Jugenrat Ansbach: Wir haben keine Flüchtlingskrise, wir haben eine Menschlichkeitskrise
Ansbach, 12.10.2020 – In der Stadtratssitzung am 29. September 2020 wurde der Antrag „sicherer Hafen und Leitbild Integration“ des Jugendrats mehrheitlich abgelehnt. Während die OLA und die Grünen geschlossen dafür stimmten, wurde von Teilen der SPD, Teilen der BAP, Teilen der ÖDP, der CSU, den Freien Wählern und der AfD dagegen gestimmt, dass Ansbach ein „sicherer Hafen“ für Geflüchtete wird und ein Leitbild für kommunale Integrationsarbeit erstellt wird.
Aussage des Jugendrates:
„Wir, die Mitglieder des Ansbacher Jugendrats, akzeptieren das Ergebnis der Abstimmung, bedauern jedoch, wie in der Sitzung mit unserem Antrag, unserer Vorbereitung und unserer Anwesenheit umgegangen wurde. Der Jugendrat hat sehr viel Zeit und Arbeit in den Antrag „Sicherer Hafen und Leitbild Integration“ und zuvor auch in die Unterstützung der Kampagne „#leavenoonebehind“ gesteckt. Daher fanden wir es enttäuschend, dass unser Antrag nach langer Wartezeit auf TOP 6 erst gar nicht besprochen werden sollte und dass dann von zwei Stadtratsmitgliedern mehrfach auf unser Rederecht verwiesen werden musste, bevor unser Jugendratsmitglied Oskar Pöpel den Antrag vorstellen durfte. Für die Zukunft wünschen wir uns einen fairen und respektvollen Umgang mit dem Jugendrat und eine bessere Kommunikation bezüglich der Anträge.
Vergessen möchten wir dennoch nicht die Unterstützung und das Engagement verschiedener Stadtratsmitglieder, ohne die wir womöglich gar nicht zu Wort gekommen wären. Doch viel wichtiger als der Umgang mit uns und unsere Befindlichkeiten diesbezüglich ist doch das Thema „Flucht“, um welches es eigentlich gehen sollte. Teilweise wirkte es so, als spräche man gerade nicht über notleidende Menschen, sondern über Kosten, Verwaltungsaufwand oder weitere Versachlichungen, die wir hier nicht wiederholen möchten. Wir als Jugendrat begrüßen zwar den Beschluss des Stadtrats, Geflüchtete aus Moria in Ansbach aufzunehmen, erachten dies aber als nicht genug.
Dieser Zustand machte uns deutlich: Wir haben keine Flüchtlingskrise – Wir haben eine Menschlichkeitskrise.“
Quelle: Jugendrat Ansbach