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Ausbildungsmarkt bleibt „Bewerbermarkt“

Pressegespräch der Agentur für Arbeit zum Ausbildungsmarkt 2018/19 bei der Firma Rommelsbacher Elektro Hausgeräte GmbH in Dinkelsbühl

Auch im Berichtsjahr 2018/19 präsentiert sich der Ausbildungsmarkt als „Bewerbermarkt“, was bedeutet, dass sich flexible Jugendliche ihren Ausbildungsbetrieb aussuchen können, da es seit dem Ausbildungsjahr 2011/12 mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gibt.

Wolfgang Langer, der stellvertretende Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg, beschreibt die Situation: „Ich freue mich sehr über die hohe Ausbildungsbereitschaft der regionalen Betriebe, denn mit einer guten beruflichen Qualifizierung ist für junge Menschen der Grundstein für eine spätere, erfolgreiche Berufsbiografie gelegt. Allerdings wird es für die Betriebe immer schwieriger, ihre angebotenen Ausbildungsstellen auch besetzen zu können. Sie müssen deshalb alle Möglichkeiten ausschöpfen, für ihr Unternehmen und ihre Ausbildungsplätze zu werben.“

Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz für spätentschlossene Jugendliche

Wie groß die Herausforderung ist, passende Azubis zu finden, zeigt eine Zahl besonders: Von den 4.385 für 2019 gemeldeten Ausbildungsstellen waren Ende September mit 580 noch 13,2% unbesetzt. Zehn Jahre zuvor blieben dagegen mit 50 Stellen nur 1,7 Prozent der damals 2.944 gemeldeten Ausbildungsplätze frei. Die Zahl der insgesamt gemeldeten Ausbildungsplätze stieg damit um fast ein Drittel, im Verhältnis dazu blieben aber zehnmal mehr Stellen unbesetzt. „Jede unbesetzte Ausbildungsstelle von heute bedeutet eine fehlende Fachkraft von morgen. Eine duale Ausbildung sollte für Schulabgänger wieder eine echte Alternative zu einem Studium werden, denn die Aussicht auf eine Übernahme nach der Lehrzeit und die Chance auf eine gute berufliche Weiterbildung zum Techniker oder Meister sind momentan sehr gut.“, resümiert Langer. Spätentschlossene Jugendliche haben mit entsprechender Flexibilität auch zum jetzigen Zeitpunkt noch gute Chancen, bis zum Jahresende in das laufende Ausbildungsjahr einzusteigen.

Zahl der unversorgten Bewerber auf sehr niedrigem Niveau

Die Zahl der gemeldeten Bewerber sank von 3.746 im Berichtsjahr 2008/2009 um fast 17 Prozent auf 3.116 im Berichtsjahr 2018/2019. Grund dafür ist die geringer werdende Schulabsolventenzahl. Außerdem nehmen bei einem Überangebot an Ausbildungsstellen die Jugendlichen die Ausbildungsvermittlung weniger früh in Anspruch. Die Zahl der unversorgten Bewerber für eine Ausbildungsstelle hat sich im gleichen Zeitraum aufgrund des guten Stellenangebots und der wachsenden Kompromissbereitschaft der Ausbildungsbetriebe auf ein sehr niedriges Niveau reduziert. Zum Berichtsjahresende waren im Agenturbezirk AnsbachWeißenburg nur noch 20 Bewerber unversorgt.

1,4 Ausbildungsstellen pro Bewerber

Den 4.385 gemeldeten Ausbildungsstellen standen 3.116 Jugendliche gegenüber, die sich in der Zeit von Oktober 2018 bis September 2019 bei der Berufsberatung als Ausbildungsbewerber registrieren ließen. Damit blieb es bei einem Stellenüberhang, jedem Bewerber standen rein rechnerisch 1,4 Ausbildungsstellen zur Verfügung. Im Berichtsjahr 2017/2018 waren es „nur“ 1,2 Lehrstellen auf einen Bewerber, vor zehn Jahren war es dagegen genau anders herum: da standen nur 0,8 Stellen pro Bewerber zur Verfügung.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Größere Industriebetriebe mit einer eigenen Ausbildungsabteilung haben es leichter als kleinere Firmen, wie sie vor allem im Handwerk dominieren. Ganz entscheidend ist auch der Standort. Betriebe, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar sind, erhalten oft nur sehr wenige Bewerbungen. Die perfekte Nachwuchskraft ist für Betriebe immer schwerer zu finden. Langer wünscht sich deshalb, dass mehr Betriebe bei der Auswahl ihrer Azubis Kompromisse eingehen und auch „schwächeren“ Jugendlichen eine Chance geben. „Manchmal zeigen sich Talente erst in der Praxis“. Bei Schwierigkeiten in der Berufsschule hilft die Agentur für Arbeit mit ausbildungsbegleitenden Hilfen (Nachhilfe und sozialpädagogische Betreuung) oder assistierter Ausbildung, bei Bedarf von Anfang an. „Die Unternehmen sollten diese Leistungen in Anspruch nehmen“, appelliert Langer an die Betriebe. Die Erfahrung zeigt, dass auch schwächeren Jugendlichen mit dieser Unterstützung der Ausbildungsabschluss deutlich besser gelingt.

