Covid-19-Pandemie trifft den mittelfränkischen Arbeitsmarkt
Kreis Ansbach, 01.05.2020 – Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen hinterlassen deutliche Spuren auf dem mittelfränkischen Arbeitsmarkt. Die nach Ostern übliche Frühjahrsbelebung bleibt in diesem Jahr aus.
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vormonat um 889 Prozent auf insgesamt 5.635 Personen gestiegen. Noch stärker fällt das Plus im Vergleich zum Vorjahr aus: so sind im April 1.557 mehr Menschen arbeitslos als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,4 Prozent – das ist die höchste Quote für einen April seit 2016. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit beruht auf mehreren Faktoren: Es wurden mehr Menschen arbeitslos, gleichzeitig konnten weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden. Zudem nehmen aufgrund der aktuellen Situation deutlich weniger Menschen an einer Fördermaßnahme, wie z.B. einer beruflichen Qualifizierung, teil.
- Arbeitslosenzahl im April: 5.635
- Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: 4.078
- Arbeitslosenquote im April: 3,4 %
- Arbeitslosenquote im Vorjahr: 2,5 %
„Neben den steigenden Arbeitslosenzahlen ist gleichzeitig die Nachfrage nach Arbeitskräften eingebrochen. Die Zahl der gemeldeten Stellen ging in fast allen Branchen zurück. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die Betriebe ihre Mitarbeiter halten möchten und auf das bewährte Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen. Dies sichert Beschäftigung und vermeidet Arbeitslosigkeit. Andernfalls wäre der Anstieg der Arbeitslosigkeit noch deutlich stärker ausgefallen. „, so Claudia Wolfinger, die Chefin der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg und Thomas Dippold, Chef in Fürth.
Jeder dritte Betrieb in Westmittelfranken hat Kurzarbeit angemeldet
Im März und April 2020 haben in Westmittelfranken 2.987 Betriebe mit mindestens einem versicherungspflichtig Beschäftigten für 52.517 Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt. Dies entspricht etwa jedem dritten Betrieb und über 40 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen. „Daraus“, so Wolfinger, „lässt sich allerdings noch nicht schließen, wie viele Beschäftigte tatsächlich in Kurzarbeit sind und in welchem Stundenumfang. Denn häufig wird eine Anzeige auch vorsorglich gestellt oder für mehr Mitarbeitende, als dann tatsächlich kurzarbeiten. Angaben zu realisierter Kurzarbeit liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Die Anzeige von Kurzarbeit“, so Wolfinger weiter, „löst noch keine Zahlung aus, denn das Kurzarbeitergeld erfolgt in drei Schritten. Nach der Anzeige ist für die Auszahlung ein Antrag auf Kurzarbeitergeld zu stellen. Dieser Antrag ist zusammen mit der monatlichen Abrechnungsliste bei der zuständigen Agentur für Arbeit einzureichen. Ich empfehle Betrieben, ihren Antrag auf Kurzarbeitergeld umgehend bei ihrer zuständigen Agentur für Arbeit einzureichen. Nur so kann das Geld schnellstmöglich ausgezahlt werden. Dafür sind wir personell mittlerweile gut aufgestellt. In einem Kraftakt haben wir binnen kürzester Zeit Personal intern umgeschult, sodass nun deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Anzeigen und Anträge auf Kurzarbeitergeld abarbeiten als zu gewöhnlichen Zeiten. Wir haben viele neue Wege geschaffen, telefonisch, online sowie neuerdings auch per App ‚Kurzarbeit‘, die Unterlagen einzureichen.“, sagt Wolfinger.
Wer ist besonders von der Krise betroffen?
Im Vergleich zum Vorjahr sind mehr Arbeitnehmer aus Erwerbstätigkeit arbeitslos geworden. Auf der anderen Seite schafften es deutlich weniger Menschen, ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu beenden. „Die Zunahme von neu arbeitslos gemeldeten Personen ist über alle Branchen hinweg zu beobachten. Die stärksten Zuwächse – sowohl absolut als auch relativ – kommen dabei aus dem verarbeitenden Gewerbe, aus der Arbeitnehmerüberlassung, dem Handel, sowie dem Gastgewerbe. Dabei spielt auch die Qualifikation keine entscheidende Rolle. Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit und ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung ist prozentual ähnlich stark „, erläutert Dippold.
Arbeitsmarktentwicklung in den Rechtskreisen SGB III und SGB II Von der Corona-Krise sind beide Rechtkreise betroffen, der Anstieg in der Grundsicherung fällt allerdings geringer aus. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung lag die Arbeitslosigkeit bei 3.554, das sind 1.240 mehr als im Vorjahr (Vormonat +601). Im Bereich der Grundsicherung lag sie bei 2.081 (Vorjahr +317, Vormonat +288).
