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DFB profitiert vom EURO-Effekt – aber bekannte Probleme bleiben

Ansbach, 11. Oktober 2024 – Die Panelstudie „Wir sind Fußball“ der Hochschule Ansbach befragt drei Jahre lang 100 Stakeholder des deutschen Fußballs zu ihren Einstellungen und Erwartungen rund um den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Zu den Teilnehmenden gehören unter anderem (ehemalige) Nationalspielerinnen und -spieler, Sportjournalistinnen und -journalisten oder Verantwortliche aus dem Amateurbereich, Sponsoring und der Politik. Die zweite Befragungswelle 2024 attestiert dem DFB einen Imagegewinn, wichtige Baustellen bleiben.  

Thomas Hitzlsperger, Deniz Aytekin oder Claudia Neumann – als ehemaliger Nationalspieler, als Bundesliga-Schiedsrichter oder als Fernsehkommentatorin haben sie alle ein gesteigertes Interesse am deutschen Fußball. Zusammen mit 97 weiteren Personen mit ausgewiesener Fußball-Expertise wurden sie im Rahmen der Studie „Wir sind Fußball“ befragt.

Das Forschungsprojekt hat den Anspruch, die Perspektiven der unterschiedlichen Anspruchsgruppen des DFB sichtbar zu machen. Die quantitative und qualitative Befragung der 100 Stakeholder findet in drei Wellen – 2023, 2024 und 2025 – statt und ermöglicht eine dynamische Berücksichtigung von Weiterentwicklungen sowie Auswirkungen der EURO 2024 in Deutschland.

Das ausführliche Exposé mit einer Auflistung aller 100 Stakeholder, Vorüberlegungen, Forschungskontext und Methodik findet sich unter www.hs-ansbach.de/panelstudie_fussball.

Zentrale Ergebnisse der Studie „Wir sind Fußball“ 2024 im Vergleich zu 2023

Die Imagewerte für den DFB und den deutschen Fußball allgemein nehmen 2024 deutlich zu. Der DFB liegt aber bei der Bewertung weiter hinter der Deutschen Fußball Liga und dem Deutschen Olympischen Sportbund. Nur noch 13 Prozent der Befragten 2024 trauen dem DFB nicht zu, dass er den Weg hin zu einem zukunftsfähigen, gesellschaftsrelevanten und erfolgreichen Sportverband schafft – 2023 waren dies 27 Prozent. 28 Prozent sind sogar der Meinung, der DFB sei bereits ein zukunftsfähiger, gesellschaftsrelevanter und erfolgreicher Sportverband (2023: 14 Prozent).

Während 2023 nur 8 Prozent der befragten Personen den DFB mit sportlichem Erfolg in Verbindung gebracht haben, sind es 2024 36 Prozent. Die EM 2024 sehen 78 Prozent als positiven Impuls für den deutschen Fußball, 2023 waren dies nur 50 Prozent. Aktuell 22 Prozent der Stakeholder des deutschen Fußballs attestieren dem DFB Fannähe, 2023 waren es nur zwei Prozent.

Allerdings stimmen auch 2024 nur sieben Prozent der Befragten zu, dass der DFB für Transparenz steht (2023: zwei Prozent). Erneut 74 Prozent der Befragten nennen „transparentere Entscheidungsprozesse“ als eine der drei nötigsten strukturellen Veränderungen. Am zweit- und dritthäufigsten landen „Reform der komplexen Verbandsstruktur“ (68 Prozent) und „stärkere Berücksichtigung der Vielfältigkeitsdimensionen bei der Besetzung der DFB-Gremien“ (53 Prozent) unter den TOP3.

Die Handlungsempfehlung „offenere Fehlerkultur“ wurde 2024 am häufigsten in die TOP3 gewählt, es folgen „gelebte Nähe zu den Amateurvertreter*innen“ und „konsequenteres Handeln im Sinne des eigenen Leitbildes“. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten lehnte 2023 ab, dass der DFB für solides Wirtschaften steht. 2024 ist dieser Anteil nur leicht auf 62 Prozent gesunken.

