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Das Zuhause und sich schützen – Von Einbrüchen und Ausbrüchen

Fränkischer.de im Gespräch mit Kriminalhauptkommissar Armin Knorr, Präventionsexperte der KPI Ansbach

Während wir unsere Gesundheit vor Ausbrüchen von Krankheiten auch dadurch schützen, dass wir zu Hause bleiben, gilt es sein Zuhause vor Einbrüchen zu schützen. Vorbeugen heißt die Devise.

Dämmert’s?

Die Dunkle Jahreszeit hat spürbar begonnen. Und ab nächstem Sonntag, 25. Oktober 2020, ist es dann abends noch weniger lang hell.

Dazu passend und jährlich am Tag der Zeitumstellung, wenn die mitteleuropäische Sommerzeit endet, findet als Teil der im Jahr 2012 ins Leben gerufenen Kampagne K-EINBRUCH bundesweit der „Tag des Einbruchschutzes“ statt. Unter dem Motto „Eine Stunde mehr für mehr Sicherheit“ sensibilisiert an diesem Tag auch die Kriminalpolizeiinspektion Ansbach die Bevölkerung für das Thema Einbruch und appelliert mit Vorträgen und Ausstellern an eine eigenverantwortliche Vorsorge.

Einbruch ist mehr als die aufgehebelte Tür oder das eingeschlagene Fenster. Der finanzielle Schaden, der durch einen Einbruch als solchen entsteht, ist schon ärgerlich. Dazu kommt der Verlust der zum Diebesgut gewordenen Gegenstände und Wertsachen.

Wer denkt, das Thema Einbruchschutz würde ihn nicht betreffen („Ich bin ja versichert!“), irrt sich:

Denn selbst, wenn der materielle Wert einer gestohlenen Sache im Cent-Bereich liegen mag, manchmal sind es genau diese Dinge, die uns am teuersten sind, da mit Erinnerungen verbunden.

www.polizei-beratung.de
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Wen ein Verlust von Saphir oder Souvenir, also materieller oder ideeller Werte, noch nicht schrecken, dann vielleicht der Hinweis darauf, dass Einbrecher ihren Opfern zumindest eines, oft unwiederbringlich, rauben: das Sicherheitsgefühl in den eigenen vier Wänden.

Wir gehen wieder aus…

Der diesjährige „Tag des Einbruchschutzes“ in der Schlesier Straße muss Corona-bedingt entfallen.

Die Pandemie zwingt uns derzeit ohnehin dazu, zu Hause zu bleiben. Machen wir aus der Not eine Tugend und uns Gedanken, wie wir unser Zuhause vor Einbrechern schützen können, wenn wir hoffentlich bald wieder mehr ausgehen können.

Davon müssen wir ausgehen…

Da jedoch parallel von einem erneuten Ansteigen der Einbruchszahlen ausgegangen werden muss, haben wir uns bei Kriminalhauptkommissar Armin Knorr, dem Fachberater für sicherheitstechnische Prävention bei der Kriminalpolizeiinspektion Ansbach, getroffen und mit ihm über das Thema gesprochen:

„Kann man potentiellen Einbrechern das Zuhause so unattraktiv machen, dass sie erst gar keinen Versuch unternehmen, hineinzukommen?“

„Wenn es gelingt, die Wohnung oder das Haus immer, also auch bei Abwesenheit, so wirken zu lassen, als ob jemand zu Hause wäre, ist es für den Einbrecher unattraktiv. Dies ist insbesondere in der dunklen Jahreszeit sehr wichtig, da bereits am Nachmittag die Dunkelheit einsetzt. Ein Haus mit offenen Rollläden ohne Licht im Inneren, einer leer offenstehenden Garage oder einem unbenutzten Carport, ungeleerte Briefkästen oder Zeitungsrollen … Diese Dinge deuten darauf hin, dass vermutlich gerade niemand im Haus anwesend ist. Die meisten Einbrecher entscheiden sehr kurzfristig, in welches Haus sie eindringen und hierbei sind solche Indizien ausschlaggebend. Das gilt übrigens für alle Arten von Wohnanwesen, egal ob hochwertig oder normaler Hausstand.