Deutlich weniger Personalbedarf über alle Branchen hinweg
Die Corona-Krise führt aktuell zu einer deutlich gesunkenen Nachfrage nach Arbeitskräften. So sind im April nur 352 neue Arbeitsstellen gemeldet worden. Das sind 504 Stellen weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Entsprechend hat sich auch der Bestand an Arbeitsstellen reduziert. Dieser beträgt im April insgesamt 3.364 und liegt um 260 unter dem Vorjahreswert. „Anders als in der Wirtschaftskrise 2009 verzeichnen wir einen Stelleneinbruch über alle Branchen hinweg. Dabei ist das Gastgewerbe mit einem Minus von rund 76 Prozent neu gemeldeter Stellen im Vergleich zum Vorjahr besonders stark betroffen. Auch der Handel, die Zeitarbeit sowie das Verarbeitende Gewerbe melden deutlich weniger Stellen“, so Wolfinger.
Stadt und Landkreise
Arbeitsmarktentwicklung in der Stadt Ansbach
Die Arbeitslosenquote in der Stadt Ansbach steigt im Vergleich zu Vormonat und Vorjahr um 1,0 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich im Vergleich zum Vormonat um 221 auf 1.082, im Vorjahresvergleich nimmt sie um 245 zu. Insgesamt haben im März und April 513 Betriebe Kurzarbeit für 12.042 Beschäftigte angezeigt.
Im Stadtgebiet sind von der Corona-Krise beide Rechtkreise betroffen, der Anstieg in der Grundsicherung fällt allerdings geringer aus. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung lag die Arbeitslosigkeit bei 554, das sind 168 mehr als im Vorjahr (Vormonat +113). Im Bereich der Grundsicherung lag sie bei 528 (Vorjahr +77, Vormonat +108).
Die Arbeitgeber melden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter im Laufe des Monats 145 neue Arbeitsstellen, 9 mehr als vor einem Monat, aber 87 weniger als vor einem Jahr, was einem Minus von 37,5 Prozent entspricht. Insgesamt sind im Stadtgebiet Ansbach noch 784 freie Stellen im Bestand.
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Ansbach
Im Landkreis Ansbach liegt die Arbeitslosenquote mit 2,9 Prozent um 0,4 Prozentpunkte über dem Vormonat und um 0,8 Punkte über der des Vorjahres. Im Vormonatsvergleich sind 346 Menschen mehr ohne Beschäftigung, zum Vorjahr ergibt sich ein Plus von 793. Insgesamt sind 3.068 Personen im Landkreis arbeitslos gemeldet. Insgesamt haben im März und April 1.589 Betriebe Kurzarbeit für 24.204 Beschäftigte angezeigt.
Auch im Landkreis sind von der Corona-Krise beide Rechtkreise betroffen, der Anstieg in der Grundsicherung fällt allerdings auch hier geringer aus. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung lag die Arbeitslosigkeit bei 2.055, das sind 630 mehr als im Vorjahr (Vormonat +221). Im Bereich der Grundsicherung lag sie bei 1.013 (Vorjahr +163, Vormonat +125).
Die Arbeitgeber melden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcentern im Laufe des Monats mit 145 neuen Arbeitsstellen nur die Hälfte wie im Vormonat und 243 oder 62,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Insgesamt sind im Landkreis Ansbach 1.637 freie Stellen im Bestand.
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim
Die Arbeitslosenquote steigt hier im Vergleich zum März um 0,6 Prozentpunkte und liegt bei 2,6 Prozent. Verglichen mit dem Wert vor einem Jahr nimmt die Quote um 0,9 Prozentpunkte zu. Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich innerhalb eines Monats um 322 Personen auf jetzt 1.485. Im Vergleich zum Vorjahr sind 519 Menschen mehr ohne Beschäftigung. Insgesamt haben im März und April 885 Betriebe Kurzarbeit für 16.271 Beschäftigte angezeigt.
Die Corona-Krise wirkt sich auch im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim auf beide Rechtkreise aus, der Anstieg in der Grundsicherung fällt jedoch auch hier geringer aus. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung lag die Arbeitslosigkeit bei 945, das sind 442 mehr als im Vorjahr (Vormonat +267). Im Bereich der Grundsicherung lag sie bei 540 (Vorjahr +77, Vormonat +55).
Die Arbeitgeber melden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcentern im Laufe des Monats 62 neue Arbeitsstellen, 127 weniger als im Vormonat, 174 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt sind 943 freie Stellen im Bestand.
Quelle: Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg