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Dinkelsbühler Händler trotzen Corona

Lokale Konkurrenz für Amazon & Co

Jede Krise hat auch etwas Positives, oft ergibt sich daraus ein Innovationsschub. Dinkelsbühl bekommt so einen Digitalisierungsschub im Einzelhandel, denn so wie der Onlineriese „amazon“ bietet die Stadt einen digitalen Markplatz für seine Unternehmer. Lokale Geschäfte, aber auch Restaurants und Handwerker, könnten ihre Produkte und Dienstleistungen einstellen. Bereits am Samstag sollen die ersten Produkte online sein.

Wenn der Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer derzeit durch seine Stadt geht, ist er frustriert: „Das ist so leblos und frustrierend. Wir können das nicht länger hinnehmen und wollen auch nicht jammern, wie alle anderen, sondern einfach etwas machen.“ Deshalb hat er sich gestern mit Vertretern von Citymarketing, den Händlern und der Stadt in einer kleinen Runde zusammengesetzt – damit schnell und ansteckungsfrei eine Entscheidung fällt. Bereits nach einer Stunde war die Entscheidung gefallen. Die Plattform ist so geplant, dass jeder Händler selbst seine Produkte einstellen kann. „Wichtig war uns, dass das System einfach zu bedienen ist, sowohl vom Nutzer als auch von den Händlern“, erklärt der Oberbürgermeister. Bis auf weiteres wird von Seiten der Stadt auf eine Nutzungsgebühr verzichtet, um die örtlichen Händler zu unterstützen. Zudem sind zwei Mitarbeiter des Verkehrsamts abgestellt, um die Händler zu überzeugen und dann beim Einstellen der Produkte behilflich zu sein. Wenn die Frage groß genug ist, werden auch mehr Mitarbeiter abgestellt. „Am Besten wäre es, wenn alle Firmen Dinkelsbühls auf dem neuen digitalen Marktplatz vertreten wären“, so der Anspruch von Hammer. Ein zuverlässiger Bringdienst kann noch am selben Tag die Waren ausliefern. Gerade im Textilbereich liegt die komplette Sommerkollektion schon bei den Händlern, wegen der Ausgangsbeschränkungen kann sie aber nicht verkauft werden. Zudem ist das Gebiet von Dinkelsbühl recht überschaubar – so ist der schnelle Lieferservice möglich und kann sogar den Onlineriesen schlagen. Neben klassischen Onlineprodukten wie Kleidung oder Sportartikel können etwa auch Restaurants einen Essen-Lieferservice anbieten. Jede Art von regionaler Dienstleistung soll hier Platz finden. Parallel wird mit den regionalen Banken ein Online-Bezahlsystem aufgebaut, um auch hier die regionalen Partner ins Boot zu holen. „Durch die Einführung des digitalen Marktplatzes in Dinkelsbühl sehen wir eine Möglichkeit, die eingebrochenen Umsätze zum Teil wieder zurückzugewinnen. Wenn die Bürger aus unserer Stadt und der Region über das Internet in unseren Betrieben einkaufen, so sichern wir damit Arbeitsplätze und unser aller Zukunft.“

 

Auf der Suche nach einem Motiv für den digitalen Marktplatz in Dinkelsbühl | Foto: Stadt Dinkelsbühl

Weitere unbürokratische Wirtschaftsförderung

Dr. Christoph Hammer hat noch weitere Ideen, um der regionalen Wirtschaft positive Impulse zu geben. So verzichtet die Stadt im kompletten Jahr auf die Sondernutzungsgebühren, beispielsweise für Baustellen oder Außenbestuhlung. Auch auf die Fremdenverkehrsabgabe würde der Oberbürgermeister am liebsten verzichten, doch das soll der neue Stadtrat entscheiden. Zurzeit wird sie jedenfalls nicht erhoben. Bei der Gewerbesteuervorauszahlung will sich Hammer ebenfalls großzügig zeigen, eine kurze Mitteilung mit dem Verweis auf Corona würde reichen, um eine Stundung zu bekommen. „Wir müssen jetzt die Liquidität der Unternehmen erhalten“, ist er überzeugt.

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