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Belgischer Comic beschäftigt sich mit Kaspar Hauser

Kaspar Hauser wurde in eigenem Comic verewigt

©Proost – Verhast – Criva

Uns hat eine sehr außergewöhnliche Anfrage aus Belgien via Facebook erreicht. Ein belgischer Comic Zeichner hat sich mit seinem Team mit der Ansbacher Persönlichkeit ‚Kaspar Hauser‘ auseinandergesetzt. Aber auf eine besondere Art und Weise.

Kaspar Hauser: in the eye of the storm“ ist das neuste Projekt des Comic Buch Künstlers Bart Proost (Drawings), Verhast (Stijn Verhaeghe – Scenario) und Criva (Chris Van Brussel – Colouring).

Das Comic Buch wird am 18./19. Mai 2019 auf dem „Internationalen Comic Buch Festival“ in Eindhoven (NL) veröffentlicht. Das Buch besteht aus 60 Seiten und ist in Farbe gestaltet. Es erzählt die bemerkenswerte Geschichte dieses mysteriösen Kindes, das in außergewöhnlichsten Umständen lebte und starb. Kaspar Hauser war das Rätsel seiner Zeit …
Im Anhang können einige Kunstwerke gesehen werden.

This book will offer readers a unique perspective in the historical 19th century ‚celebrety‘ Kaspar Hauser, bette known as ‚The Cild of Europe‘.

*Bart Proost*

©Proost – Verhast – Criva

Da Kaspar Hauser aber seine Geschichte in Deutschland, besser gesagt bei uns in Ansbach hat, möchten die Macher diesen Comic in deutscher Sprache übersetzen. Hierzu haben sie sich an uns gewandt, um einen Aufruf zu startet. Das Team sucht tatkräftige und professionelle Unterstützung, um den Comic zu übersetzen UND ihn in Deutschland zu vertreiben.

Der Kontakt sollte auf englisch stattfinden:
Bart Proost
Slinkerstraat 38
3920 Lommel, België
GSM: 0494372419
E-Mail
Internetauftritt Facebook

Bart Proost erklärte seine Intention zu dem Comic und seine Sicht auf die Geschichte Kaspar Hausers im Folgendem genau:

Kaspar Hauser – Ein zärtlicher Unmensch

Schon bei unserem ersten Arbeitsessen war klar: eine Geschichte über Kaspar Hauser, das sollte es werden!

Kaspar Hauser?

Hauser historisch. Kaspar Hauser ist im niederländischsprachigen Raum vielleicht nicht so bekannt, aber umso mehr in Deutschland und Umgebung. Seine Person bekommt noch immer eine große (digitale) Menge Aufmerksamkeit. Wenn Sie zum Beispiel seinen Namen bei Google eintippen, erhalten Sie „etwa 1.010.000 Ergebnisse in 0,59 Sekunden“ über Kaspar Hauser. Es gibt daneben auch unzählige Gedichte, Lieder, Bücher, Essays, Geschichtsstudien, Spielfilme und sogar ein ihm gewidmetes Plattenlabel.

©Proost – Verhast – Criva

Ein weiteres Beispiel für den Eindruck, der Kaspars kurzes Leben in der Öffentlichkeit noch immer hinterlässt, findet sich an der University of Hertfordshire. Dort entwickelten Wissenschaftler einen Sozialroboter, der Kindern mit Autismus den Zugang zu ihrer Umwelt ermöglicht. Und in Bezug auf das deutsche Findelkind wählten die Konstrukteure des Roboters den Namen Kaspar.

Es bedarf also nicht viel Mühe, um hoffnungsvolle (widersprüchliche oder nicht widersprüchliche) Daten über Kaspar Hauser zu finden. In dieser Fülle von Informationen erschien es uns –als Comicmacher- nicht interessant, uns darauf zu konzentrieren, wer Kaspar „echt“ war. Unsere Geschichte ist kein Versuch, den historischen Kaspar Hauser durch eine kritische Abwägung der verfügbaren Quellen zu rekonstruieren. Was aber historisch sicher ist und auch als Ausgangspunkt für unsere Geschichte dient ist, dass 1828 ein vernachlässigter und etwa 16-jähriger Junge in den Straßen Nürnbergs auftauchte. Er konnte kaum sprechen, bewegte seine Füße, ohne zu gehen und verstand kaum etwas. Es stellte sich heraus, dass er etwa die letzten dreizehn Jahre seines Lebens in einer dunklen Höhle verbracht hatte, ohne jeglichen Kontakt mit der Außenwelt.

Das klingt ziemlich mysteriös, ist aber nur der Anfang von Kaspars speziellem „öffentlichen“ Leben…..

