Ansbach, 3. Juni 2025 – In einer würdigen Zeremonie verlegte der Künstler Gunter Demnig an mehreren Stellen in Ansbach neun Stolpersteine. Bei der möglicherweise letzten Verlegung von neuen Stolpersteinen in Ansbach gab es nach elf Jahren noch eine Premiere.

Diese Stolpersteine erinnern zukünftig an die Opfer des NS-Regimes:

  • In der Merckstraße 4 wird an Max Ernsthal erinnert
  • In der Uzstraße 22 wird an Charlotte Wittelshöfer erinnert
  • In der Uzstraße 18 wird an Helene Bollack und Margarete Wittkowsky erinnert
  • In der Reuterstraße 2a wird an Sali Schmid, Rosa Schmid, Julius Neuberger und Hedwig Neuberger erinnert
  • In der Schalkhäuser Straße 84 wird an Karoline Schloss erinnert

Nach elf Jahren Stolpersteinen in Ansbach noch eine Premiere
In diesem Jahr gab es zur Verlegung auch eine Premiere: Zum ersten Mal wurde ein Stolperstein ausgetauscht. Ursprünglich galt das Schicksal von Margarete Wittkowsky als unbekannt. Durch die Digitalisierung eines Archivs konnte ihr Schicksal aber nun in Erfahrung gebracht werden. Sie starb im 1939 im Alter von 74 Jahren in Stuttgart. Ihr Grab befindet sich bis heute in der jüdischen Abteilung des Stuttgarter Pragfriedhofs.

Die Stolpersteine werden am letzten freiwillig gewählten Wohnort verlegt. So sind die Messingplaketten eine bleibende Erinnerung an jüdische Mitbürger, die vom NS-Regime vertrieben, entrechtet oder ermordet wurden. Mit der diesjährigen Verlegung gibt es nun 138 Stolpersteine in Ansbach. Der für die Recherche verantwortliche Frankenbund e. V. geht davon aus, dass dies die letzte Verlegung für bekannte Opfer des NS-Regimes war.

Oberbürgermeister mahnt den aufflammenden Antisemitismus an
„Wenn wir an dieses Leid der Ansbacher Juden denken, wird das alltägliche Geschehen durchbrochen und die Schrecken des NS-Terrors werden präsent, werden unbegreiflich greifbar“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Deffner. Gleichzeitig mahnte Deffner den aufflammenden Antisemitismus in Deutschland und der westlichen Welt an. Dabei nannte er den Mordanschlag auf ein israelisches Paar in Washington und die Bedrohung der israelischen ESC-Starterin Yuval Raphael, einer Überlebenden des Terroranschlags vom 7. Oktober 2023 auf das Nova-Musikfestival, als erschreckende Beispiele. Auch in Ansbach zeige sich dieser internationale Antisemitismus am Beispiel der israelischen Fahne am Rathaus. „Zum einen hat man versucht, mich mit einer E-Mail-Kampagne aus dem linken politischen Lager einzuschüchtern. Zum anderen wurde auf die Fahne in der letzten Silvesternacht ein antiisraelischer Anschlag mit Feuerwerkskörpern verübt“, fasst Deffner zusammen.

Frankenbund engagiert sich für Stolpersteine
Im Besonderen bedankte sich Deffner bei der Ansbacher Ortsgruppe des Frankenbunds e. V und namentlich bei Alexander Biernoth und Stefan Diezinger. Seit nunmehr elf Jahren macht die Ortsgruppe die Verlegung von Stolpersteinen möglich, indem sie die Schicksale recherchiert. Auch haben sie in der Vergangenheit immer wieder Kontakt zu Angehörigen und Nachfahren hergestellt.

Da die Verlegestellen in diesem Jahr über das Stadtgebiet verteilt sind, wurden im Nachgang der Zeremonie ein weiterer Stolperstein in der Schalkhäuser Straße 84 verlegt. Weitere Informationen zu den Stolpersteine in Ansbach sind hier zu finden: https://www.synagoge-ansbach.de/stolpersteine.html