Es ist eines der spannendsten und ungewöhnlichsten Projekte die im Rahmen des 800-jährigen Stadtjubiläums ins Leben gerufen wurden. Vier Wochen lang lebt ein auswärtiger Autor in Ansbach, lernt die Stadt, die Geschichte und die Menschen kennen und lässt sich von den gewonnenen Eindrücken und Erlebnissen inspirieren. Diese Aufgabe und Herausforderung angenommen hat nun die Berliner Schriftstellerin Nele Pollatschek. Die Stadtschreiberin auf Zeit wurde jetzt von Oberbürgermeister Thomas Deffner im Ansbacher Stadthaus vorgestellt.
„Ich freue mich, dass dieses Projekt während der Corona-Pandemie durchgeführt werden kann und bin auf das Ergebnis sehr gespannt. Wir möchten Frau Pollatschek hierbei jede erdenkliche Unterstützung zukommen lassen. Unter anderem stellen wir verschiedene Schreibstuben in Ansbach zur Verfügung, so zum Beispiel das Zimmer der Bürgermeister im Stadthaus, den Markgräflichen Pavillon oder auch das Stadtarchiv“, wie Oberbürgermeister Thomas Deffner im Rahmen der Vorstellung hervorhob. Er selbst stehe jedenfalls gerne für regelmäßige Spaziergänge und Gedankenaustausche mit der Stadtschreiberin bereit.
Eingebracht wurde das Projekt im Rahmen des Ideenwettbewerbs zum Stadtjubiläum vom Kulturforum Ansbach e.V. um Bettina Baumann, die Frau Pollatschek während ihres Aufenthalts ebenfalls zur Seite steht. „Nele Pollatschek ist im Rahmen der Ausschreibung sofort aufgefallen. In ihren bisherigen Werken hat sie die Fähigkeit bewiesen, dass sie einen feinsinnigen Blick von außen nach innen werfen kann“, wie Baumann erklärte. Pollatschek studierte von 2008 bis 2012 Englische Literatur und Philosophie an den Universitäten Heidelberg und Cambridge, bevor sie für ihr Masterstudium in Englischer Literatur an die Universität Oxford wechselte und von 2013 bis 2018 promovierte. 2016 erschien ihr Debüt „Das Unglück anderer Leute“, das 2017 mit dem Friedrich-Hölderlin-Förderpreis und 2019 mit dem Grimmelshausen-Förderpreis ausgezeichnet wurde. 2020 folgte mit „Dear Oxbridge: Liebesbrief an England“, das zweite Werk aus der Feder von Pollatschek.
Als eine weitere „dauerhafte Spur“, die das Stadtjubiläum in Ansbach hinterlässt, bezeichnete die Leiterin des Geschäftsbereichs Oberbürgermeister Kultur, Stadtmarketing und Tourismus, Nadja Wilhelm, das Engagement der Stadtschreiberin in Ansbach. Mit Spannung erwarte man das Ergebnis am Ende des Aufenthalts. Um der Autorin hierfür möglichst viel Freiheit zu geben und die Inspiration nicht zu beschränken, sei die Arbeit Pollatscheks an keine Anforderungen oder Bedingungen geknüpft. Die Autorin selbst ist nach eigenen Angaben derzeit auf der Suche nach einem Heimatort für die Hauptfigur ihres neuen Buches. Ob Ansbach hierfür in Frage komme, könne erst nach Ende der vier Wochen beantwortet werden. Einen Essay über die Stadt stellte Nele Pollatschek jedenfalls mit einem Augenzwinkern selbst bei mangelnder Inspiration in Aussicht.
Quelle u Foto: Stadt Ansbach