Spricht man Doris Hauenstein auf das Thema Phytotherapie an, merkt man schnell: Da ist sie in ihrem Element. Noch mehr in ihrem Element ist sie im eigenen Garten, hier blüht sie richtig auf.
Doris Hauenstein, Apothekerin und Inhaberin der Markgrafen Apotheke, bekennt sich zum Gärtnern: „Die perfekte Entspannung vom anstrengenden Alltag in der Apotheke finde ich in der Gartenarbeit“ – und verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen.
Was liegt also näher, als das Gespräch mit Doris Hauenstein in ihrer grünen Oase, mitten in der wunderbaren Pflanzenwelt zu führen?
Gut gelaunt steht sie am Tor, die Haare locker zum Zopf gebunden, die Füße in Gartenschuhen, die Hände in Arbeitshandschuhen. Die Sonne strahlt mit ihr um die Wette, als sie mich begrüßt. Und mit dem saftigen Grün und all der Natur um uns herum wirkt die Szene fast ein wenig un-natürlich – wie aus dem Journal.
Erde und Pflanzen fühlen, frischen Kräuter-, Blütenduft oder den unverwechselbaren Geruch frisch gemähten Grases einatmen, auf die Geräusche der Natur hören, den Blick auf das Grün genießen…
Die Natur tut einfach gut. Wirklich alle Sinne werden hier aktiviert: Denn keine Erdbeere der Welt schmeckt so gut wie die, die man selbst angepflanzt, gegossen und schließlich geerntet hat.
Natur und Grünanlagen sind, wie Wissenschaftler längst herausgefunden haben, Balsam für Körper und Seele.
Und dann kann so ein Garten neben seiner Eigenschaft als Ort zum Wohlfühlen und Ausspannen auch der Fitness und der Gesundheit dienen. Beim Rasenmähen, Unkrautjäten und Rosenschneiden werden alle Muskelgruppen an Armen und Beinen, Rücken und Bauch beansprucht. Das steigert die Beweglichkeit, trainiert den Kreislauf und stärkt die Knochen. So ist Gärtnern mehr als nur Beschäftigungstherapie.
Unter freiem Himmel bildet unser Körper im Tageslicht außerdem Vitamin D, das Osteoporose, aber auch anderen Krankheiten wie Krebs und Herzproblemen vorbeugt. Der Stoffwechsel wird angekurbelt, das Immunsystem gestärkt, das Diabetesrisiko gesenkt, und die Blutfette werden positiv beeinflusst.
Heilpflanzen aus dem eigenen Garten
Doch nicht nur die Gartenarbeit an sich ist gesund: Auch was im Garten wächst, kann Küche und Hausapotheke geschmack- und sinnvoll bereichern. Leider ist viel von diesem alten Pflanzenwissen über die Jahre verloren gegangen. Die gezielte Anwendung dieser Kräuter und Pflanzen ersparte wohl schon so manchen Arztbesuch. Und außerdem macht es viel Freude, das eigene Essen gesund mit selbstgezogenen Kräutern würzen zu können.
…oder Blumentopf
Wer keinen Garten hat, muss aber nicht traurig sein, denn: Heilkräuter wie Schnittlauch, Basilikum, Petersilie, Rosmarin oder Thymian lassen sich nicht nur im Beet ziehen, sondern auch in Töpfen, Kübeln und Kästen auf der Terrasse oder der Fensterbank in der Küche. Tomaten beispielsweise gedeihen auch prima am Balkongitter. Und auch Radieschen und Minipaprika lassen sich hier problemlos züchten. Wer’s weniger „exotisch“ und klein anfangen mag, dem empfehle ich zumindest Thymian, Rosmarin, Oregano, Salbei, Kamille, Zitronenmelisse, Pfefferminze und Basilikum.
