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+++ Interview mit dem Brandschutzexperten der Stadt Dinkelsbühl – Demas Hartmann +++

Die Häufung der Brände (Luis, Nördlinger Tor, dann Eisenkrug,) in der Altstadt beunruhigen viele Bürger. Einige Personen haben ja schon einen Brandstifter vermutet. Wir haben deshalb ein Interview mit dem Brandexperten der Stadt Dinkelsbühl geführt.

 

Gibt es da einen besonderen Grund, warum es so kurz hintereinander so große Brände gab? 

Demas Hartmann: Ein weiser Mann sagte einmal, „denn Zeit und unerwartete Ereignisse treffen alle“ Es ist halt einfach so. Bei den letzten großen Bränden in Dinkelsbühl, war kein Brandstifter unterwegs gewesen.

Was ist das Besondere an den Altstadthäusern?
Demas Hartmann: Die dichte Bauweise, viele brennbare Materialen die in den Häusern verbaut wurden, wie z.B. Holz und Stroh, historische Holztreppen und Holzfachwerke. Oft sind auch Fenster in den Außenwänden eingebaut worden, die keinerlei Brandschutzanforderungen erfüllen. Im Falle eines Brandes können sich das Feuer und der Rauch schneller ausbreiten. Die Eigentümer sind hier in der Verantwortung

Was gibt es da für besondere Tücken z.B. beim Löschen?
Demas Hartmann: Aufgrund der dichten Bauweise, in der Altstadt, kommt man oft nur von ein oder zwei Seiten an das Gebäude heran, um es zu löschen. Ohne Drehleitern, wären eine Brandbekämpfung und der Schutz der Nachbargebäude nur schwer möglich. Die Schäden wären deutlich größer und höher.

Was ist da der Unterschied von Altstadthäusern zu neueren Häusern?
Demas Hartmann: Bei neueren Häusern wird schon beim Bau der Brandschutz gemäß der Bauordnung beachtet und berücksichtigt. Bei alten Häusern ruht sich oft der Eigentümer auf den Bestandsschutz aus. Gerade in der Altstadt sollten die Eigentümer darauf achten und überprüfen, ob Öffnungen die unmittelbar zum Nachbargebäude angrenzen, wie Fenster und Türen den Brandschutzanforderungen entsprechen.

Was kann jeder einzelne tun, damit kein Brand ausbricht? 
Demas Hartmann: Umsichtig sein, was den Umgang mit offenen Feuer, wie Kerzen und auch mit Elektrogeräte betrifft. In Bayern gibt es die Verordnung für die Verhütung von Bränden kurz VVB, dort wird über den Gebrauch von Elektrogeräten folgendes gesagt:

§ 8 Elektrische Geräte: „Elektrische Geräte, bei denen während des Betriebs hohe Temperaturen entstehen können, wie z.B. Bügeleisen, Kocher, Tauchsieder, Heizdecken und Elektroherde sind während des Betriebs ausreichend zu beaufsichtigen. Sie sind so zu benutzen und abzustellen, dass auch bei übermäßiger Erwärmung keine Gegenstände entzündet werden können.“

Was ist die häufigste Brandursache bzw. wodurch entstehen Brände in Häusern und Wohnungen?
Demas Hartmann: Viele Brände entstehen durch menschliches Fehlverhalten und durch Elektrizität.

 

Quelle: https://www.ifs-ev.org/schadenverhuetung/ursachenstatistiken/ursachenstatistik-brandschaeden-2022/

Wie wichtig sind Rauchmelder?
Demas Hartmann: Lebenswichtig! Deswegen sind diese Melder seit Dezember 2017 in privaten Wohnungen Pflicht. Je früher ein Brand erkannt wird, desto schneller kann man sich in Sicherheit bringen und die Feuerwehr alarmieren. Bei Mietwohnungen muss der Vermieter diese Geräte installieren, aber der Mieter muss darauf achten, dass der Rauchwarnmelder seine Funktion erfüllen kann. Das Gerät darf zum Beispiel nicht von Möbeln und Pflanzen verdeckt, überstrichen oder überklebt werden.

