Maurer verdiente 1719 am Tag 20 Kreuzer, in drei Tagen 1 Gulden
    Für einen Feuereimer hätte ein Maurer somit 5 Tage arbeiten müssen. (1 Gulden = 60 Kreuzer)

Einige Jahr zuvor gab es bereits einen Schlossbrand, infolgedessen es 1715 zu einer ersten Feuerordnung unter Markgraf Wilhelm Friedrich kam.  Diese wurde im Jahr 1739 überarbeitet und weiter verbessert. Inhalt dieser Verordnung war unter anderem, eine zweimal jährlich stattfindende große Feuerschau. Dabei wurden Schlöte, Kamine und Herde begutachtet. Die erste Ansbacher Brandversicherung entstand 1754 als Brand-Assecuranz-Societät.

Und Heute

Im Folge der Aufbauarbeiten entstand an der Nordseite des Martin-Luther-Platzes zwischen Johanniskirche und Stadthaus die erste barocke Häuserzeile am Oberen Markt, welche wir teilweise heute noch kennen.

So schlimm dieses Ereignis wohl auch war, die Menschen wurden sich so der Gefahr bewusst, suchten nach Lösungen und Verbesserungen. Dies legte womöglich einen Grundstein des heutigen Ansbacher Feuerwehrwesens.


Quelle: Stadtarchiv Ansbach, Dr. Wolfgang Reddig