…oder aus der freien Natur
Viele Pflanzen, deren heilsame Wirkung wir kennen, finden sich auch wild wachsend in der freien Natur. „Öfters mal einen Spaziergang machen und mit offenen Augen in die Natur schauen. Den Blick schweifen lassen und gleichzeitig dabei schulen. Es ist überraschend, welche Schätze sich am Wegrandes entdecken lassen.“ Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt bzw. alles gesund, was grün ist, rät die Apothekerin zur Vorsicht: „Wie beim Pilzesammeln besteht hier oftmals Verwechslungsgefahr. So ist es für das ungeübte Auge des Laien oftmals nicht so einfach, die Blätter des Bärlauchs von denen des Maiglöckchens oder der Herbstzeitlosen zu unterscheiden.“
Auf der sicheren Seite: „Viel leichter tut man sich dagegen mit Löwenzahn, Brennnessel, Birke und beispielsweise Holunder.“ (Anmerkung der Redaktion: Den Gegenbeweis trete ich in Kürze an…)
Die Flora…
Aber zurück in Doris‘ Garten: Ich bewundere einige kleine drollige Skulpturen, bis Doris meine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Pflanzen lenkt. Auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder „ah, das kenne ich, das ist doch…“ einwerfe, merke ich schnell: im Prinzip kenne ich nur einen geringen Bruchteil, geschweige denn weiß ich um deren Verwendungszweck bzw. heilende Wirkung.
Ich deute auf etwas, das aussieht wie Brennnessel und frage nach dem Namen. „Brennnessel – die müsstest Du eigentlich kennen.“ Touché!
…und die Fauna: Tiere herzlich willkommen!
„In Heilpflanzensäften steckt die geballte Pflanzenpower und sind super, sei es gegen Infekte, Müdigkeit oder überflüssige Kilos; aber immer vorausgesetzt natürlich, dass keine chemischen Dünger oder giftige Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.“
Und Schädlinge?
„Na klar ist es ärgerlich, wenn die Schnecken dann vor einem den Salat verputzen, aber das ist halt die Natur.“ Und wie aufs Stichwort laufen uns im Garten von Doris drei freilaufende Enten über den Weg: Anatidae (die wissenschaftliche Bezeichnung) Pauli, Susi und Sissi nehmen wenig Notiz von uns, watscheln kurz an den kleinen Weiher mit Goldfischen und dann fort. – Nur Doris und ich schnattern weiter:
Die Anwendungsgebiete
Tees und Heilpflanzensäfte sowie andere Naturheilmittel werden unter anderem bei Erkältungskrankheiten, Störungen des Magen-Darm-Traktes, bei Menstruationsbeschwerden, Hautproblemen, Nervosität und Schlafstörungen eingesetzt. Sie sind in der Regel gut verträglich und helfen auch dabei, Gewicht zu reduzieren bzw. das Idealgewicht zu halten. Eine Kombination aus mehreren Pflanzen bewährt sich vor allem bei der Behandlung funktioneller Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen. Die Wirkstoffe des Löwenzahns beispielsweise entfalten sich besonders im Verdauungstrakt, seine Bitterstoffe fördern die Sekretion der Verdauungsdrüsen und diese regen dann die Harnausscheidung und die Verdauung an.
Saftkuren, bei denen verschiedene Pflanzensäfte miteinander kombiniert werden, verstärken die gesundheitsfördernde Wirkung durch synergistische Effekte. Die Saftkuren lindern körperliche und seelische Beschwerden und helfen zum Beispiel bei Herz-Kreislaufbeschwerden, Gelenksschmerzen, Stress, erhöhtem Cholesterinspiegel und entzündlichen Prozessen im Körper. Allerdings ist es wichtig, bei der Anwendung Geduld und Ausdauer mitzubringen. Die heilende und aufbauende Wirkung der Säfte setzt im Durchschnitt – eine konsequente und regelmäßige Einnahme vorausgesetzt – erst nach einem Zeitraum von mindestens 3 bis 4 Wochen ein.