Mit 1.630 gemeldeter Ausbildungsstellen entfiel der größte Teil auf das verarbeitende Gewerbe. 151 (9,3 %) davon sind bislang noch unbesetzt. Der Handel meldete seit Beginn des Berichtsjahres 832 Ausbildungsplätze, von denen 102 (12,3 %) noch nicht besetzt werden konnten. Im Baugewerbe sind von den insgesamt 599 gemeldeten Stellen noch 107 (12,9 %) frei, im Gastgewerbe von 273 Stellen noch 78 (28,6 %) und im Gesundheits- und Sozialwesen sind von 228 Stellen noch 32 (14,0 %) unbesetzt. Darüber hinaus standen in fast allen anderen Branchen zum Ende des Berichtsjahres ebenfalls noch freie Ausbildungsstellen zur Verfügung.

Die Berufswünsche der Jugendlichen passen nicht immer zum Angebot

Gut 40 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber konzentrieren sich dagegen bei ihrer Berufswahl auf die sogenannten „Top 10 der Ausbildungsberufe“. So ist bei den Mädchen vor allem der Wunsch nach einer Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement, Industriekauffrau oder Medizinische Fachangestellte vorrangig, bei den Jungs die Berufe Industriemechaniker, KFZ-Mechatroniker und Industriekaufmann. Leider passen die Berufswünsche der Jugendlichen damit nicht immer zum Angebot der Ausbildungsbetriebe. Nach wie vor haben viele Jugendliche bei der Berufswahl nur eine kleine Palette der über 800 betrieblichen Ausbildungsberufe auf dem Schirm. „Ein Gespräch zur beruflichen Orientierung in der Berufsberatung oder ein Besuch im Berufsinformationszentrum (BIZ) kann den Jugendlichen dabei helfen, sich zu öffnen und neue Perspektiven für sich zu finden.“, empfiehlt Langer. Darüber hinaus empfiehlt er, sich über die vielen guten Online-Angebote der Arbeitsagentur über mögliche Alternativen zu informieren: „Das Selbsterkundungstool (SET) bietet den Absolventen aller Schulrichtungen eine gute und informative Möglichkeit, sich über eigene Stärken und Interessen klar zu werden und dazu passende Berufe zu finden“.

Jahrespressegespräch zum Ausbildungsmarkt bei der Firma ROMMELSBACHER ElektroHausgeräte GmbH in Dinkelsbühl

Für die diesjährige Jahrespressekonferenz zum Ausbildungsmarkt 2018/2019 hat sich die Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg mit der Firma ROMMELSBACHER ElektroHausgeräte GmbH in Dinkelsbühl einen Betrieb ausgesucht, der einen dieser eher unbekannten Ausbildungsberufe anbietet. Die 1928 in Stuttgart gegründete Firma, die seit 1945 in Dinkelsbühl ansässig ist, bildet bereits seit vielen Jahren Industriekaufleute und Werkzeugmechaniker aus. Bereits im letzten Jahr bot der Technische Leiter, Benjamin Blumenstock, zusätzlich einen Ausbildungsplatz zum/zur Produktionstechnologen/-technologin an. „Leider bekamen wir dafür nur in sehr geringem Umfang Bewerbungen. Der Beruf ist zwar nicht neu, den Jugendlichen aber leider völlig unbekannt. Dabei handelt es sich hier um einen sehr anspruchsvollen Ausbildungsberuf, der die Schnittstelle zwischen dem Büro/der Planung und der Produktion darstellt. In diesem Beruf ist sowohl das analytisch-wirtschaftliche, das kreative aber auch das technische Knowhow gefragt. Projektmanagement, Erstellung von Prototypen und Prozessoptimierung gehören genauso dazu wie die Kommunikation mit Kunden und Dienstleistern.“, beschreibt er das Aufgabenspektrum des Berufes.

Für Willi Klenk, den Geschäftsführer der Firma Rommelsbacher, ist Ausbildung gleichermaßen eine Investition in die Zukunft des Unternehmens und in die Zukunft von jungen Menschen: „Als Ausbildungsbetrieb wollen wir unseren Azubis die bestmögliche Ausbildung zukommen lassen. Anschließend bieten wir einen zukunftssicheren Arbeitsplatz in einem Betrieb, in der Wertschätzung und Teamgeist großgeschrieben werden.“ Klenk legt großen Wert auf eigenverantwortliches Denken und Handeln, was für ihn mit dem Einhalten hoher Qualitätsstandards einhergeht. Speziell für die Ausbildung zum/r Produktionstechnologen/technologin erwartet die Firma mindestens einen sehr guten Realschulabschluss. „Besser wäre noch das Abitur mit guten Leistungen in Mathe, Deutsch, Englisch sowie in naturwissenschaftlichen Fächern.“, so Klenk.

