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Der fränkische Bill Gates


Die Hans Henglein und Sohn GmbH ist Spezialist für Kloßteige, Spätzle und Schupfnudeln – das Unternehmen vergrößert seine Produktion um 25 Prozent. Unternehmerische Erfolgsgeschichten scheinen in der Garage zu beginnen: So wie schon Bill Gates hat auch Hans Henglein seinen Siegeszug von jenem Gebäude aus angetreten – und zwar mit dem Inbegriff der fränkischen Küche: Kartoffelklöße. Der Kloßteig dazu kommt zum größten Teil aus Wassermungenau im Landkreis Roth. Mit diesem Nischenprodukt begann der Aufstieg; heute beliefert das Unternehmen 27 Länder in Europa.

Begonnen hatte alles 1936 als Fuhrunternehmen und Eierhandlung. 1960 erweiterte Hans Henglein um eine Kartoffelhandlung. Der große Durchbruch kam dann mit dem Kloßteig. 1985 begann die Produktion
in einer Garage, doch schon im ersten Jahr der Kloßproduktion verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl auf 12. Seit dieser Zeit geht es kontinuierlich bergauf; heute sind es 380 Mitarbeiter in Mittelfranken und 1.000 in der gesamten Unternehmensgruppe. Heute steht die größte Erweiterung der Firmengeschichte an. In Wassermungenau, mit 32.000 m2 der größere der beiden Standorte und zugleich Sitz der Verwaltung, wird um rund 25 Prozent vergrößert. Der Rohbau steht bereits, denn Anfang 2018 soll die Produktion starten. Wenn alles fertig ist, können hier rund 250 neue Arbeitsplätze entstehen.

65.000 Tonnen Kartoffel- und Teigprodukte werden hier jährlich verarbeitet, hinzu kommen weitere 55.000 Tonnen Backteige und Hefewaren am zweiten Standort Klosterhäseler in Sachsen-
Anhalt. Die ehemalige Pommes-Frites-Fabrik im Kreis Naumburg hatte Henglein bereits 1995 übernommen. Diese Fabrik hat sich auf Böhmische Knödel, Pizza- und Blätterteige spezialisiert. Insgesamt werden 250 Millionen Packungen produziert, dafür werden 50.000 Tonnen Kartoffeln und 30.000 Tonnen Weizen pro Jahr verarbeitet. Allein die verarbeiteten Kartoffeln wachsen auf einer Fläche, die so groß wie 2.500 Fußballfelder ist. In Wassermungenau kommen die Kartoffeln aus der gesamten Region, aus Nördlingen und Donau-Ries. Bei der Anlieferung werden sie kontrolliert und nach Qualität abgerechnet. Dann werden die Kartoffeln bei grünem Licht und, je nach Außentemperatur, mit Kühlung eingelagert. Das grüne Licht verhindert, dass die Kartoffeln keimen. Da Kloßteig ein frisches Kühlprodukt ist, das nur rund 28 Tage hält, wird ständig frisch produziert. Der Betrieb ist nach dem „International Food Standard“ zertifiziert und hat ein ausgefeiltes Qualitätsmanagementsystem. Die Kartoffeln werden gewaschen, geschält und gewürfelt – ständig von Mitarbeitern kontrolliert. Aus den Würfeln entsteht dann der Kloßteig, der abgefüllt und dann mit einem der 29 eigenen Kühl-LKW europaweit ausgeliefert wird. „Wenn ein Kunde anruft, hat er innerhalb von 48 Stunden frische Ware“, so Geschäftsführer Eckhard Voth.

In der Kloßteigfabrik werden die Kartoffeln erst gewaschen und dann gewürfelt. Bevor die gewürfelten Kartoffeln weiter verarbeitet werden, kontrollieren Mitarbeiter, ob noch faule Stücke darunter sind und sortieren diese aus.

Keine Tiefkühl-Fertigprodukte
Mit dem Kloßteig hat das Unternehmen eine Nische kontinuierlich ausgebaut und erweitert. Inzwischen produziert das Unternehmen auch Pizzateig, Blätterteig, Schupfnudeln oder Eierspätzle. Besonders der Bereich der frischen Backteige ist momentan der Wachstumstreiber für den Hersteller. Dieser ergänzt das klassische Kartoffelsortiment und ist zudem weniger saisonal geprägt. Henglein setzt auf deutsche Traditionsprodukte und schafft es, zwar langsam, aber kontinuierlich Produkte am Markt zu platzieren. Dazu gehört ein ausgeklügeltes Marketingsystem: Es gibt kostenlose Rezepthefte mit modernen Kochideen, die über die Firmenhomepage bestellt werden können. Hier gibt es neben Rezepten auch aktuelle Themen, Besucher: 50.000 im Monat. Zudem gibt es eine Kooperation mit www.chefkoch.de, die erfolgreichste Internetplattform fürs Kochen hat pro Jahr 160 Millionen Besucher. Hinzu kommt Public Relations in über 300 Food- und Lifestyle-Magazinen, das bringt rund 266 Millionen Verbraucherkontakte pro Jahr. Unterstützt wird der Vertrieb mit rund 5.000 Verkostungstagen im Handel. Der Geschäftsführer sieht Henglein nicht als Anbieter von Fertigprodukten. „Es wird weniger aufwendig gekocht; trotzdem wollen die Konsumenten bis zu einem gewissen Grad selbst kochen“, stellt Voth fest. „Wir sind die Helfer für die Küche und nehmen den lästigen Teil der Arbeit ab, das Kreative liegt bei den Kunden.“ Tiefkühl-Fertigprodukte waren nie ein Thema für das fränkische Feinkost-Unternehmen. Entsprechend ist die Zielgruppe auch nicht die Singlehaushalte, sondern Familien, bei denen Kochen nicht länger als eine halbe Stunde dauern soll.

Qualitätskontrolle bei Henglein

Heute ist Henglein Weltmarktführer im Bereich Kloßteig. „Das ist nicht schwer“, meint Geschäftsführer Eckhard Voth schmunzelnd. „Kloßteig gibt es eigentlich nur in Deutschland und dem benachbarten Ausland.“ Nach eigenen Angaben gibt es noch drei weitere Kloßteighersteller in Deutschland; Henglein hat bereits 1998 die Firmen Nürnberger Kloßteig und Hochreiter übernommen. Rund 85 Prozent wird für den Endkunden produziert, 15 Prozent gehen an Großverbraucher. Im letzten Jahr hatte Henglein einen Umsatz von rund 186 Millionen Euro erzielt. Henglein will sein konstantes Wachstum weiter ausbauen. Der Schwerpunkt liegt hier nach wie vor in Zentral- und Osteuropa und vor allem in den Bereichen Nudeln und Teige.

NETZWERKKONTAKT
Eckhard Voth (Geschäftsführer)
Hans Henglein & Sohn GmbH
Beerbachstraße 19 | 91183 Abenberg (OT Wassermungenau)
Telefon 09873 / 18 – 0 | Fax 09873 / 18 – 50
www.henglein.de


Quelle: Business Lounge Magazin

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