Das Kasparkomplott
©Proost – Verhast – Criva

Ein Großteil der Aufmerksamkeit um Kaspar Hauser richtet sich auf politische Verschwörungstheorien. Wer befahl die Ermordung von Kaspar? Welche Rolle spielte seine (adlige) Abstammung dabei? Warum wurde Kaspar ermordet? … Obwohl diese Theorien recht interessant sind, stellte sich bei unseren weiteren kreativen Arbeitsessen heraus, dass wir nicht wirklich nach Antworten auf diese Fragen suchten. Es wurde deutlich, dass wir den historischen Rahmen um die Figur von Kaspars Person hauptsächlich als ‚Garderobenständer‘ nutzen wollten, um mit unserer Geschichte etwas anderes zu erzählen.

Was uns an Kaspar Hauser fasziniert, ist seine tragische Menschlichkeit. Obwohl er in seinen ersten Jahren menschlichem Kontakt ausgesetzt war, beraubte seine spätere Isolation Kaspar von vielen Dingen: seiner Sprache, seiner Vergangenheit, seiner Sexualität, seinen zwischenmenschlichen Fähigkeiten, seinem kulturellen und sozialen Hintergrund…. Aber vielleicht gab dies Kaspar auch etwas Einzigartiges. Durch seine tragische Vergangenheit konnte er die Welt vielleicht aus einer Art „view from nowhere‘ betrachten. Vielleicht besaß Kaspar dadurch einen “Blick aus dem Nichts“, aus dem man Kultur und Gesellschaft sehen kann, ohne Teil davon zu sein.

©Proost – Verhast – Criva

Wie wäre es, wenn man seine Mitmenschen und ihre Aktivitäten aus diesem Gesichtspunkt sehen kann und muss? Fühlst du dich immer noch in der Welt zu Hause, wenn du nicht richtig reden oder lügen kannst? Kannst du dich ein Mensch fühlen, wenn du keinen Humor oder Sinn für Zeit und Vergänglichkeit hast? Bist du ein Unmensch, wenn du keine Vorstellung von sozialen Konventionen, Wissenschaft, Religion oder der Abstraktion im Allgemeinen hast? Das sind die Fragen über Kaspar Hauser, die uns beschäftigt haben und die wir in unserem Comicbuch behandeln wollten.

Ludwig Feuerbach?

Bei diesem Ansatz war es fast unvermeidlich, dass Kaspar auf Ludwig Feuerbach traf. Ob sich die beiden tatsächlich trafen – durch Ludwigs Vater und Kaspars Beschützer Anselm – ist fraglich, aber nicht ganz unmöglich. Und weil die historische Korrektheit nicht im Mittelpunkt unserer Geschichte stand, haben wir nicht gezögert, ein Treffen zwischen dem Denker und dem Findelkind zu organisieren. Aber wer ist Ludwig Feuerbach noch mal?

Um die Bedeutung von der Figur Ludwig Feuerbach zu verdeutlichen, möchte ich eine kurze – stark vereinfachte und äußerst unvollständige – Erklärung des Denkens im 19. Jahrhundert geben.

©Proost – Verhast – Criva

Ludwig Feuerbach war ein Philosoph, der zusammen mit unter anderem Karl Marx von Georg W.F. Hegel, der Leitfigur der als „deutscher Idealismus“ bekannten Bewegung, beeinflusst wurde. Diese Bewegung geht davon aus, dass alle Veränderungen in der materiellen Welt aus Ideen entstehen, die im (menschlichen oder nichtmenschlichen) Geist entstehen. Also zuerst das Abstrakte und dann das Konkrete.

Doch die sogenannten Junghegelianer wie Marx und Feuerbach kehrten die idealistische Idee um. Ihrer Meinung nach sind es die konkreten materiellen Umstände, die den Geist bestimmen. Während das Marxsche Denken sich auf die Ökonomie konzentrierte, untersuchte Feuerbach die soziologische und psychologische Macht der Religion.

Feuerbach kam zu dem Schluss, dass es nicht ein ewiger und universeller Gott ist, der den Menschen geschaffen hat, sondern dass der Mensch, auf einer verzweifelten Suche nach Sinn und Sicherheit in einer materiell instabilen Welt einen guten, ewigen und universellen Gott kreiert hat. Könnte Ludwig Feuerbach in Kaspar Hauser, der keine metaphysischen Ideen hatte, sich aber leidenschaftlich sehnte nach einem Vater und nach einem Ort, an dem er zu Hause sein konnte, eine Inspiration für sein Denken gefunden haben?

Du?
©Proost – Verhast – Criva

Es gibt also einiges an Denken und Ideen hinter unserer Geschichte und vielleicht kann die Spekulation um Feuerbach für einige eine ‚Dopamin Dusche‘ auslösen, aber am Ende ist das nicht das Wesen oder das Endziel unserer Geschichte. Natürlich würden wir uns freuen, wenn unser Comic Ihr Interesse an Kaspar Hauser oder Ludwig Feuerbach weckt, aber eigentlich möchten wir, dass Sie von unserer Geschichte berührt werden. Eigentlich möchten wir, dass Sie als Leser mit unserem Kaspar Hauser, dem hilflosesten und zärtlichsten Unmenschen, der die Welt nie wirklich gekannt hat, auf eine unmögliche menschliche Weise mitfühlen.

Stijn Verhaeghe (Bart Proost & Chris Van Brussel)