Die Tendenz zum höheren Schulabschluss setzt sich fort

Das Anforderungsniveau an den schulischen Abschluss der Bewerber ist nicht nur bei der Firma Rommelsbacher hoch. Insgesamt zeigt sich auf dem Ausbildungsstellenmarkt der Wunsch der Betriebe, möglichst Nachwuchskräfte mit mindestens Realschulabschluss zu bekommen. Begründet wird dies mit den ständig wachsenden Anforderungen in der Berufsschule und dem anspruchsvollen Niveau vieler Lehrpläne. Von den bei der Arbeitsagentur gemeldeten 3.116 Bewerbern um eine Ausbildungsstelle haben 45,5 Prozent (VJ 44,2 %) den Realschulabschluss, gefolgt von 32,5 Prozent (VJ 34,6 %) der Jugendlichen mit Mittelschulabschluss. 9,1 Prozent (VJ 8,4 %) verfügen über Fachhochschulreife und 8,4 Prozent (VJ 8,6 %) über die Allgemeine Hochschulreife. Der Anteil der Bewerber ohne Hauptschulabschluss liegt bei 0,8 Prozent (VJ 0,7 %). Der Anteil derjenigen, die Mittlere Reife oder mehr anstreben, ist damit erneut angestiegen, und zwar von 61,2 Prozent im Vorjahr auf jetzt 62,9 Prozent.

Knapp zwei Drittel aller Bewerber münden in eine Berufsausbildung ein

2.027– das sind knapp zwei Drittel – der 3.116 gemeldeten Bewerber mündeten 2019 in eine Berufsausbildung ein. Rund 490 Personen gehen weiter zur Schule oder beginnen ein Studium. 171 Personen nahmen eine Erwerbstätigkeit auf und 42 Personen konnten für gemeinnützige Arbeit oder soziale Dienste gewonnen werden. 74 Personen, die bisher keinen Ausbildungsplatz finden konnten, besuchen eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) oder eine Einstiegsqualifizierung (EQ). Beide Maßnahmen sollen die jungen Leute für eine Ausbildung im nächsten Jahr fit machen. 20 Bewerber hatten zum Stichtag 30. September noch keine berufliche Perspektive, zum Teil auch deshalb, weil sie sich erst kurzfristig bei der Berufsberatung meldeten. Hier laufen die Vermittlungsbemühungen weiter mit dem Ziel, bis Jahresende doch noch einen passenden Ausbildungsplatz zu finden.

Ausbildungssituation in der Stadt und den Landkreisen

Stadt Ansbach Im Bereich der Stadt Ansbach standen im Verlauf des Jahres 294 Bewerber insgesamt 576 Ausbildungsstellen gegenüber; das entspricht rund 2 Ausbildungsstellen pro Bewerber. 35 Ausbildungsstellen waren Ende September noch unbesetzt.

Landkreis Ansbach Auch im Landkreis Ansbach gab es mehr Stellen als Bewerber: 1.205 Bewerber und 1.614 Stellen wurden gezählt, also 1,3 Stellen pro Bewerber. 178 Ausbildungsstellen waren Ende September noch unbesetzt.

Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gab es 780 Bewerber und 869 Stellen; das Verhältnis ist mit 1,1 Stellen pro Bewerber fast ausgewogen. 168 Ausbildungsstellen waren Ende September noch unbesetzt.

Landkreis Roth Im Landkreis Roth hatten 837 Bewerber insgesamt 1.326 Stellen zur Auswahl; das sind 1,6 Stellen je Bewerber. 199 Ausbildungsstellen waren Ende September noch unbesetzt.


Hinweis: Die vorgelegten Zahlen bilden ausschließlich die Statistiken der Arbeitsagentur ab. Die Daten beziehen sich nur auf Bewerber, die sich bei der Arbeitsagentur oder den Jobcentern gemeldet haben sowie auf die dort gemeldeten Stellen. Die Zahl der bei den Kammern eingetragenen Ausbildungsverhältnisse liegt erst zum Jahresende vor.

Informationen zu den Bildern:

Wolfgang Langer, stv. Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg (2.v.l.) informierte sich im Rahmen der Jahrespressekonferenz zum Ausbildungsmarkt bei der Firma Rommelsbacher über deren Sortiment und die dort angebotenen Ausbildungsberufe. Mit abgebildet sind (von links) der Geschäftsführer der Firma Rommelsbacher, Herr Willi Klenk, der Technische Leiter Benjamin Blumenstock und der Assistent der Geschäftsleitung Christian Bär. Auf Bild Nummer 2 zusätzlich abgebildet drei Auszubildende der Firma Rommelsbacher.

Fotos: Kerstin Bucka, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg.