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Schnelldorf: +++ … und „Schwupps“ war der Bus weg … +++

Ein 45jähriger Nigerianer wandte sich am Mittwochmittag, 22.06.2022 gegen 13:55 Uhr, vom Parkplatz „Rothensteig – Nord“ an der Bundesautobahn A 6 hilfesuchend über einen Passanten an die Einsatzzentrale der Polizei in Nürnberg. Er war mit einem Fernbusunternehmen auf einer Reise von Prag nach Paris.

Der Fahrer des Reisebusses legte auf dem Parkplatz eine „kurze Pause“ ein, um den Reisenden den Gang zur Toilette zu ermöglichen. Diese Gelegenheit nahm auch der Westafrikaner war. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass die „kurze Pause“ vom Fahrer sehr eng ausgelegt wird. „Man könnte ansonsten ja möglicherweise Zeit verlieren“, so vielleicht dessen Gedankengang …

Als der afrikanische Fahrgast schon nach wenigen Minuten die WC-Anlage wieder verließ, sah er von seinem Bus nur noch die Rücklichter. Der Fahrer war einfach davon gefahren, ohne die Vollzähligkeit der Reisenden geprüft zu haben. Da half dem Nigerianer auch ein Nachrennen und wildes Gestikulieren nichts. Seine Reisegelegenheit war weg. Und mit ihm das Reisegepäck, die Verpflegung und das gesamte Bargeld. Nur sein Mobiltelefon und sein Reisepass blieben ihm.

Allerdings hatte er auf dem Telefon kein Guthaben mehr, so dass er den Passanten ansprach mit der Bitte, die Polizei zu verständigen. Bis zum Eintreffen der Streifenwagenbesatzung der Verkehrspolizei Ansbach wurde er dann noch von einem weiteren Rastenden mit Trinkwasser versorgt. Die Ordnungshüter waren dann kurze Zeit später zunächst guter Dinge, das Problem schnell aus der Welt zu schaffen. Ist das Reiseunternehmen doch in Deutschland ansässig. Doch weit gefehlt. Der Fall gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Zunächst wurden aber einmal die Kollegen im benachbarten Baden-Württemberg gebeten, nach dem Reisebus Ausschau zu halten. Leider ohne Erfolg. In Zeiten der lückenlosen Netzabdeckung im Bundesgebiet versuchte man anschließend, telefonisch Kontakt mit der Personenbeförderungsfirma aufzunehmen. Die Ernüchterung folgte dann auf dem Fuß. „Aus Gründen des Datenschutzes“ könne nicht gesagt werden, wie der Zurückgebliebene jetzt weiter und zu seinem Gepäck kommt. „Es könne ja Jeder behaupten, er sei von der Polizei.“ Auf das Angebot, die weitere Kommunikation dann halt über die Dienststelle in Ansbach abzuwickeln, ging man im „Servicebereich“ des Unternehmens nicht ein. Auch als der Reisende sein Glück im Anschluss versuchte, kam man nach einem rund zwanzigminütigen Telefonat zu keinem befriedigenden Ergebnis. Ihm wurde mitgeteilt, es sei „sein Pech“ und man werde „nichts weiter unternehmen“. Er solle vielmehr den „Verlust“ seiner persönlichen Habe „bei der Polizei anzeigen“.

Die Beamten vor Ort waren in der Zwischenzeit allerdings nicht untätig geblieben. Über das Internet fanden sie anhand des Start- und des Zielortes, der großen orangen Nummer des Busses sowie des Reisetages heraus, dass der nächste planmäßige Halt des Reisebusses in Heidelberg vorgesehen ist. Kurzerhand wurden nun die Kollegen in der ehemaligen kurpfälzischen Residenzstadt im Südwesten des Bundeslandes um Mithilfe gebeten.

Nachdem der Nigerianer sein Gepäck und den Lagerort beschrieben hatte, kam kurze Zeit später die Nachricht aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Die Beamten konnten dort nämlich das Gepäck zur Eigentumssicherung sicherstellen und verwahrten es anschließend auf ihrer Dienststelle.

Nun hatte man nur noch ein Problem. Wie kommt der 45-Jährige nach Heidelberg? Und hierbei kam dann das „Neun-Euro-Ticket“ gelegen. Die Ansbacher Polizisten streckten dem Gestrandeten den Betrag vor, brachten ihn zum Bahnhof nach Schnelldorf, kaufte ihm dort das Zugticket und suchten ihm dann auch noch die entsprechenden möglichen Zugverbindungen aus dem Fahrplan. Als Dank gab es für die „Freunde und Helfer“ dann zum Abschied noch einen Handschlag und den Wunsch des Westafrikaners um „Gottes Segen“ für die beiden Beamten, privat und in ihrem Beruf.

Quelle: Verkehrspolizeiinspektion Ansbach