Mit nur geringem finanziellem Aufwand lässt sich hier schon einiges machen, zum Beispiel mittels einfacher Zeitschaltuhren die Beleuchtung im Haus steuern, vielleicht Radios einschalten oder TV-Simulatoren bedienen. Wer über einen längeren Zeitraum nicht zu Hause ist, empfehle ich jemanden damit zu beauftragen, die Rollläden morgens hoch zu ziehen und abends herunterzulassen. Das kann auch mit Smart-Home-Produkten automatisiert werden. Vielleicht bieten Sie dem Nachbarn an, sein sonst auf der Straße parkendes Fahrzeug in dieser Zeit in Ihrem Carport abzustellen.“

„Und wenn der Einbrecher sich davon nicht täuschen lässt, wie kann ich ihm einen Einbruch so schwer wie möglich machen?“

„Leider haben auch neue Fenster und Türen nicht zwangsläufig eine Einbruchhemmung verbaut. Fragen Sie beim Kauf gezielt danach. Während eine Alarmanlage einen Einbruch meldet und eine Videoanlage diesen dokumentiert, sollte an erster Stelle über einen mechanischen Einbruchschutz nachgedacht werden, denn dieser verhindert im besten Fall, dass der Gauner eindringen kann. Fenster und Terrassentüren mit entsprechenden Sicherheitsbeschlägen und abschließbaren Griffen sowie Außentüren mit hochwertigen Schlössern, Schließzylindern aber auch massiven Riegeln und Schließblechen verhindern ein Aufhebeln und dadurch ein schnelles Eindringen.“

„Über welche vermeintlichen Schutzmaßnahmen kann der Profi-Einbrecher nur schmunzeln?“

„Wer sich mit Sicherungstechnik beschäftigt, hat schnell herausgefunden, dass professionelle Einbruchssicherungen nicht blinken! Ich muss immer gleichzeitig darüber lachen und mich ärgern, wenn z. B. in Supermärkten Kameraattrappen, also sogenannte Dummys mit rot oder blau blinkender Leuchtdiode angeboten werden. Auch unechte Außensignaleinheiten von Alarmanlagen, also die normalerweise mit Blinklicht und Sirene bestückten, hier aber leeren Gehäuse aus China erkennt ein erfahrener Einbrecher sofort. Das ist ja schließlich sein „Job“. Investieren Sie Ihr Geld lieber in echte Alarmanlagen oder Videosysteme! Auch Bewegungsmelder mit Hundegebell und ähnliche Spielereien wirken eher selten. Warnschilder die einen „bissigen Hund“ vortäuschen sollen, wirken auch nur, wenn sich hier wirklich ein Hund bei Annähern ans Haus meldet. Außerdem gehen Sie auch mit dem bissigsten Hund hoffentlich mal Gassi!“

„Sie beraten ja immer wieder vor Ort: Welche Schwachstellen an Häusern oder Wohnungen treffen Sie immer wieder an?“

„Die Schwachstellen befinden sich meistens in den Fenstern, welche noch keine eingebauten oder nachgerüsteten Sicherheitsbeschläge bzw. Nachrüstsicherungen haben. Ein Großteil der von mir angetroffenen Fenster wäre mit einfachem Werkzeug innerhalb einer Minute zu öffnen. Die zweithäufigste Schwachstelle sind Nebeneingangstüren. Während die Haustür meist sehr stabil und auch repräsentativ ausgewählt wird, finde ich leider in Kelleraufgängen oder Nebeneingängen, teilweise auch in ans Haus angebauten Garagen mit Zugang zum Haus minderwertige Türen vor. Das Schlimme hierbei ist, dass diese Türen oft von verdeckten Stellen am Grundstück aus ins Gebäude führen und somit weder Nachbarn, noch Passanten eine Chance haben, den Einbrecher zu entdecken.“

„Bargeld? Schmuck? Gibt es ‚Trends‘ bei der Beute?“

„In ‚normale‘ Wohngebäude einbrechende Täter nehmen fast ausschließlich Bargeld und Goldschmuck mit. Bei Bargeld kann die Herkunft später nicht sicher festgestellt werden und Goldschmuck hat bei wenig Volumen viel Wert. Er wird auch meistens eingeschmolzen, was vor allem ideelle Werte, wie Andenken an Mutter oder Oma, sowie sonstige Familienerbstücke unwiederbringlich vernichtet. Nummerierte Gegenstände und Elektronik werden seltener entwendet, da diese leicht aufzufinden und zuzuordnen sind.“

