
„Rahel“ fesselt und beeindruckt in Feuchtwangen
Anspruchsvolles Theater in der Nixel-Scheune

Willkommen in der legendären Berliner Dachstube von Rahel Levin, später Varnhagen (gespielt von Anette Daugardt). Hier finden um 1800 ihre berühmten Salons statt – und das Feuchtwanger Publikum ist hautnah dabei. August Varnhagen (Uwe Neumann) nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in den Hotspot des gesellschaftlichen Lebens: „Kommen Sie!“, sagt er, „folgen Sie mir.“. Und das tut das Publikum gern, denn diese Rahel ist in der Tat eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Wenn Anette Daugardt als Rahel auf der Bühne steht, kann man sich gut vorstellen, wie sie gewesen ist – dieses „Fräulein Levin“, diese „geistreichste Frau des Universums“, wie Heinrich Heine sie beschrieb.

Sie hat rund 6000 Briefe geschrieben. Mit 268 Personen. Das ist ihr Vermächtnis. Aus dieser umfangreichen Korrespondenz haben Anette Daugardt und Uwe Neumann ein Stück gemacht, in dem aus den Briefen Dialoge und Szenen werden – die zum Teil sehr berühmten historischen Persönlichkeiten, wie Johann Wolfgang von Goethe, wie Wilhelm von Humboldt und Clemens Brentano werden auf der Bühne in der sehr stimmungsvoll beleuchteten Nixel-Scheune lebendig (alle Gesprächspartner verkörpert Uwe Neumann). Man hört sie mit Rahel sprechen, mit ihr streiten und diskutieren. Die sehr kluge Rahel steht dabei immer im Mittelpunkt. Ihre Sätze sind ikonisch und prägnant, wenn sie beispielsweise auf die Frage „Was machen Sie?“ antwortet mit: „Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen.“ Rahel Varnhagen fesselt alle, vereint alle Aufmerksamkeit auf sich, ist faszinierend und interessant – für die Menschen ihrer Zeit, egal ob Bewunderer oder Kritiker, und für das Publikum von heute.
Bis zum 5. Juli ist das Stück über die historische Rahel Varnhagen in der Nixel-Scheune zu sehen. Karten gibt es unter 09852 90444 und auf www.kreuzgangspiele.de