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Transparenter Prozess zur Aufarbeitung der Geschichte

Bürger*innen können bei der Aufarbeitung der NS-Geschichte Feuchtwangens aktiv mitwirken

Feuchtwangen, 25. April 2023 – Das Fränkische Museum Feuchtwangen bekennt sich öffentlich zu einer verantwortungsbewussten und umfassenden Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte und der Geschichte der Stadt Feuchtwangen insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus.

Seit den 1980er Jahren und verstärkt seit 2015 setzt sich das Fränkische Museum kritisch und aktiv mit der schwierigen Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinander. In Feuchtwangen fanden am 20. Dezember 1937 furchtbare antisemitische Ausschreitungen statt. Ein Teil des heutigen Fränkischen Museums Feuchtwangen steht auf den Grundmauern der 1938 niedergebrannten Feuchtwanger Synagoge. In einer aktuellen Präsentation stellt das Museum nun seinen derzeitigen Aufarbeitungsstand zur nationalsozialistischen Geschichte eingehend und transparent vor. Alle Interessierten sind eingeladen, aktiv an dem offenen Prozess mitzuwirken.

„Mit unserer Initiative können die Bürgerinnen und Bürger selbst auf mehreren Ebenen an dem Aufarbeitungsprozess teilhaben“, erläuterte Museumsleiterin Dr. Uta Karrer. An einem Ausstellungstisch informieren historische Auszüge aus Zeitungen, Prozessakten und Archivquellen über den aktuellen Stand der Forschung. Versehen sind die Ausschnitte mit originalen Kommentaren der Forschenden, wodurch die Analyseprozesse des Museums nachvollzogen werden können. Die Besucher*innen sind eingeladen, Teil des Aufarbeitungsprozesses zu werden und ihre persönlichen Gedanken und Anmerkungen zu den Archivauszügen hinzuzufügen.

„Außerdem haben wir ein Aufarbeitungsbuch vorbereitet, in dem alle Interessierten ihre persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen, aber auch jedwede Gedanken und Ideen zu unserer offenen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte eintragen können“, schilderte Dr. Karrer. „Wir freuen uns auch, wenn diese Überlegungen per Mail an karrer@fraenkisches-museum.de mitgeteilt werden.“ Schon jetzt sind der Vorsitzende des Vereins für Volkskunst und Volkskunde, erster Bürgermeister Patrick Ruh, und sein Stellvertreter, dritter Bürgermeister Herbert Lindörfer, sehr gespannt, welche neuen Ideen und Impulse sich aus dieser Initiative entwickeln. Je nach Rückmeldungen wollen die Verantwortlichen kurzfristig entscheiden, ob die Präsentation über den Sommer hinaus andauere.

„Die transparente Einsicht in unseren Aufarbeitungsprozess steht beispielhaft für die Offenheit des Volkskunstvereins und des Museums, mit den Betroffenen und allen Interessierten gemeinsam Wege zu gehen, um so einen Beitrag zur Erinnerungskultur zu leisten“, äußerte Ruh. Für Feuchtwangens Bürgermeister gehe es dabei um einen Blick zurück auf die Geschichte, ebenso wie um den Blick in die Zukunft. „Denn das eine geht nicht ohne das andere“, ist Patrick Ruh überzeugt.

Seitdem Dr. Karrer die Leitung des Fränkischen Museums in Feuchtwangen vor rund zwei Jahren übernommen hat, beschäftige sie sich intensiv mit der Thematik der Aufarbeitung und führe so die Arbeit ihrer Vorgängerin Dr. Susanne Klemm fort. Durch Ausstellungen, Forschung in Archiven, musealen Sammlungen und Kooperationen widmet sich das Museum beständig der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte. „Das Museum steht kontinuierlich im persönlichen Austausch mit Nachfahren jüdischer und vertriebener Feuchtwangerinnen und Feuchtwanger sowie engagierten Bürgerinnen und Bürgern vor Ort“, berichtete die Museumsleiterin. Die Gespräche verlaufen laut Dr. Karrer auf einer guten Vertrauensbasis und stellen einen wichtigen Teil des Aufarbeitungsprozesses dar.

Bereits 2016 und 2021 informierte das Museum im Rahmen von zwei Sonderausstellungen öffentlich über die jüdische Kulturgeschichte und jüdische Gemeinde in Feuchtwangen. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Franken ist für den kommenden Herbst eine weitere Sonderschau zu jüdischen Glanzbildern geplant. Außerdem werden nach rund einjähriger Planung voraussichtlich Ende Mai mehrere Stolpersteine in Feuchtwangen verlegt. Dazu betonten Ruh und Lindörfer, dass der Verein und das Museum derzeit intensiv daran arbeiten, die bestehende Dauerausstellung in den kommenden Jahren mit einem neuen Konzept zeitgemäß und zukunftsfähig umzugestalten. „Das jüdische Leben in Feuchtwangen wollen wir dann auf jeden Fall als sichtbaren Teil unserer Geschichte in die neue Dauerausstellung aufnehmen“, erklärte Lindörfer.

Quelle: Pressemitteilung, Stadt Feuchtwangen

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