„Wie sichere ich Wertsachen?“

„Für Wertsachen gibt es eigentlich nur zwei zu empfehlende Sicherungsmöglichkeiten: Einen schweren, hochwertigen, dem Wert des Inhalts angepassten Tresor, der am besten auch noch fest an Wand und/oder Boden, nach Herstellerangaben, befestigt ist oder ein Bankschließfach bzw. vergleichbare extern anmietbare Schließfächer bei zuverlässigen Firmen. Achten Sie hierbei bitte immer auf den ausreichenden Versicherungsschutz! Ich rate dazu, eine Wertsachenliste zu erstellen, in welche Sie Fotos und Beschreibungen Ihrer Schmuckstücke oder sonstiger Wertgegenstände eintragen. Fotografieren Sie die Stücke und legen Sie auch ein Lineal oder Maßband daneben, um die Größe gut erkennen zu können. Im Fall der Fälle helfen diese Aufzeichnungen Ihr gestohlenes Eigentum bei Auffinden wieder zuzuordnen. Bewahren Sie diese Liste aber sicher auf!“

„An wen kann man sich wenden, wenn man sein Zuhause auf Einbruchsicherheit überprüfen lassen möchte?“

KHK Armin Knorr ist Experte in Sachen Einbruchschutz

„Eine firmen- und produktneutrale Beratung erhalten Sie bei Ihrer für Ihren Wohnort zuständigen kriminalpolizeilichen Beratungsstelle. In der Stadt Ansbach, sowie den Landkreisen Ansbach, Neustadt an der Aisch – Bad Windsheim und Weißenburg – Gunzenhausen bin ich persönlich hierfür Ihr Ansprechpartner. Gerne berate ich Sie, soweit Corona dies zulässt, an Ihrem eigenen Objekt vor Ort. Insbesondere Renovierer und Bauherren von Neubauten oder Erweiterungen sollten dieses Angebot in Anspruch nehmen. Nachrüstung ist in der Regel teurer als der Aufpreis für ein einbruchhemmendes, geprüftes Bauteil bei der Anschaffung. Sie erhalten aber von mir auch gerne eine Liste von Fachfirmen, welche sich verpflichtet haben in unserem Sinne zu beraten. Diese Firmen machen Ihnen Sicherungsvorschläge nach den von uns empfohlenen Normen. Hier haben Sie auch die Sicherheit eines fachgerechten Einbaus, der dann auch über die KfW-Banken gefördert werden kann.“

„Welche Empfehlungen für unseren Alltag haben Sie? Und was sind Ihre fünf wichtigsten Tipps zur Vermeidung von Einbrüchen…?“

  • „Wie anfangs schon gesagt, achten Sie darauf, dass Ihre Wohnung nicht auf den ersten Blick Ihre Abwesenheit Preis gibt!
  • Verschließen Sie Fenster, Balkon- und Terrassentüren auch bei kurzer Abwesenheit und ziehen Sie die Tür nicht nur ins Schloss, sondern schließen Sie immer zweifach ab!
  • Pflegen Sie den Kontakt zu Ihren Nachbarn und thematisieren Sie mit diesen das Thema Einbruchschutz, denn in einer aufmerksamen Nachbarschaft haben Einbrecher kaum eine Chance.
  • Achten Sie auf Fremde am Haus oder auf dem Nachbargrundstück, sprechen Sie sie an und alarmieren Sie bei Gefahr (Hilferufe, ausgelöste Alarmanlage) und in dringenden Verdachtsfällen sofort die Polizei über Notruf 110.
  • Informieren Sie sich vor Baumaßnahmen oder Anschaffung von Sicherungstechnik unverbindlich bei Ihrer Beratungsstelle!“

„Vielen Dank, Herr Knorr!“

Weitere Tipps hierzu findet Ihr unter www.k-einbruch.de.