„Ein Momentensammler mit Stift und Farbe“ – Urban Sketcher Thomas Jungkunz über seine Kunst
Der Ansbacher Künstler Thomas Jungkunz gehört zu den Urban Sketchern – Künstlern, die ihre Umgebung direkt vor Ort festhalten. Im Interview berichtet er, wie ihn das Skizzieren auf Reisen und in seiner Heimatstadt begleitet, warum er sich als „Momentensammler“ versteht und welche Begegnungen ihm beim Zeichnen besonders wichtig sind.
Fränkischer: „Was inspiriert dich denn dazu, deine Kunst zu machen?“
Jungkunz: „Mich inspiriert es schon, selbst beschäftigt zu sein, also Zeit auszufüllen. Auch was zu schaffen, wo ich denke, daran haben andere Freude. Ich merke es oft, wenn ich was kritzel. Manche sagen: „Kann ich das haben oder mal doch mal ein Auto, ein Haus, oder ein Kinderportrait.“ Aber wiederum, wenn ich irgendwo in Ansbach rumlaufe oder durch eine fremde Stadt, dann erfasse ich Blickwinkel und möchte sie dann abbilden.“
Fränkischer: „Wie verändert sich denn dein Blick auf Ansbach oder andere Städte durch das Zeichnen?“
Jungkunz: „Wenn was für mich pittoresk abbildenswert erscheint, wie beim Fotografen, dann drücke ich ab und fange an zu zeichnen. Ich habe dann immer kleines Werkzeug dabei. Das ist minimalistisch und passt ins Täschchen rein. Da ist ein Füller drin, ein Farbkasten, Pinsel und alles, was man so braucht. Ein Stück Papier findet sich auch und dann geht es los“
Fränkischer: „Wie genau gehst du denn beim Zeichnen und Skizzieren vor?“
Jungkunz: „Recht unterschiedlich. Ich bin von der Technik sehr offen. Meistens brauche ich eine Linie, eine Kontur, um das architektonische Gerüst einzufangen. Und dann geht es mit Farben ein bisschen dahin, um auch die Oberflächlichkeiten zu kaschieren. Die Farbe verzeiht dann viel oder verknittert manches oder bringt auch manches erst zusammen. Das hängt aber davon ab, wie gut mir die Zeichnung grundsätzlich gelingt. Wenn viel Zeit ist, dann kann ich intensiver arbeiten. Das geht bloß oft nicht im Vorbeigehen, oder in einem kurzen Verweilen.“
Fränkischer: „Wenn dich jemand fragt – was machst du genau als Urban Sketcher, was würdest du dann antworten?“
Jungkunz: „Also Momente einfangen, wie es Werner Schmidbauer singt: „Ein Momentensammler“. Und das sehe ich eigentlich auch so. Ich sammle Momente. Wenn ich Bücher durchblättern, nach Wochen, nach Jahren, dann erzählen mir die Bilder eigentlich die Geschichte von diesem Moment noch einmal.“
Fränkischer: „Sind deine Zeichnungen dann schon fast so eine Art Tagebuch für dich?“
Jungkunz: „Wie ein Journal. Also es ist nicht lückenlos. Tatsächlich muss ich die Zeit haben. Manchmal ist schlechtes Wetter. Dann weicht das Papier auf. Dann lässt man es sein. Oder es ist einfach ein striktes Programm, wo das Zeichnen nicht angebracht ist. Aber grundsätzlich versuche ich, das immer irgendwo zu machen, egal wo ich bin.“
Fränkischer: „Ist das in Ansbach ähnlich, oder gehst du hier dort anders vor?“
Jungkunz: „Also ich habe irgendwo den Anspruch, in Ansbach überall mal gestanden zu haben und in verschiedenen Blickwinkeln, alle möglichen Sehenswürdigkeiten auch festzuhalten.“
Fränkischer: „Gibt es Orte, die du immer wieder zeichnest, oder bleibst du gerne bei einer Zeichnung?“
Jungkunz: „Es gibt schon Motive, die sich wiederholen, aber ich versuche mich schon zu erinnern, wo ich schon mal war. Das geht meistens ganz gut. Trotzdem kommt es auch vor, dass ich in den gleichen Blickwinkel nochmal zeichne. Das ist auch dem Moment geschuldet. Welche Technik verfügbar ist, also was ich dabei habe. Ob es ein großes Buch ist, oder ein kleines Blatt.“
Fränkischer: „Was war dein bislang schönstes Erlebnis beim Skizzieren?“
Jungkunz: „Meistens sind es Leute, die mich ansprechen, auch Fremde, die sagen, was sieht man in der Stadt? Wo schauen Sie hin? Was gefällt Ihnen besonders? Also Gespräche und die Begegnungen. Nur das Zeichnen, isoliert ohne Reflexion, ist nett, aber es ist auch immer schön, wenn man mit anderen Leuten interagieren kann, die sich die Kunst interessieren.“
Fränkischer: „Was möchtest du künstlerisch unbedingt noch ausprobieren?“
Jungkunz: „Ich bin künstlerisch breit aufgestellt. Neben dem Zeichnen und Malen, forme ich auch gerne Skulpturen. Beispielsweise aus den Avocadokernen, die mein Umfeld isst, schnitze ich Figuren oder Fahrzeuge nach.“
Fränkischer: „Was kannst du anstrebenden Künstler*innen mitgeben?“
Jungkunz: „Ich weiß gar nicht, ob ich dazu berechtigt bin, weil ich mich selbst noch auf der Seite der Lernenden sehe. Aber offen sein für Alles, was um einen rum stattfindet, über die Schulter schauen, sich weiterbilden, irgendwann einen eigenen Stil finden und zu dem dann auch stehen.“