Wie viele und welche Feuerlöscher sollte man im Haus haben?
Demas Hartmann: In privaten Haushalten, sind Feuerlöscher keine Pflicht. Es empfiehlt sich aber eine vorzuhalten. Es gibt z.B. sehr Löschsprühdosen auf dem Markt die man sich anschaffen kann. Am besten ein Schaumlöscher mit den Brandschutzklassen A, B und F.

Werden Sirenen zur Brandalarmierung noch benötigt?
Demas Hartmann: In Dinkelsbühl direkt werden diese nicht benötigt, da die Feuerwehr Meldeempfänger alarmiert werden. Sonst müsste bei jedem Einsatz der Feuerwehr die Sirenen heulen.

Wie viele Feuerwehreinsätze sind es pro Jahr?
Demas Hartmann: In Deutschland rückt die Feuerwehr durchschnittlich über 200.000-mal zu Bränden aus. Das sind pro Tag ca. 550 Brandeinsätze. Die Einsätze der technischen Hilfeleistungen und andere Einsätze nicht mit eingerechnet.

Was ist Ihre Aufgabe bei der Stadt als Brandschutzbeauftragte?

  • Beraterfunktion gegenüber der Amtsleitung im Hinblick des vorbeugenden, abwehrenden und organisatorischen Brandschutzes.
  • Mitwirken beim Beurteilen der Brandgefährdung an Arbeitsplätzen
  • Planung, Organisation und Durchführung von Räumungsübungen
  • Beratung der Abteilungsleiter zum Thema „Brandschutz“
  • Unterstützung bei der Unterweisung der Beschäftigten im Brandschutz
  • Beraten bei der Ausstattung der Arbeitsstätten mit Feuerlöscheinrichtungen und Auswahl der Löschmittel
  • Kontrollieren, dass Flucht- und Rettungspläne, Feuerwehrpläne, Alarmpläne usw. aktuell sind, ggf. Aktualisierung veranlassen und dabei mitwirken
  • Unterstützen der Führungskräfte bei den regelmäßigen Unterweisungen der Beschäftigten im Brandschutz
  • Aus- und Fortbilden von Beschäftigten in der Handhabung von Feuerlöscheinrichtungen sowie von Beschäftigten mit besonderen Aufgaben in einem Brandfall (Brandschutzhelfer gemäß ASR A 2.2)
  • Stellungnahme zu Investitionsentscheidungen, die Belange des Brandschutzes betreffen
  • Überwachen der Benutzbarkeit von Flucht- und Rettungswegen
  • Organisation der Prüfung und Wartung von brandschutztechnischen Einrichtungen

Was sind Ihre weitere Aufgabe in Verbindung mit dem Brandschutz?
Demas Hartmann: Eine weitere Aufgabe bei der Stadt in Bezug auf den Brandschutz ist, Feuerbeschauen durchzuführen.
Die Stadt Dinkelsbühl ist gemäß der „Verordnung über die Feuerbeschau“ (FBV) verpflichtet, regelmäßige Brandschutzbegehungen (Feuerbeschau) durchzuführen. Die Feuerbeschau ist eine Maßnahme des vorbeugenden Brandschutzes, die der Verhütung von Brandgefahren für Leben, Gesundheit, Eigentum oder Besitz dient. Nach § 2 der FBV erstreckt sich die Feuerbeschau auf Gebäude, insbesondere Sonderbauten nach Art. 2 Abs. 4 der Bayerischen Bauordnung.

Wir bedanken uns bei Herrn Hartmann für das nette und ausführliche Gespräch und hoffen, dass die Stadt Dinkelsbühl und die Bürger vor weiteren Bränden verschont bleiben.