Wie schon 2023 steht der DFB 2024 am ehesten für das Thema „Interessenvertretung des Leistungsfußballs“: 67 Prozent der Befragten stimmen hier zu (2023: 55 Prozent). Auf den Plätzen 2 und 3 landen – ebenfalls wie 2023 – die Themen „Vielfalt/Antidiskriminierung“ (46 Prozent; 2023: 38 Prozent) und „Fair Play“ (40 Prozent; 2023: 26 Prozent). Allerdings ist die Zustimmung 2024 prozentual deutlich stärker als im Jahr 2023.

Für nur noch 30 Prozent (2023: 58 Prozent) der Befragten ist die Bindung zum Profifußball in den vergangenen 12 Monaten schwächer geworden, dagegen entstand für 22 Prozent (2023: 32 Prozent) eine stärkere Bindung zum Amateurfußball. Geringfügig erhöht hat sich mit insgesamt 20 Prozent die Anzahl jener Stakeholder des deutschen Fußballs, die den DFB als Interessenvertretung des Amateurfußballs sehen (2023: 16 Prozent). Ein mit 67 Prozent deutlich höherer Anteil der Befragten als 2023 nimmt den DFB als Interessenvertretung des Leistungsfußballs (2023: 55 Prozent) wahr.

Auch 2024 sehen gut die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (54 Prozent, 2023: 51 Prozent) das Thema „Nachwuchsförderung“ als eines der drei wichtigsten Zukunftsthemen für den DFB, dahinter landen „Interessenvertretung des Amateurfußballs“ (49 Prozent, 2023: 42 Prozent) und „sportlicher Erfolg“ (35 Prozent, 2023: 38 Prozent) am häufigsten in den TOP3.

Weitere Informationen und die ausführlichen Ergebnisse 2024 finden sich unter www.hs-ansbach.de/panelstudie_ergebnisse_vergleich.

„Die zweite Befragungswelle attestiert dem DFB einen deutlichen Imagegewinn und eine Weiterentwicklung insbesondere bei wichtigen Themen wie Fannähe und Nachwuchsförderung. Nichtsdestotrotz bleiben die Anspruchsgruppen aus dem deutschen Fußball bei Transparenz, solidem Wirtschaften und Verbandsstruktur des DFB kritisch – hier muss der Verband ansetzen“, erklärt Studienleiterin Jana Wiske, Professorin an der Fakultät Medien der Hochschule Ansbach.

„Die Heim-EM – das zeigt nun auch unsere Studie – hat in Fußballdeutschland eine Aufbruchstimmung erzeugt. Davon profitiert der DFB. Damit der EURO-Effekt auch nachhaltig ist, muss der DFB jetzt die Impulse von außen aufgreifen – zum Beispiel mit Blick auf den Amateurfußball: An vielen Stellen unserer Studie wird deutlich, dass sich die Stakeholder eine weitere Stärkung der Fußball-Basis wünschen“, ergänzt Fußballforscher und Co-Studienleiter Tim Frohwein.

Über die Studie

Die erste Welle der Online-Umfrage „Wir sind Fußball“ fand im Juli/August 2023 statt, die zweite im Juli/August 2024. Im Sommer 2025 folgt die dritte Umfrage-Welle. Die Teilnahme war freiwillig und erfolgte anonymisiert. Die Studie wurde vollständig aus Hochschulmitteln finanziert und ist unabhängig vom DFB und seinen Mitgliederorganisationen.

Die Studiendurchführung und Auswertung der Daten erfolgt in allen drei Wellen durch das unabhängige Marktforschungsinstitut mindline, Nürnberg. Der gewählte Ablaufplan gewährleistet eine vollständige Anonymität bei der Beantwortung. Weder das Marktforschungsinstitut noch das Forschungsteam können nachvollziehen oder zuordnen, wer wie geantwortet hat. Aus Qualitäts- und Transparenzgründen werden die 100 Stakeholder (bei Zustimmung) namentlich aufgelistet.

Quelle: Pressemitteilung, Hochschule Ansbach