Da passiert was: Schonend Entsaften – so geht’s
„Um selbst Heilpflanzensäfte herzustellen, braucht man ein wenig Equipment, das aber in den meisten Küchen schon vorhanden sein dürfte. Mit einem elektrischen Entsafter kannst Du ganz einfach leckere und gesunde Säfte zubereiten. Es ist nur wichtig, dass Du darauf achtest, dass der Entsafter möglichst wenige Umdrehungen pro Minute macht. Denn je weniger Umdrehungen er benötigt, umso besser und intensiver schmeckt der Saft und umso mehr der gesunden Wirkstoffe bleiben erhalten.“
In frischen Heilpflanzensäften steckt die geballte Gesundheitskraft der Natur, sie enthalten die Wirkstoffe der Pflanze in unverfälschter Form. Sie versorgen uns unter anderem mit Bitter- und Gerbstoffen, Flavonoiden, ätherischen Ölen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Sie sind frei von Nebenwirkungen und stärken auf natürliche Weise die Selbstheilungskräfte des Körpers.
Gesunde Heilpflanzensäfte werden ohne Zusätze wie Zucker, Alkohol oder Konservierungsstoffen hergestellt und sind daher auch für Kinder und ältere Menschen geeignet. Die Pflanzen für die Säfte sollten aus dem eigenen Garten, aus Bioanbau oder aus kontrollierter Wildsammlung stammen.
Zur nächsten Ente, das nehme ich mir ganz fest vor, muss dann Thymian der Marke Eigenanbau dazu! Gegen die Fleischeslust scheint kein Kraut gewachsen. 😉
Am Ende unseres Rundgangs durch den Garten darf ich mir ein Stück Minze als kleine Erinnerung mitnehmen und hoffe, dass Doris nicht vergisst, mir etwas vom Rucola aufzuheben.
Und weil’s in der Apotheke berufsbedingt ja oft ums Rezept geht, gibt mir Doris dann gleich noch welche mit:
Das Rezept 1: Brennnessel-Löwenzahn-Juice
Man nehme: 15 ml Brennnesselsaft, 15 ml Löwenzahnsaft, 125 ml Bio-Möhre mit Apfel oder Mangosaft und einige junge Löwenzahnblätter
Brennnessel- und Löwenzahnsaft in einem Glas mischen und mit Möhren-Fruchtsaft auffüllen. Mit frischen Löwenzahnblättern garniert genießen. „Dieser erfrischende Saft ist das perfekte Wellnessgetränk zur Stimulierung des Zellstoffwechsels und zur Entgiftung aller wichtigen Ausscheidungsorgane.“ Na dann: Prost! Schwammers obi und ausi!
Das Rezept 2: Gelenke-Saftkur
Rheumatische Erkrankungen wie Arthrose, Arthritis oder Gicht werden durch Einlagerung überschüssiger Stoffwechselendprodukte im Körper ausgelöst. Die Gelenkkur mit Birken-, Brennnessel- und Löwenzahnsaft wirkt auf sanfte Weise entschlackend und leitet Abfallprodukte des Stoffwechsels über die Nieren aus. Bei konsequenter Durchführung gehen Entzündungsreaktionen zurück, Schmerzen lassen nach und die Einnahme starker Schmerzmittel kann reduziert werden. Der Körper wird wieder beweglicher, was sich mehrfach positiv auswirkt. Die Kur sollte mindestens vier, besser acht Wochen dauern, die Säfte werden nicht im wöchentlichen Wechsel getrunken, sondern alle drei Heilpflanzensäfte kommen täglich ins Glas.
Dosierung und Anwendung:
Täglich je 2 x 15 ml Birken- und Brennnesselsaft (morgens und mittags) und 1 x 15 ml Löwenzahnsaft (abends) in je 150 ml Wasser oder Kräutertee einnehmen.
10-15 Minuten vor den Mahlzeiten trinken, für eine vierwöchige Kur werden jeweils ca. 800 ml Birken- und Brennnesselsaft und 400 ml Löwenzahnsaft benötigt.
Das Rezept 3: Guten-Morgen-Trunk
Vier Tomaten, eine Karotte und einen Teelöffel Limettensaft im Mixer pürieren und durch ein feines Sieb in ein Glas passieren. Für die besserer Verwertbarkeit der Carotinoide einen Teelöffel kaltgepresstes Olivenöl hinzufügen. Mit diesem Powercocktail frisch und schwungvoll in den Tag starten und staunen, wie leistungsfähig und entspannt Du sein wirst!