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Verbinden statt Trennen: Regionale Akteure bestreiten gemeinsames lösungsorientiertes Wasserpodium

Ansbach, 18. April 2024 – „So voll war’s noch nie – Wassernot brennt eben allen auf den Nägeln“ so die spontane Reaktion einer Besucherin der Ansbacher Kammerspiele nach der letzten „Grüne Couch“-Veranstaltung Mitte April.

Zu RESPECT-Kino und Diskussion auf der Grünen Couch hatte erneut der Kulturverein und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ansbach gemeinsam eingeladen. Mit im Schlepptau waren verschiedene regionale Kooperationspartner des Dialogformates „Grüne Couch“. Den Einstieg in den Abend lieferte der Dokumentarfilm „Jeder Tropfen zählt – Lernen von der Dürre“ am Beispiel der Fränkischen Trockenplatte in Unterfranken. Die anschließende Podiumsdiskussion bestritten jeweils eine Vertreterin / ein Vertreter vom Bayerischen Bauernverband, dem BUND Naturschutz und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach gemeinsam. Sie diskutierten über die Situation vor Ort in Stadt und Landkreis Ansbach. Dabei ging es vorrangig um Lösungsansätze zum Thema Wassermangel. Die Gesprächsleitung hatte Wolfgang Kerwagen, Leiter des AELF Ansbach.

Fruchtbare Zusammenarbeit

Bei der Begrüßung betonte Sabine Leidenberger vom Kulturprogramm RESPECT die aktuell fruchtbare Zusammenarbeit von RESPECT und der Grünen Couch, die dem Kulturprogramm bereits zum vierten Mal – nicht nur optisch – ein besonderes Leuchten verschaffte. Und tatsächlich war der Kammerspiel-Saal an diesem Abend proppenvoll. Erfreulich war dieses Mal, auch im Vergleich zu vorausgegangenen Veranstaltungen, dass etwas jüngere Publikum in den Zuschauerreihen.
„Was kommt da auf uns zu?“ Mit dieser Frage startete Wolfgang Kerwagen, Leiter des AELF Ansbachs, die Diskussion über das brennende Thema klimabedingter Wassermangel. „Die Folgen des Klimawandels zeigen sich immer deutlicher. Bedingt durch längere und heißere Trockenphasen gehen die Abflüsse in unseren Gewässern zurück und das verbleibende Wasser wird zusehends wärmer. Die Bewohner von Flüssen und Bächen leiden darunter.
Weniger Niederschläge bewirken eine abnehmende Grundwasser-Neubildung. Das hat auch Auswirkungen auf die Nutzung des Grundwassers durch uns“ erläuterte Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach. Darum gelte es Wasser-Lösungen für die gesamte Bevölkerung weg von der Grundwasserentnahme zu erarbeiten. Generell dürfe für einen störungsfreien Wasserhaushalt nicht mehr Grundwasser entnommen als gebildet werden.

Nur 2 % Wasserentnahme durch die Landwirtschaft

„Obwohl die Landwirtschaft nur 2% Anteil am gesamten entnommenen Wasser hat, sind wir im starken Ausmaß von der Wasserknappheit betroffen. Die Niederschläge verteilen sich zunehmend ungleichmäßig über das Jahr hinweg. Im Winter nimmt der Anteil zu, im Sommer ab. Verbunden mit weiter steigenden Temperaturen und Starkregen-Ereignissen, sind wir gefordert, die Wasserhaltefähigkeit bzw. die Resilienz unserer Böden in Form von Humusaufbau zu steigern. Dies kann durch eine angepasste Fruchtfolge, eine optimale Bodenstruktur durch Kalkung, ausgewogene Nährstoffgaben, Mulch-u. Direktsaatverfahren, organische Düngung und Bodenbeschattung erreicht werden“, führte Martin Waldmann, Referent für Wasser beim Bayerischen Bauernverband Kreisgruppe Ansbach, die Beteiligung der Landwirtschaft beim Thema Wasserhaushalt aus. Bei der Erarbeitung von Lösungen müsse der Wasserhaushalt basierend auf dem Grundwasserspiegel im Vordergrund stehen. Es gelte dabei der Grundsatz „das Wasser muss runter und nicht weg“, so Renate Götzenberger, stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreis Wassers beim Bund Naturschutz Bayern.

Herausforderungen gemeinsam meistern

Einige waren sich an diesem Abend alle Podiumsbeteiligte, dass die Schuldfrage und Schuldzuweisungen
im Sinne von ‚mein Wasser – dein Wasser‘, gerade auch im Hinblick auf die Versäumnisse in der Vergangenheit, niemanden weiterhelfen. Wasser ist unsere Lebensgrundlage und die Knappheit dieser Ressource betreffe die gesamte Bevölkerung, egal ob Verbraucher, Landwirt oder die öffentliche Trinkwasserversorgung. Diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung sei folglich nur zusammen lösbar. „Ein Weiter wie bisher; ist nicht akzeptabel, weil wir derzeit auch bei der Ressource Wasser über unsere Verhältnisse leben“ so Götzenberger. Als praktische Lösungsansätze nannte sie Regenwasserrückhaltung und vor Ort versickern lassen, statt ableiten, mehr Gewässer und offene Wasserflächen sowie Grün in Form von Bäumen, Fassaden- und Dachbegrünung. Auch Parkplätze und wenig befahrene Straßen können durch eine wasserdurchlässige Gestaltung einen wertvollen Beitrag leisten. Im Hinblick auf die Wasser-Zurückhaltung unter anderem Ideen, Güllegruben als Zisternen umzunutzen.

Verbraucher müssen Schönheitsfehler bei Lebensmitteln tolerieren

Aus Sicht der Landwirtschaft erscheint ein Sinneswandel beim Verbraucher zur Lösung der Wasserknappheit unausweichlich. Schönheitsfehler bei regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen müssten stärker toleriert werden. Hier ist die im Filmbeitrag eingangs thematisierte ‚Klima-Wandel-Möhre‘ zu nennen, denn die Bewässerung hat in Zeiten des klimabedingten Wassermangels ihre Grenzen.

Quelle: Pressemitteilung, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach